Lallen Lübecker Stadtvertreter?

Für die 50 Abgeordneten der Lübecker Bürgerschaft schlägt am 29. August die Stunde der Wahrheit: Mitglieder der städtischen Arbeitsgruppe „Gesundheitsförderung/Alkoholprävention“ wollen kontrollieren, ob in der Bürgerschaftssitzung zuviel Alkohol getrunken wird.

„Wir lassen die Bürgerschaftsmitglieder nicht ins Röhrchen pusten“, beschwichtigt die Ärztin Marianne Schauer von der Arbeitsgruppe. „Wir wollen uns einfach mal ein Bild von der Sitzung und ihrem Verlauf machen“.

Über Schluckspechte in Bürgerschaftssitzungen gibt es in Lübeck seit geraumer Zeit allerlei Gerüchte. Von „lallenden Rednern am Mikrophon“ ist die Rede und von Stadtvertretern, die nach der Sitzung nicht mehr in der Lage seien, Auto zu fahren. Der Pächter des Lübecker Ratskellers, der in der Lobby des Sitzungssaales Kuchen und Brötchen, Kaffee und Selters, aber auch Bier und Wein verkauft, verrät allerdings nicht, ob er mehr Alkoholisches oder Nicht-Alkoholisches ausschenkt. „Ich habe es noch nie erlebt, daß jemand aus dem Sitzungssaal getragen werden mußte,“ sagt Wolfgang Barz, der Leiter des Büros der Bürgerschaft.

„Wer über Milliardenbeträge des städtischen Haushaltes entscheidet, sollte einen klaren Kopf haben“, befindet der Grüne Rolf Klinkel die Kontrolle für höchst notwendig. In seiner Fraktion würde „während der Sitzungen nur Wasser“ getrunken. Der Versuch der Grünen, die Anfang des Jahres den Alkoholkonsum in der Bürgerschaft völlig verbieten lassen wollten , scheiterte an den Stimmen der drei anderen Parteien.

In den Seminaren zum Thema Alkohol am Arbeitsplatz, die die seit 1993 bestehende Arbeitsgruppe vornimmt, sei sie häufiger auf die Trinkgewohnheiten in der Bürgerschaft angesprochen worden. Schauer: „Jetzt wollen wir uns mal selbst ein Bild machen“. lno