: Lambsdorff: Regierung fehlt der Mut
Bonn (ap) - Gereizte Reaktionen von CDU und CSU hat Kritik von Graf Lambsdorff (FDP) an der Arbeit der Bonner Koalition ausgelöst. Lambsdorff kritisierte, die Koalition schiebe Entscheidungen vor sich her. Er verlangte, bis zum Jahresende müsse „klipp und klar festgelegt sein, wie die Steuerreform finanziert werden soll“. In der Agrarpolitik sei die „Stunde der Wahrheit“ gekommen, sagte Lambsdorff weiter. Die EG sei praktisch pleite. „Wir müssen es den Bauern offen sagen: Mit der Überproduktion ist Schluß, Flächen müssen dazu stillgelegt werden und es bleibt uns nicht erspart, daß landwirtschaftliche Betriebe aufgeben müssen“, erklärte er. Auch bei der Stahlkrise sei Mut zur Wahrheit notwendig. „20.000 bis 30.000 Arbeitsplätze sind einfach nicht mehr zu halten“, betonte Lambsdorff. Das Ruhrgebiet stehe vor der größten Strukturreform seiner Geschichte. Auch für die bayerische Maxhütte sieht Lambsdorff keine Chance mehr. Ein „riskantes Spiel“ warf der FDP–Politiker dem CDU–Generalsekretär vor. Geißler wolle die CDU zu einer „Volkspartei der linken Mitte ummodeln“. CDU– Sprecher Jürgen Merschmeier entgegnete, Lambsdorff scheine „an einer politisch bedingten Sehschwäche zu leiden“. Wolfgang Bötsch (CSU), forderte Lambsdorff auf, „endlich die Störfeuer gegen die Koalition“ einzustellen. Seine „unberechtigten und unerträglichen Querschüsse“ verschlechterten das Koalitionsklima in einem gefährlichen Maß.
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