LESERINNENBRIEFE :
■ betr.: „Bundesverdienstkreuz für Israelkritik?“, Pro und Contra,taz vom 25. 7. 09
Orden für konkrete Tätigkeit
Dass die beiden Journalisten der taz in ihrem Pro und Contra zu der Bundesverdienstkreuzverleihung an Felicia Langer sich nur noch darauf beschränken, Lagerzugehörigkeiten festzustellen und an diesen alles Weitere festzumachen – ohne jedes Argument –, entsetzt mich ziemlich. Es beginnt mit der Fragestellung: Der Orden wurde nicht für Israelkritik verliehen, sondern für eine sehr konkrete Tätigkeit als Rechtsanwältin, die in der ganzen weiteren Argumentation weder vorkommt, noch bei der Frage nach der Berechtigung dieser Ordensverleihung überhaupt eine Rolle zu spielen scheint. Stattdessen werden die Äußerungen der einen oder anderen Seite pauschal als „bundesdeutscher Philosemitismus“ oder als „Projekt der sogenannten Israelkritik“ institutionalisiert. Damit erreicht man, dass man Argumente zurückweisen kann, bevor man sie überhaupt gehört hat. Man vermeidet, Vorurteile an der Wirklichkeit zu messen, und kann dann bei ihnen bleiben. Damit ist man – gemeinsam wohlgemerkt – auf der Höhe und der inneren Methodik dieses Konflikts angekommen und kann ihn bis in alle Ewigkeiten reproduzieren. Schade! FRIEDEMANN SCHMIDT, Oldenburg
■ betr.: „Thank you for travelling with Deutsche Chaos“,„Schienenlobby greift Amt an“, taz vom 24. 7. und 25. 7. 09
Chaos durch Profitstreben
Angesichts der eklatanten Sicherheitsdefizite, die sich im Bereich der Deutschen Bahn AG immer wieder gezeigt haben, ist es tröstlich zu wissen, dass das Eisenbahnbundesamt sich für die Sicherheit der Passagiere einsetzt und gegebenenfalls anordnet, dass Züge aus dem Verkehr gezogen und überprüft werden, wenn die Bahn den Sicherheitsbestimmungen nicht nachkommt. Dem Bundesamt nun das daraus entstandene Chaos anzulasten, war bisher schon immer die Strategie der Deutschen Bahn, wie sich seinerzeit angesichts der Konsequenzen nach dem Radbruch eines ICE in Köln gezeigt hat; daher verwundert der Angriff von Allianz pro Schiene nicht, schließlich gehört auch die Deutsche Bahn dieser Allianz an.
Dass die Bahn aber gerade in Berlin jetzt keine Ersatzzüge mehr hat und keine Reparaturwerkstätten mit entsprechendem Personal, was das Chaos weitgehend verhindert hätte, wird dabei ausgeblendet. Und das ist allein dem Profitstreben der Deutschen Bahn AG im Verlauf der Privatisierungsbestrebungen zu verdanken. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
■ betr.: „Deutsche Bahn zeigt jeden Schwarzfahrer an“,taz vom 27. 7. 09
Fahrkartenkauf leichter machen
Dass die fast privatisierte Bahn nicht nur ein Rad ab hat, wissen bereits alle in Berlin und Brandenburg. Nun belastet sie auch noch zusätzlich die staatlichen Institutionen. Eine bürgerfreundliche Bahn würde vorrangig Bahnkartenautomaten installieren, die benutzerfreundlich und schnell zu bedienen sind. Ein Fahrkartenkauf für zwei Personen mit Fahrrad kann leider derzeit am Automaten schon mal 20 Minuten dauern: Denn, wenn man sich durch zig Menüs mühsam durchgetippt hat, sagt einem der Automat am Schluss: „Zurück auf Anfang, diese Karte gibt es nur im Nahverkehrsmenü.“ Wenn dann überraschend pünktlich der gewünschte Zug einfährt, springt mancher halt hinein und hofft, dass der Schaffner nicht durch die vollen Abteile durchkommt.
Früher gab es weniger Arbeitslose, dafür mehr Fahrkartenverkäufer an Bahnhöfen. Es wäre eine lohnende Aufgabe einer neuen Bundesregierung, Steuern und Abgaben so zu gestalten, dass kundenfreundliche und zugleich mitarbeiterfreundliche Unternehmen in diesem Land mehr Chancen haben, als egoistische Profithasadeure à la Ackermann & Co.
PETER UWE BÄR, Berlin
■ betr.: „Deutsche Bahn zeigt jeden Schwarzfahrer an“
„Bürgerbahn“ statt „Pannenbahn“
Sind Schwarzfahrer das wirkliche Problem der Deutschen Bahn AG? Das immer noch staatseigene Unternehmen ist aus der Sicht der Bürger zu einem Unternehmen mit Pleiten, Pech und Pannen geworden. Betriebsfremde Manager und inkompetente „Führungsspieler“ haben das verursacht. Aber das selbst verschuldete Dilemma der Bahn AG ist für die Bahnkunden sehr ärgerlich und nicht länger hinnehmbar. Wann endlich begreifen die durch Überheblichkeit glänzenden Bahnbosse, dass sie als Beförderungsdienstleister auch den Begriff „Kundenfreundlichkeit“ in ihrem Programm haben müssen? Dazu gehören in erster Linie ein übersichtliches und kostengünstiges Fahrpreissystem sowie die Möglichkeit für jeden Bahnreisenden, sich leicht und problemlos in den Besitz einer gültigen Fahrkarte zu bringen, auch wenn sie diese erst im Zug beim Schaffner lösen. Und die politisch Verantwortlichen in der Verkehrspolitik sollten sich endlich zu einer staatseigenen Eisenbahn bekennen – auch aus dringlichen Gründen des Klimaschutzes! Denn wir brauchen keine „Pannenbahn“, sondern eine echte, gut funktionierende „Bürgerbahn“! DIETER LEHMANN, Falkenberg