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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

■ betr.: „Eine historische Chance für Düsseldorfs City“, taz v. 4. 5. 09

Architektur der Altherrenvereine

Eine ganze Zeitungsseite und null Recherche zur geplanten Untertunnelung von Düsseldorfs Haupteinkaufsstraße. Die abzureißende Hochstraße steht unter Denkmalschutz, für den Libeskind-Bau fehlt noch immer das Geld, die Bürgerbeteiligung wurde anfangs auf den Altherrenverein „Düsseldorfer Jonges“ begrenzt. Architektenkammer NRW, BDA und Parteien haben in einem Akt zivilgesellschaftlichen Engagements einen Alternativwettbewerb mit allen NRW-Architekturfakultäten veranstaltet und ein Bürgerbegehren initiiert, das nur am unterschrittenen Quorum gescheitert war und somit die Stadtverwaltung überhaupt erst zum beschriebenen Masterplan genötigt. Ähnliche Schikanen wiederholen sich beim Neubau der Fachhochschule Düsseldorf, wo dreizehn Grauköpfe Jurymitglieder sind, aber Studierende draußen zu bleiben haben. HOLGER HERING, Düsseldorf

■ betr.: „Bank macht krank“, taz vom 4. 5. 09

Arbeit heute macht krank

Arbeit im 21. Jahrhundert macht krank. Auch wir an der handwerklichen Servicefront leiden unter der Erhöhung der Schlagzahl. Anfahrt zum Kunden? Keine Arbeitszeit. Aufbereitung der Serviceberichte über EDV? Keine Arbeitszeit. Inservice (früher Bürobuchhaltung) findet in der Berechnung keinen Niederschlag. Kostenvoranschlag mit Fehlersuche kostenfrei. Und wenn man einen Preis nennt, geht es noch billiger, die Arbeit ist ja schon getan. Abschlag von der Rechnung. Das geht ganz schön ins Geld, und wird bei den Mitarbeitern mit Überstunden, die weder bezahlt noch in Freizeit abgegolten werden, reingeholt. Feiertagszuschläge und Notdienste? Da stehen schon 150 Leute vor der Tür, die deinen Job machen wollen.

Ja, ihr Banker, Schwestern, Brüder, Kundendienstler. Da kommt schon eine Menge Menschen zusammen. Wenn die alle sich an die guten alten Zeiten um 1980 erinnern, kommen soziale Probleme nicht aus der Ecke, wo unsere Politiker sie vermuten. Es wird Zeit, dass die Arbeit ihre Wertschätzung bekommt, die sie verdient. Es wird Zeit, dass die Kalkulations- und Tabellenritter nach SAP begreifen, dass viele Dinge nicht berechenbar sind, wenn es menschlich zugehen soll. HANS DIETER SCHMIDT, Glinde

■ betr.: „Israel kritisiert einen Bericht der UNO zum Gaza-Krieg“, taz vom 7. 5. 09

Keine Chance für Israelkritik

Allmählich habe ich den Eindruck, dass den meisten Ländern das Schicksal der Palästinenser ziemlich egal ist. Alle protestieren zwar (laut)stark, wenn wieder ein Massaker vonseiten der Israelis angesagt ist, aber die israelische Regierung braucht sich nur künstlich aufzuregen und neue Worthülsen zu erfinden, wie „tendenziös“ (antisemitisch und der Verweis auf den Holocaust sind mittlerweile schon arg strapaziert), und schon wird der UNO-Anklagekatalog von 184 Seiten auf 27 reduziert, selbstverständlich ohne rechtliche Folgen für Israel. Israel kann sich auch einfach erdreisten, eine Untersuchungskommission unter der Leitung des südafrikanischen Juristen Richard Goldstone abzulehnen und, wie es aussieht, kann Israel seine inzwischen sechzig Jahre andauernde ethnische Säuberung an den Palästinensern weitgehend ungestört fortsetzen. MONIKA KLAIBER, Weilheim

■ betr.: „Schweine wie wir“, taz vom 9. 5. 09

Schweine mit schwarzer Haut

Dummerweise wurden die Zeilen aus Thomas Machos Essay über das Schwein auch noch groß hervorgehoben: „Schon physiologisch sind Hausschweine und Menschen einander ähnlich, was sich in der rosigen Hautfarbe und der Beschaffenheit des Fleisches zeigt.“ Menschen haben also eine rosige Hautfarbe. Das ist zumindest sehr eurozentrisch gedacht, ganz abgesehen davon, dass es Schweinerassen mit dunkler Haut, mit schwarzen Flecken und mit schwarzem Kopf gibt. HANS PFITZINGER, München