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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Verlockend einfach

■ betr.: „Abgegrast“, taz vom 28. 3. 15

Die Rechtfertigung von Polizeidirektor Weis, im Görlitzer Park seien nun einmal 98 Prozent der Dealer Schwarzafrikaner, auf die Frage des „Racial Profiling“, lässt die Interviewerin einfach so stehen?! Mehr noch die Zahl wird als Aufhänger dick gedruckt. Anstatt beim Herrn Direktor nachzuhaken und für den Leser zu fragen, warum sind es fast nur Schwarzafrikaner, die dieser Arbeit nachgehen (müssen)? Das ganze mag komplex sein, aber am Ende wird man zu dem Schluss kommen, dass die meisten Ursachen hierfür durchaus dem institutionellen Rassismus zuzuordnen sind und damit auch die Kontrollen, die derzeit in Kreuzberg stattfinden. So verlockend einfach die Prozentzahl 98 auch klingen mag. CHRISTIAN WINNER, Berlin

Öffentliche Hand nötig

■ betr.: „Wohnungssuche in Berlin: Studieren in der Besenkammer“, taz. de vom 9. 4. 15

Private Wohnungseigentümer verfolgen ausschließlich Ziele des Gewinns, Profits. Darum muss der Wohnraum vorwiegend in öffentlicher Hand sein. Alternativ können die Mietpreisbremse und Mietpreisobergrenze das Studieren für jeden, der das kann und möchte – möglich machen. Und nicht, wie es unter Studierenden so oft gesagt wird: Studieren ist etwas für die Reichen. Ist eine Änderung beziehungsweise Verbesserung für Studenten gerechtfertigt? Das BAföG muss ja zurückgezahlt werden und ist viel weniger als das Geld, das man bei einer Ausbildung in einer staatlichen Institution bekommt. Zudem zahlen Studierende die Studiengebühren, im Vergleich zu den Auszubildenden.

STEFAN MUSTERMANN, taz.de

Akt der Arroganz

■ betr.: „Vergrabener Leninkopf: Der Dickschädel muss warten“, taz.de vom 7. 4. 15

Die „Lösung“ des Volker Hassemer, des damaligen CDU-Stadt-„Ent(ab)wicklungs“-Senators, hier so unterhaltsam beschrieben, war nichts anderes als ein revisionistischer Angriff auf die Geschichte einer der Siegermächte des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkriegs. Hassemer – mit der Willkür eines Alleinherrschers – hat einfach die Lenin-Skulptur von der Liste des Denkmalschutzes gestrichen. Ein Akt der Arroganz. Es folgten weitere Unverschämtheiten der CDU, bis hin zum Bankskandal drei Jahre später, im Jahr 1994 – dann waren es plötzlich nicht nur ehemalige DDR-Bürger, die jammerten. NINETTO, taz.de

Thälmann retten

■ betr.: „Vergrabener Leninkopf: Der Dickschädel muss warten“, taz vom 8. 4. 15

Der Dickschädel muss warten, tituliert die taz den Artikel zu dem „Polit-Drama“ um das Ausgraben des Lenin-Kopfes, der das Glanzstück der Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ in der Zitadelle Spandau werden soll. Die Kuratorin Frau Theissen wird zitiert, dass „Stalin natürlich genauso gezeigt“ werden würde, da zu den Denkmälern eine Auseinandersetzung angeregt werden soll.

Sicherlich kann daher der Besucher der Ausstellung nun erwarten, dass dort auch das 1956 aufgestellte Thälmann-Denkmal aus Spandau wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Dieses wurde 2003/2004 von der Verwaltung des Bezirks von seinem Standort am Torweg (auf dem früheren Thälmannplatz in West-Staaken) „zur Vermeidung von Vandalismusschäden“ demontiert und stickum auf der Zitadelle eingelagert. Damaligen Aussagen zufolge hatte man „noch keinen neuen Standort gefunden“; damit wurde das dem politischen Bezirksamt unliebsame Denkmal Gegenstand des Vergessens. Diesen neuen Standort bietet nun die Zitadelle!

RUDI RADTKE, Schönwalde-Glien

Mediale Ideologiehaft

■ betr.: „Gewerkschaft der Polizei:Auf dem rechten Auge blind“, taz.de vom 6. 4. 15

Die GdP hat, soweit bekannt, einen Unvereinbarkeitsbeschluss für eine Mitgliedschaft bei NPD und REP, gerade weil vor über 30 Jahren viele Berliner Polizisten REP wählten. Die GdP ist also keinesfalls „auf dem rechten Auge blind“, wie Frau Plarre titelt. Als überparteiliche Gewerkschaft (anders als in Österreich, wo es parteigebundene Polizeigewerkschaften gibt) muss die GdP auch Meinungen und Protagonisten aushalten, die eher konservative Weltbilder pflegen. Entscheidend ist, ob die Verfassungskonformität gewahrt wird. Es ist nicht ersichtlich, dass Schwittek/Feldmann nicht wirklich klüger geworden ist, wie er sagt; man sollte ihm auch nichts andichten. Es ist doch lächerlich, sich einerseits für Aussteigerprogramme zu engagieren und andererseits lebenslange mediale Ideologiehaft verhängen zu wollen. Auch muss niemand bei der Kandidatur für ein Gewerkschaftsamt seine abgelegten politischen Überzeugungen von Dritten richten lassen, sonst hätte Ex-DGB-Chef Sommer aus seiner Kommunistenzeit auch viel zu berichten gehabt. Die taz hat ja Gelegenheit, GdP-Pressesprecher Feldmann täglich auf seine demokratische Gesinnung zu testen. STEVE KADISHA, taz.de

Untragbar für die GdP

■ betr.: „Gewerkschaft der Polizei:Auf dem rechten Auge blind“, taz.de vom 6. 4. 15

Also die GdP hat ein Rad ab. Der Mann hat ganz klar eine rechtsextreme Einstellung gehabt und ist damit für eine DGB-Gewerkschaft untragbar – auf jeden Fall in dieser Position. Was mir aber noch viel extremer vorkommt, ist, dass dieser Mann mit seiner Einstellung bei der Polizei gar nicht groß auffiel beziehungsweise als Rechtsextremer mit seinen Ansichten anscheinend gut aufgenommen wurde. Er konnte sich als Funktionär und Personalrat etablieren. Fällt das nur so wenigen bei der Polizei auf, was der eigentlich für eine Haltung hat? Andreas_2020, taz.de