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Archiv-Artikel

LUFTANGRIFFE: DIE KONFRONTATION MIT SYRIEN SCHADET ISRAEL Terror muss man wegverhandeln

Nichts konnte für die Sache der Palästinenser schädlicher sein als der Selbstmordanschlag auf ein von Juden, Muslimen und Christen frequentiertes Lokal in Haifa am Samstag. Solche Aktionen diskreditieren jeden legitimen Widerstand gegen die israelische Besatzung. Zugleich aber konnte nichts den Interessen Israels abträglicher sein als die Bombardierung eines angeblichen Trainingscamps des Dschihad Islami mitten in Syrien.

Dabei ist der Wunsch, die von Syrien aus agierenden palästinensischen Terrorgruppen unschädlich zu machen, ein legitimes Anliegen. Aber die Wahl der Mittel, die Israels Premier Ariel Scharon mit dem gestrigen Luftangriff getroffen hat, läuft ironischerweise eben diesem Ziel zuwider. Syrien gestattet diesen Gruppen vor allem deswegen Unterschlupf, weil Präsident Baschar al-Assad ein Faustpfand benötigt, um die von Israel annektierten Golanhöhen eines Tages auf dem Verhandlungswege wieder unter Kontrolle zu bekommen. Jahrelang bestand in dieser Angelegenheit ein zwar unschönes, aber pragmatisches stillschweigendes Übereinkommen zwischen Syrien und Israel: Räumung des Golangebirges gegen Ausweisung der Extremistengruppen. Schon mehrmals waren Diplomaten beider Seiten dabei, entsprechende Verhandlungen vorzubereiten. Diese friedliche Route zum Ausgleich mit Syrien ist nun für lange Zeit obsolet – und das auch zum Nachteil Israels. Dieses kann nun nämlich keine syrische Gegenleistung für den langfristig unvermeidbaren Rückzug aus dem Golan mehr erwarten. Ein unilateraler Abzug aber würde – wie schon im Südlibanon – als Zeichen der Schwäche ausgelegt werden und den Terror in Palästina beflügeln.

Zudem hat Israel sich mit der demonstrativen Verletzung der syrischen Souveränität auf eine mittelfristig konfrontative Haltung gegenüber dem Nachbarland festgelegt. Sollte Premier Scharon nun noch weitere Angriffe gegen Ziele auf syrischem Gebiet fliegen lassen, wird das die Extremisten nicht nur nicht von ihren Aktivitäten abhalten. Sondern zu einem neuen, dauerhaften Krisenherd führen. YASSIN MUSHARBASH