LISZT: Die Kakophonie von Ferkel und Äther
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Manche seiner Bilder brauchen lang. Dann schichtet Max Ruf in Abständen von Monaten Farbe auf der Leinwand bis das zweidimensionale Tableau die Wirkung einer tiefen Tiefe entwickelt. Einige Bilder versieht er mit abstrakten Architekturen. Dann können es wülstige Streifen aus Ölfarbe sein, die wie Grundrisse angeordnet sind, auch mal einen Torbogen nachziehen oder an den Ausschnitt eines Stadtplans erinnern – immer etwas schief und verdreht. Als „Bühnen“ bezeichnet Ruf auch die spekulativen Orte seiner Malerei. Räume irgendwo im Äther. Im LISZT stoßen Max Rufs langwierige Ätherräume auf schnelllebige Rumknipsfotografie. Mit der Einwegkamera haben die Betreiber des LISZT, Philipp Simon und Lukas Quietzsch, die Jahre ihres Projektraums festgehalten (denn vielleicht ist dies die letzte Ausstellung). „Erweiterte Ausstellungsfotografie“ nennen sie scherzhaft die Ansammlung trivialer, verträumter und bescheuerter Momente, die nun in billiger Grauschimmer-Qualität die Wände füllen: Da hat sich jemand beim Pinkeln fotografiert, ein herumlaufendes Ferkel abgeknipst oder eine Interieurszene mit Flachbildfernseher auf Ikeakommode festgehalten. Und während sich der Blick an der visuellen Kakophonie von Fotografie und Malerei abarbeitet, er zwischen Max Rufs abstrakten Räumen und den konkreten Momenten der Fotos entlangwandert, verkehren sich plötzlich Begriff und Bild: Ist das aus dem Kontext gerissene Ferkel nicht auch ein Abstraktum und der Pinselstrich auf der Leinwand nicht ganz konkret? (soj)
Bis 21. 4., nach Vereinbarung unter mail@lisztliszt.de, Gustav-Adolf-Str. 13
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