LESERINNENBRIEFE :
■ betr.: „Unter der Stadt ist der Teufel los“, sonntaz vom 8. 8. 09
Probleme sind bekannt
Spätestens seit dem Bau der Autobahn von Stuttgart nach Singen sind die Probleme bekannt und augenfällig, die sich ergeben, wenn man den Gipskeuper anschneidet. Das geschah bei der Anlage der Autobahntrasse in der Nähe der Abfahrt Oberndorf und mündete (sicherlich zur Freude der mit der Instandhaltung betrauten Straßenbaufirmen) in eine Dauerbaustelle, die einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkommt; denn weil damals der Anschnitt nicht versiegelt wurde, dringt bis heute Wasser ein und der Anhydrit bindet bei Zunahme des Volumens zu Gips ab. Die Folge ist, dass die Fahrbahndecke sich auf einer Strecke von etwa 400 Metern hebt, schließlich reißt und zur steten Freude all derer, die diese Strecke benutzen müssen, jedes Jahr erneut repariert werden muss.
Hätte man sich in Staufen rechtzeitig kundig gemacht, zum Bespiel bei der geologischen Fakultät der Uni Freiburg, dann wäre sehr bald erkannt worden, dass die Schichtenfolge im Bereich der Vorbergzone (= Bruchscholle) an der Westseite des Schwarzwalds, in der der Ort Staufen liegt, weitgehend mit der auf der Ostabdachung des Schwarzwalds identisch ist und dass deswegen auch in der Vorbergzone (ebenso wie im Elsass und unter der Westabdachung der Vogesen!) mit Gipskeupervorkommen zu rechnen ist.
GERD SIEBRASSE, Göppingen
■ betr.: „Der gläserne Journalist“ u. a., taz vom 13. 8. 09
Verweigert euch
Sosehr ich die Entscheidung zur Leichtathletik-WM begrüße, vermisse ich eine solche manchmal im Politikbereich. In den letzten drei Jahren gab es bestimmt fünf (!) große Interviews mit Wolfgang Schäuble. Stellt euch in Zukunft noch konsequenter hinter Leute, die in anderen Zeitungen nicht beachtet werden. Reportagen über Flüchtlinge, Tierschutzaktionen und Grundsatzfragen liegen oft „auf der Straße“.
Verweigert euch diesen sinnlosen Überprüfungen und lasst manche Ereignisse einfach liegen – mich stört es nicht, wenn zum Beispiel der Verfassungsschutzbericht nicht erwähnt wird. Habt mehr Mut zur Lücke und wuchert mit dem größten Pfund: Entzug von Öffentlichkeit für die Propaganda ihrer Gegner.
MARTIN SCHMIDT, Chemnitz
■ betr.: „Lobbyisten sind gefähr-licher“, taz vom 13. 8. 09
Grenzen verwischt
Der Kommentar trennt zu sehr Äpfel von Birnen. Im politischen Berlin, wo die Grenzen zwischen den Akteuren gerne mal verwischen und man am Ende nicht mehr weiß, wer auf welcher Seite steht, können auch Lobbyisten mit Anwaltskanzleien verbandelt oder identisch sein. Dies kann einen Interessenkonflikt erzeugen, der womöglich dafür sorgt, dass eine Passage in ein Gesetz hineingearbeitet wird, die gar nicht dort hingehört. Hiergegen hilft, wie der Autor richtig vermerkt, nur eine starke parlamentarische Endkontrolle. Die ist aber weitgehend dadurch außer Kraft gesetzt, dass Beschlüsse mittlerweile im Rekordtempo gefasst werden. Somit erscheinen externe Berater nicht ungefährlicher als die berüchtigten Lobbyisten selbst und gehören ebenso auf den Prüfstand!
RASMUS PH. HELT, Hamburg
■ betr.: „Zurück in die Fünfzigerjahre“, taz vom 29. 7. 09
Kinderrechte
Der Artikel klagt zu Recht Missstände an, die er jedoch fälschlicherweise pauschal der Kinder- und Jugendhilfe anlastet. In diesem Bereich tätige Organisationen und engagierte Pädagoginnen und Pädagogen stellen sich gegen die von Georg Rammer kritisierten Tendenzen.
So hat beispielsweise die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen sich u. a. 1999 in ihrer Nürnberger Erklärung für eine Verbesserung der sozialen Situation von Kindern eingesetzt und kämpft für die Rechte von Kindern und Jugendlichen. Insbesondere hat sich dieser Verband immer gegen geschlossene Unterbringungen ausgesprochen.
Die Vorwürfe von Herrn Rammer sollten sich gegen die Politik der Bundesregierung richten, nicht gegen die Jugendhilfe. HINRICH JENSEN, Lindau