: Lagerkoller in den Hosen
Er kam über Nacht, unangekündigt und hinterhältig: Der Lagerkoller. Dabei hatte der Tag so friedlich begonnen. Gemeinsames Frühstück, keiner drückte sich vorm Spüldienst, selbst das allmorgendliche Trainingsspiel verlief, von kleineren Fouls mal abgesehen, ohne besondere Zwischenfälle. Doch schon beim Mittagessen kündigte sich das nahen
de Unheil an. Anstatt des wie üblich einstimmig gewählten Touristen-Menüs (Heute: Spaghetti vongole, Insalata mista, Tirami-Su) tanzte Breiti plötzlich aus der Reihe und bestand auf Wiener Schnitzel mit Kroketten. „Diva mit Star-Allüren“ und andere Beschimpfungen zerstörten in Sekundenschnelle die Harmonie der letzten Tage:
14.20 Uhr. Kuddel tritt barfuß in eine Glasscherbe und muß sich den Vorwurf gefallen lassen, dies absichtlich getan zu haben, um vorzeitig die Heimreise antreten zu können. Dem Antrag wurde nicht stattgegeben.
15.10 Uhr. Das gemeinsame Erstellen des täglichen taz -Artikels wird von hämischen Sticheleien überschattet. Beleidigungen wie „Analphabet“ oder „Schmierenjournalist“ fallen.
16.25 Uhr. Es kommt zum offenen Eklat: Das Tipp-Kick -Turnier nach der Mittagspause endet in Handgreiflichkeiten, als England (Campino) gegen Brasilien (Andi) ein Wembley-Tor erzielt. Die bereitgestellten Sicherheitsvorkehrungen (Wassereimer, Salzstangen, Baldriantropfen) erweisen sich als unzureichend.
Was auf dem Spielfeld begann, setzte sich auf den Rängen fort. Wie im richtigen Leben hatte man vergessen, die gegnerischen Fanblöcke (Breiti, Wölli, Trini) voneinander zu trennen. Für zerstörtes Mobiliar und eine Komplett -Renovierung des Zimmers berechnete die Geschäftsführung der Pension 215.000 Lire ohne Mehrwertsteuer. Die Hosen schon am Ende? Lesen Sie morgen, warum auch Boris Becker die Pension fluchtartig verließ.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen