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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Juniorpartner der Linken

■ betr.: „Steinmeier lehnt Kooperation im Bund ab“, taz vom 24. 8. 09

Weil vielleicht noch nicht alle SPD-Wähler auf ein Umfallen wie das letzte Mal bei der Mehrwertsteuer vertrauen, sollte die SPD doch lieber schon vorher eine Duldung der Duldung durch die Linke nicht ausschließen. Sonst könnten ihre Wähler nämlich verzweifelt daheim bleiben oder gleich die Linke wählen. Die SPD als Juniorpartner der Linken. Wäre das nicht überhaupt der willkommene Befreiungsschlag? Denn diese Möglichkeit haben Steinmeier und Co noch nicht ausdrücklich ausgeschlossen, obwohl das im Saarland unmittelbar bevorstehen könnte. ALFRED MAYER, München

Mord heroisiert

■ betr.: „Sieg Hollywood!“, taz vom 19. 8. 09

Wie kann man es sich nur wünschen, dass es sich so hätte zutragen sollen wie in „Inglourious Basterds“. Mord bleibt Mord und kann durch nichts legitimiert werden. Wenn ich ins Kino gehe, dann gewiss nicht, um mir Filme dieser Art anzuschauen. Was denn bitte ist ein Musternazi? In Ihrer Besprechung spürt man die Freude über den Tod dieses Musternazis, Kriege haben nichts Heroisches, es wird gemordet hüben wie drüben. Bitte einfach nur die taz lesen, dort findet man Berichte über das wahre Gesicht des Krieges (Kindersoldaten, Misshandlung, Vergewaltigung, Folter, um nur einige der Auswüchse kranker Gehirne zu nennen). Dass sich hier Widerstand regt, finde ich gut, doch nicht jeder hat die Macht einer Hillary Clinton. Wenn dann in meiner taz Mord in dieser Weise heroisiert wird, dann wird mir kotzübel, allein diese Beschreibung von skalpierten Menschen. Ein Donny Donowitz, der lustvoll seinen Baseballschläger schwingt und gleich jemanden damit zu Klump schlägt, ist auch nicht besser als SS-Uniform-tragendes Wachpersonal im KZ. Nichts aber auch gar nichts, auch keine Rache, rechtfertigt ein solches Vorgehen. Bitte weiter kritisch aber nicht verherrlichend. NORBERT GRÜN, Seffern

Zwei Kästen Bier bitte, Dr. Merkel

■ betr.: „Ackermanns Geburtstag“, taz vom 25. 8. 09

Liebe Frau Dr. Merkel, zunächst beglückwünsche ich Sie zu der grandiosen Idee, die 60. Geburtstagsfeier für Herrn Josef Ackermann und seine Lieben im Kanzleramt auszurichten, denn wem sonst, wenn nicht ihm, stünde solcher Art Reverenz zu? Nun sind meine Verdienste um den Wirtschaftsstandort Deutschland, gemessen an denen von Jo Ackermann, nur als lächerlich gering zu bezeichnen, und deshalb bitte ich auch nur um zwei (!) Kästen Öko-Bier aus Münster (0,5 Liter, Bügelflasche, zusammen ca. 33 Euro) anlässlich meiner 60. Geburtstagsfeier. Ich denke, liebe Frau Doktor, dass mein Wunsch nicht unbescheiden wirkt und Sie ihn gerne erfüllen werden. Ich für meinen Teil werde am 27. September dieses Jahres schon mal ihre Partei, die CDU, mit meiner Stimme unterstützen. Bis dahin verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung, Ihr HARALD SEILING, Lünen

Andere Urheberschaft

■ betr.: „Vermächtnis der Frauenbewegung“, taz vom 22./23. 8. 09

Schön, dass die taz die umfangreiche Quellensammlung von Ilse Lenz und Mitarbeiterinnen „Die neue Frauenbewegung in Deutschland“ so ausführlich würdigt. Weniger schön ist, dass die Urheberschaft an dem Begriff „Arbeitnehmerpatriarchat“ Ingrid Kurz-Scherf zugeschrieben wird. Mein Buch „Das Arbeitnehmerpatriarchat“ (Köln 1977) war die erste Auseinandersetzung mit den deutschen Gewerkschaften aus feministischer Sicht. Ingrid Kurz-Scherf, damals wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gewerkschaften, zitierte mich später oft, obwohl sie sich bei ihren damaligen Arbeitgebern damit ziemlich unbeliebt machte. CLAUDIA PINL, Köln

Besser auf Endlager verzichten

■ betr.: „Gesucht: Ein Bauer gegen Gorleben“, taz vom 24. 8. 09

Da kann man nur sagen: Ein Bauer wird sich doch noch finden lassen! Folge wäre allerdings ein juristisches Tauziehen, was sich über Jahre hinstrecken würde! Der Umweltminister Gabriel ist Weltmeister im Erfinden von Argumenten, wie er das Endlager in Gorleben doch noch verhindern kann, nachdem die Argumentation mit der Asse nicht funktioniert hat. Bei der Asse handelt es sich eben um ein 100 Jahre altes Bergwerk, bei Gorleben um einen „jungfräulichen“ Salzstock. Bei diesem Hick und Hack wäre es wirklich besser, ganz auf das Projekt zu verzichten. Es kann nun mal nicht gegen den Willen der Bevölkerung „durchgepeitscht“ werden. Insoweit unterscheidet sich die Situation hier von der in anderen Ländern, zum Beispiel Finnland, wo die Gemeinden sich um den Standort bewerben. CHRISTIAN LUKNER, Bonn