LESERINNENBRIEFE :
■ Betr.: „Sitzen neben den Schlägern“, taz nord vom 26. 5. 2009
Unrühmlicher Höhepunkt
Es ist nicht zu fassen, was in Deutschland im Umgang mit NeofaschistInnen immer wieder passiert. Ist die rechte Gewalt öffentlich sichtbar, geht eine Welle der Entrüstung durch die Presse. Politiker überschlagen sich mit Statements und Vorschlägen. Nach einigen Tagen beruhigt sich das Ganze dann wieder. Zurück bleiben antifaschistische AktivistInnen, die oft als einzige kontinuierlich rechte Aktivitäten und Straftaten aufdecken – wie die im Artikel genannte junge Frau. Dafür ertragen sie das Unverständnis und die Beschimpfung, die sie von Seiten vieler „Mitmenschen“ erdulden müssen. Oftmals sind sie Übergriffen des rechten Mobs ausgesetzt und müssen dann noch erleben, dass die Polizei solche Übergriffe als „Auseinandersetzungen unterschiedlicher Jugendgruppen“ wertet oder gar gegen die Angegriffenen ermittelt.
Mit dem geplanten gemeinsamen Verfahren hat das Unvermögen jetzt einen neuen unrühmlichen Höhepunkt erreicht. Das Schlagwort vom „Aufstand der Anständigen“ wird unter solchen Umständen endgültig zur Farce. Ein Prozess, in dem rechte Täter und ihre Opfer gemeinsam auf der Anklagebank sitzen,darf nicht stattfinden. ERIKA SCHNEIDER, Barnstorf
■ Betr.: „Etwas anderes als hier“, taz nord vom 27. 5. 2009
Verfehlte Wahrnehmung
Wieweit eine vermeintliche „solidarische“ Haltung der beiden FilmemacherInnen Bittcher und Baeck geht, sollte jeder friedensliebenden BetrachterIn mehr als Sorgen machen! Schlimm ist vor allem, dass das Militär als Mittel der Politik gegen die PalästinenserInnen von den FilmemacherInnen scheinbar akzeptiert wir. Gerade der Entscheidung diesen Film zu machen, da „die deutsche Perspektive (…) etwas ganz Spezifisches“ sei – und dann hinzuzufügen, dass die Sicht aus Deutschland „ärgerlich“ und „tendenziös“ sei, da sie Israel „oft als den militärischen Aggressor“ darstelle – scheint eine verfehlte Wahrnehmung zugrunde zu liegen. Solidarisch wäre es, friedliche Mittel zu propagieren. Die FilmemacherInnen hätten vielleicht besser ein Werk über die Kriegsdienstverweigerer machen sollen. Dort zeigt sich, wo die Bruchlinie zwischen einer unrechtmäßigen Besatzungsmacht und einer Verteidigungsarmee liegt: Bei Menschen, die nicht für eine Politik einstehen wollen, die ihre Jugend verheizt! JENNIFER MIRON, Hamburg