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Archiv-Artikel

LEUCHTEN DER MENSCHHEIT WOLFGANG GAST Spionage ist immer und überall

Von Churchill stammt der Satz: Wer weit nach vorne in die Zukunft sehen will, der muss weit zurück in die Vergangenheit blicken. Den Spruch hat sich der frühere Professor für Neuere Geschichte, Wolfgang Krieger, zu Herzen genommen. In seinem jetzt aktualisierten Buch berichtet er von der „Geschichte der Geheimdienste“ (C. H. Beck, 2014) und schlägt den geschichtlichen Bogen „Von den Pharaonen bis zur NSA“.

Das Wissen über den Feind ist für jeden Staat von wesentlicher Bedeutung. Einer der Kernsätze Kriegers. Schon Alexander der Große habe sich auf Spionage verlassen. Dass ihm das beinahe zum Verhängnis wurde, ist wohl symptomatisch für das ganze Gewerbe. 333 v. Chr. bei der „Issus-Keilerei“ wurde der makedonische Heeresführer falsch informiert. Seine Agenten berichteten, der Perserkönig und sein Heer seien noch weit entfernt. Tatsächlich marschierten beide Heere aneinander vorbei, sodass Alexander in umgekehrter Schlachtformation kämpfen musste. Er siegte dennoch.

Jetzt zur Zukunft, die Krieger mit cyber warfare und dem Whistleblower Edward Snowden einleitet. Das Internet wird ihm zufolge zunehmend zum Kriegsschauplatz zwischen Staaten. Die Arbeit der Geheimdienste wandle sich dabei von der Informationsbeschaffung zur unmittelbaren Kriegswaffe, wie etwa die Cyber-Attacken auf das iranische Urananreicherungsprogramm zeigten. Nach dem Ende des Kalten Krieges durften wir noch auf ein Ende der Geheimdienste hoffen. Der Traum ist aber aus, klärt uns Krieger auf: Das Internet hat ihn zerstört.

Der Autor ist Redakteur der taz