: Last-Minute-Ticket nach Kairo
■ Palästinenser dementieren Erklärung über angebliches Angebot Netanjahus, den Bau von Siedlungen zu stoppen
Jerusalem (AP/AFP) – In letzter Minute ist gestern nachmittag doch noch eine israelische Delegation zu Verhandlungen mit Palästinensern nach Kairo gereist. Zuvor hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gedroht, die Reise abzusagen, falls die Palästinenser nicht eine Erklärung zurückzögen, wonach seine Regierung bereit sei, ihre Siedlungspolitik einzufrieren.
Eine entsprechende Nachricht hatte der israelische Rundfunk am Samstag verbreitet. Ursprünglich hatte es geheißen, Informationsquelle seien hochrangige palästinensische und israelische Kreise; später hieß es dann, Marwan Kanafani, Sprecher von PLO-Chef Jassir Arafat, sei Ursprung der Meldung.
Netanjuhu wies die Darstellung, er habe gegenüber den Palästinensern in der Siedlungspolitik Zugeständnisse gemacht, umgehend zurück. Die israelische Delegation werde erst zu den in der vergangenen Woche vereinbahrten Gesprächen fliegen, wenn die palästinensische Seite ihre Erklärung dementiere.
Nach Vermittlung des ägyptischen Außenministers Amr Mussa sagte dann gestern der palästinensische Verhandlungsführer Saib Erekat: „Wenn die Israelis sagen, es gebe kein derartiges Abkommen, ist das richtig.“ Er habe einen solchen Baustopp gewünscht, die Gegenseite sei aber nicht dazu bereit gewesen. Aus dem Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verlautete darauf, nach dem Dementi reise die Delegation nun nach Kairo. Von palästinensischer Seite hieß es, Arafats Sprecher Kanafani habe zuvor nur erklärt, Netanjahu habe einem Baustopp für Siedlungen im Westjordanland und im Gaza-Streifen „im Prinzip“ zugestimmt.
Auch über die eigentlichen Gesprächsthemen in Kairo herrschte gestern noch Uneinigkeit. Palästinenservertreter Hassan Asfur erklärte, bei dem Treffen ginge es um alle Themen einschließlich der israelischen Siedlungspolitik. Der Leiter der israelischen Delegation und Berater Netanjahus, Dani Naveh, sagte dagegen, die Siedlungspolitik stehe nicht auf der Tagesordnung.
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