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■ LOOPBACKUmsonst ist nicht mal der Tod

Manchmal gibt es Dinge, die man später bitter bereut. Auf Versäumnisse trifft das ganz besonders zu – wenn man einfach zu blöde war, dieses oder jenes zu tun, und sich nun in den Hintern beißen möchte. Ein paar Jahre ist sie nun schon vergangen, jene verhängnisvolle Nacht, in der mich Marco, der für Computermagazine schreibt, von dieser öden Pressekonferenz eines ebenso öden Softwaregiganten in eine Kiezkneipe schleppen wollte, weil er unbedingt noch was Anständiges trinken mußte.

Nun gut, ich ging mit – obwohl mir der Prosecco durchaus zusagte. Wir einigten uns auf einen irischen Whiskey namens Paddy. (Ich erwähne das nur, weil ich heute diesem Zeug die Schuld gebe. Es hat ein Aroma, das stark an Katzenpisse erinnert. Und wer Katzen haßt und kleine Kinder, kann ja ein so schlechter Mensch nicht sein.) „Laß uns ein Geschäft machen!“ schlug er vor. „Wir kratzen ein paar Mark zusammen, machen 'ne Liste von großen Firmen und melden deren Name als Domain im Internet an.“ Spinnt der? Was soll ich denn mit „www.bosch.de“ oder mit „henkel.de“? „Heute wissen die noch nicht einmal, was das Internet überhaupt ist“, entgegnete er, „aber du wirst sehen, irgendwann wollen sie alle rein. Die ersten sind dann schon da.“

Die Idee erschien mir so abstrus und das Zeug roch so grauenhaft, daß ich nicht weiter darüber nachdenken mochte. Das war ein großer Fehler, denn heute wird mit Domainnamen richtig Geld verdient. Beim „Deutschen Network Information Center“ (DeNIC) kann man jeden beliebigen Domainnamen anmelden – vorausgesetzt, daß er noch frei ist. Die deutsche Suchmaschine „Dino“ muß sich nur deshalb „dino-online.de“ nennen, weil sich schon jemand anders den Namen reservieren ließ. Reservierte, aber ungenutzte Namen können seit neuestem auf einer Online- Versteigerung oder zum Festpreis erworben werden (http://www .domain-markt.de). Wie wäre es mit „auto.de“? Das ist für nur 1.000 Mark zu haben und ein idealer Name für die Internet-Präsenz des Schrotthändlers aus der Vorstadt. Aber es gibt auch richtig teure Begriffe, und für die Vermittlung wollen die Betreiber zehn bis zwanzig Prozent.

Reinhard Lenz, Online-Redakteur der Berliner Morgenpost, war schlauer als ich: Er hat sich die Domains „tod.de“ und „abschied.de“ gesichert (E-Mail: think@tod.de). Ich habe ihm vorgeschlagen, sie online anzubieten. Vielleicht meldet sich ja das eine oder andere Bestattungsunternehmen oder ein Hersteller von Erdmöbeln. Aber er denkt nicht daran. Noch nicht...

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