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Archiv-Artikel

LIEBESERKLÄRUNG Junge Union

WENN SICH IN DER JU ZWEI UM DEN VORSITZ STREITEN, MACHEN SIE KEINEN ANDEREN UNSINN

Nachwuchsorganisationen von Parteien sind Karriereschmieden. Politische Überzeugungen stören da eher. Dass die Junge Union Deutschlands, die Spielwarenabteilung von CDU/CSU, nun erstmals seit 40 Jahren Demokratie mimte und es auf ihrem Parteitag in Inzell zu einer Kampfkandidatur um den Vorsitz kommen ließ, hat dementsprechend nichts mit Inhalten zu tun, sondern mit der Unfähigkeit zweier Ehrgeizlinge, sich zu einigen. Weder Benedict Pöttering noch Paul Ziemiak können es länger erwarten, endlich an die wirklich fetten Fleischtöpfe zu kommen.

Vorgänger Philipp ‚Putin‘ Mißfelder hat da insofern Einfluss gehabt als er die Missachtung eines ja doch irgendwie gegebenen politischen Auftrags zu Gunsten skrupellos betriebener und somit zwangsläufig von Topanwälten (Peter Gauweiler u. a.) begleiteter persönlicher Bereicherung grandios vorgelebt hat. Tun wir also an dieser Stelle nicht so, als wäre es zu bedauern, dass das ‚Ergebnis‘ dieser ‚Wahl‘ erst am späten Freitagabend feststand: Am Freitagabend sind auch wieder zahlreiche Räder in China umgefallen.

Das Gute an Organisationen wie der JU ist doch, dass sie jungen Menschen, die sonst auf Schulhöfen isoliert oder gemobbt herumstehen, einen Ort gibt, wo sie Leute treffen, die ihrer näheren Umgebung noch unsympathischer sind als sie selbst. Neben dieser parteiübergreifend zutreffenden Beschreibung muss man festhalten, dass die Mehrheit der JU-Mitglieder Landeier sind: Wo sie herkommen, gibt es sehr viel Böseres als die Junge Union. Der tragisch früh verstorbene Adorno-Schüler Hans-Jürgen Krahl, über den Rudi Dutschke gesagt hat, „Er war der Klügste von uns allen“, hat es jedenfalls immer als Fortschritt gesehen, nach Mitgliedschaften in reaktionären Provinzbünden es dann doch noch zum eifernden JU-Funktionär gebracht zu haben. AMBROS WAIBEL