LONDON EYE : Lieber rot als britisch
VON DANIEL ZYLBERSZTAJN
Seit Freitag diskutieren sie nun, wie man britisch definiert und ob man selbst jetzt britischer geworden sei. Olympia-Eröffnungsregisseur Danny Boyle habe übertrieben, erzählt Yinka, ein aus Nigeria stammender Londoner: „Wir sind gar nicht so divers in Großbritannien, wie es am Freitag gezeigt wurde.“ Dagegen hat er aber nichts, weil es zumindest die Londoner repräsentiere. Endlich sind diese auch wieder an die Arbeit und in den Alltag zurückgekehrt. Dass ihre Kollegen divers und international sind, spüren sie jetzt ganz besonders, denn nach den Debatten über die Eröffnungsfeier beginnen jetzt die Streitereien, aus welchem Land der oder die beste SportlerIn kommt.
Hanna, die von Äthiopien nach London gezogen ist, freut sich schon über bevorstehende Erfolge. Aber sie habe sich fast mit ihrer Freundin aus Kenia zerstritten, wer die besseren Langstreckenläufer habe. Der ehemalige Australier Richard ist eher ruhig. Wir waren mal gut, sagt er. „Vielleicht ist es Zeit, dass ich das Team wechsele, ich lebe ja schon so lange hier, aber die Briten sind auch nicht viel besser.“
Da sind Deutsche mit Londoner Wahlheimat schon besser bedient. Es wird spannend für uns, sagt Claudia. Aber sie fände die BBC-Kommentare degradierend: „Sogar wenn andere Mannschaften klar besser sind, reden sie nur von Team GB.“ Hugo, ein Engländer, stimmt ihr zu, die Chinesen bei ihm am Arbeitsplatz fänden das auch schon seltsam, und er findet es peinlich.
Aber er kennt einen Ausweg: Der rote Knopf! „Wer den auf seiner Fernbedienung drückt“, erklärt er, „kann die Sportveranstaltungen ohne GB-orientierte Moderation sehen.“ Mal sehen, was der rote Knopf bei der nächsten Rede von David Cameron macht.