■ Die Meinung der Anderen: La Repubblica
Es ist ausnahmsweise nicht die von den großen Seen aufsteigende Feuchtigkeit, die die klare und so amerikanische Silhouette Chicagos verschleiert, sondern eher ein innerer Dunst: Es ist der melancholische Nebel der Erinnerungen und der Gewissensbisse der amerikanischen Linken. Diese US-Linke weiß nicht mehr, wer sie ist und was sie dem Land anzubieten hat. Die Überreste der Linken finden sich auf ihrem Kongreß der Demokraten in Chigaco nur deshalb wieder, um die Wähler zu beschwören, daß sie den amtierenden Präsidenten Bill Clinton wiederwählen.
Die Parteikongresse im TV-Zeitalter sind reine Shows geworden. Eines Tages könnte das Theater dieser vorgetäuschten Politik einstürzen, und in den Städten des Jahres 2000 könnte statt des Dunstes der Seen, statt des Nebels der Erinnerungen der Rauch von Molotowcocktails aufsteigen, die von künftigen Generationen ohne Arbeit und angewidert von den neuen „Schweinen“ mit ihren gefärbten Lügen geworfen werden.
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