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Lars Penning Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Mit seinem vorletzten Film „Vous n’avez encore rien vu“ (2012) gelang dem mittlerweile verstorbenen Alain Resnais noch einmal ein großer Wurf. Das Werk greift jene Themen auf, die den französischen Regisseur über Jahrzehnte beschäftigten: Es geht um das Erinnern und Vergessen, das Variieren und Neuerfinden sowie die Vermischung von verschiedenen Zeit-, Wahrnehmungs- und Realitätsebenen. Auf dem Anwesen eines Autors versammeln sich Schauspieler, die bereits in verschiedenen Inszenierungen des Eurydice-Stoffes mitgewirkt haben, um sich eine DVD mit der „Eurydice“-Aufführung einer jungen Theatertruppe anzusehen. Mit dem Beginn der Vorführung fangen die Realitätsebenen an, sich zu verschieben: Die Schauspieler im Zuschauerraum agieren in ihren einstigen Rollen, sie sprechen mit den Kollegen auf der Leinwand mit. Bühnentext und Privates vermischen sich, zeitliche Abläufe geraten durcheinander, die Ausblicke durch die Dekoration auf eine imaginäre Außenwelt ändern sich: ein ungeheuer fantasievolles Spiel (OmU, 8. 10., 19 Uhr, Arsenal 2).

Einmal erzielte der italienische Neorealismus einen richtigen Welterfolg: Giuseppe De Santis hatte in „Bitterer Reis“ (1949) sehr geschickt eine Studie des Lebens armer Arbeiterinnen auf den Reisfeldern der Poebene mit einem Kriminalmelodram um die Verlockungen kriminell erworbenen Reichtums verbunden und es dabei trefflich verstanden, auch die unübersehbaren Reize seiner Hauptdarstellerin Silvana Mangano ins rechte Licht zu setzen. Das führte nicht nur dazu, dass „Bitterer Reis“ in der BRD geraume Zeit als Synonym für überproportionierte Busen galt, sondern später auch zu einer peinlichen Verwechslung in den USA: Als die kantige Charakterschauspielerin Anna Magnani Mitte der 50er Jahre für ihren ersten amerikanischen Film nach Hollywood kam, erwartete sie dort zwar eine erkleckliche Anzahl an Reportern, doch die waren nicht wirklich ihretwegen gekommen. Die Zeitungsmenschen hatten die kurvenreiche Ex-Miss Rom Silvana Mangano begrüßen wollen (OmenglU, 7. 10., 21.45 Uhr, Babylon Mitte).

Ernste Politik gibt es eher nicht in Erik Charells mit enormem Ausstattungsaufwand inszenierter UFA-Filmoperette „Der Kongreß tanzt“ (1931). Stattdessen wird beim Wiener Kongress, nun ja, zur Musik von Werner Richard Heymann viel getanzt, aber auch mächtig geflirtet. Das erledigen Lilian Harvey als Handschuhmacherin und Willy Fritsch als Zar Alexander (7. 10., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

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