: Lady Sunshine and Mr. Moon
betr.: „Endlich sind wir allein“ (Sex, Körper, Macht), taz vom 20. 6. 02
Das resignative Scheitern vieler Beziehungen der über 40-Jährigen beschreibt Eberhard Seidel durchaus treffend. Ungewollt verrät er sogar das Geheimnis des Misserfolgs: Die Beibehaltung des traditionellen Geschlechtermachtkampfs, jetzt nur mit Machtverlust der Männer und Machtzuwachs der Frauen. Was er sich wie viele LeidensgenossInnen nicht vorstellen kann: dass ein beidseitiger Verzicht auf Machtausübung Voraussetzung für vertrauensbildende Maßnahmen und gemeinsame Steuerung und Regelung der Beziehung ist, dass also Konfliktfähigkeit Dominanz ersetzen muss, wenn das schwierige Projekt einer Interessengemeinschaft Nähe und Verlässlichkeit gelingen soll.
Die Männer, die glaubten, eine Mutation zum Softie führe zum Erfolg, haben nur die Muttersohn-Kehrseite des patriarchalischen Mackers nach vorne gedreht. Sie entsprechen Seidels bezeichnendem Schlussbild: Als „Planeten mit unterschiedlicher Umlaufbahn“ umkreisen sie ihre Mütter. Dass „eine Begegnung trotzdem glückt“, wäre abschnittsweise nur zu erwarten, wenn eine Frau auf seine Umlaufbahn einschwenkt.
Eine partnerschaftliche Liebesbeziehung kann längerfristig nur gelingen, wenn beide von ihren Familen freigeschwommene Wege zueinander und miteinander finden, sie also bewusst darauf verzichten, sich gegenseitig auf die Umlaufbahn ihrer Familien zu zwingen. CLAUS METZ, Frankfurt/Main
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