Laufzeitverlängerung: Atomkonzerne zahlen wohl nur einmal
Der "nennenswerte Beitrag" stellt für die Atomwirtschaft vermutlich kein Problem dar: Investitionen in erneuerbare Energien sollen als Gegenleistung für längere Laufzeiten gelten.
BERLIN taz | Neue Verwirrung um die Gegenleistung der Atomwirtschaft für längere Laufzeiten: Nach dem CDU-Präsidium sprach sich zwar auch der umweltpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kauch, dafür aus, dass die Energiekonzerne neben der geplanten Brennelementesteuer zusätzlich einen "nennenswerten Beitrag für die erneuerbaren Energien" leisten sollen. Hinter dieser Formulierung, die in ähnlicher Form auch von der Union verwendet worden war, verbirgt sich aber nach Angaben aus Parteikreisen anders als ursprünglich vorgesehen keine Abgabe an den Staat, einen Fonds oder eine Stiftung. Vielmehr sollen Investitionszusagen der Konzerne selbst angerechnet werden.
Nach Informationen der Rheinischen Post ist in der Koalition ein zusätzlicher Beitrag der vier Energiekonzerne RWE, Eon, EnBW und Vattenfall von insgesamt 1 bis 2 Milliarden Euro jährlich im Gespräch. Wenn es dabei tatsächlich um Investitionszusagen in erneuerbare Energien gehen sollte, könnten die Unternehmen dies problemlos leisten. Denn auch unabhängig von einer möglichen Laufzeitverlängerung investieren die Unternehmen bereits in erheblichem Umfang in diese Techniken. So plant RWE bis 2010 jährliche Investitionen von mindestens 1 Milliarde Euro in Windkraft; Eon bezeichnet erneuerbare Energien als "Kerngeschäft" und "Schwerpunkt unserer Investitionen".
Gewerkschaften, Umwelt- und Verbraucherverbände haben unterdessen die Konzentration der energiepolitischen Debatte auf die Laufzeiten kritisiert und stärkere Anstrengungen bei der Effizienzsteigerung gefordert. Notwendig sei ein verbindliches Einsparziel von mindestens 2 Prozent jährlich, sagte der stellvertretende BUND-Vorsitzende Klaus Burmeier. "Wenn die Effizienzpotenziale genutzt werden, ist jede Laufzeitverlängerung überflüssig."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Abschluss G20-Gipfel in Brasilien
Der Westen hat nicht mehr so viel zu melden
CDU-Politiker Marco Wanderwitz
Schmerzhafter Abgang eines Standhaften