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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Essgewohnheiten ändern

■ betr.: „Anti-Diät-Tag: Schwer belastet“, taz vom 5. 5. 12

Alle Achtung, die Hälfte der Menschen in Deutschland ist übergewichtig oder adipös! Ich finde es gut, einen Anti-Diät-Tag auszurufen, weil Diäten nichts taugen. Die Diät-Anwender lügen sich bekanntlich in die eigene Tasche, weil die Diät nicht zum Ziel der dauerhaften Gewichtsreduktion führt.

Dafür muss schon die Verhaltensveränderung her, in diesem Fall die Veränderung der Essgewohnheiten und unterstützend die der Lebensgewohnheiten, zum Beispiel mehr Bewegung und weniger sitzen. Der andere wichtige Grund für ein Verbot von Diäten ist die fatale Angelegenheit, dass die Diät-Anwender sich nicht nur quälen, sondern auch noch die Geldtaschen der Diäterfinder füllen! Das muss ein Ende haben. Und die Diskriminierung der Diät-Anwender geht schon gar nicht. MECHTILD LUTZE, Berlin

Vorschläge werden missachtet

■ betr.: „Wem gehört Wuppertal?“, taz vom 7. 5. 12

Ärgerlich finde ich die Unterscheidung zu Beginn des Artikels. Wenngleich vielleicht nicht so gemeint impliziert die Satzfolge, bei Stuttgart 21 sei die Bürgerbewegung in erster Linie gegen etwas. Das ist falsch.

Schon vergessen? Die BürgerInnen in und um Stuttgart setzten sich für den Erhalt des potenziellen Weltkulturerbes Bonatzbau Stuttgart Hauptbahnhof ein, sie engagierten sich für den Erhalt des historischen Schlossgartens mit seinen teilweise mehrhundertjährigen Bäumen. Sie setzen sich weiterhin unverdrossen ein für einen vernünftigen Umgang mit Steuergeldern, für den Erhalt der Gäubahn, für einen funktionierenden und flächendeckenden Nahverkehr, für den Erhalt von mehr als einem Dutzend weiteren denkmalgeschützten Gebäuden, die für S 21 noch abgerissen werden sollen, für den Erhalt der bedeutenden Mineralwasserquellen etc. pp. und nicht zuletzt für die Einhaltung von Recht und Gesetz.

In Stuttgart wie in Wuppertal werden die Vorschläge von BürgerInnen und Bürgern, die sich wirklich für das Wohl ihrer Stadt einsetzen, missachtet. Warum das so ist, bleibt die interessante Frage. Die Äußerung des Wuppertaler Oberbürgermeisters Jung, dass es „weder bei Politik noch Verwaltung Angst vor Machtverlust“ gebe, darf man getrost als Schutzbehauptung verbuchen. Oder ist es vielleicht die Angst vor dem Verlust irgendwelcher Pfründen, vulgo Korruption?

In Stuttgart scheint die Angst vor der „bürgerschaftlichen Bedrohung“ bei Politik und Verwaltung nach wie vor so groß zu sein, dass sie sich nicht entblödet, Polizei und Staatsanwaltschaft in rechtlichen Grauzonen zur Einschüchterung der wachen und wachsamen Bürgerschaft einzusetzen. Man darf sich die bange Frage stellen, wie die Reaktion wohl aussähe, wenn wirklich ein Machtverlust drohte. SABINE REICHERT, Stuttgart

Mit der FDP ins Paradies?

■ betr.: „Schwarz-Gelb in Kiel abgewählt“, taz vom 7. 5. 12

Erneut wurde eine schwarz-gelbe Regierung abgewählt. Die FDP hat, berücksichtigt man den fatalen Rückgang der Wahlbeteiligung, 55 Prozent ihrer Wähler gegenüber 2009 verloren.

Man möchte der FDP händeringend das Ableben wünschen, oder noch besser: die Einsicht in letzter Minute. Denn die Politik der Deregulierung kann zwar eine Zeit lang gut gehen, besonders für ein Industrieland wie Deutschland. Doch sein Exportüberschuss bringt andere Länder in Verschuldung und in Arbeitslosigkeit, da viele Unternehmen dort kaputt konkurriert werden. Der Staat hat bisher durch seine Ausgaben zusätzliche Nachfrage erzeugt und damit den Unternehmen geholfen und soziale Gegensätze gemildert, besonders in den wirtschaftlich schwachen Ländern, aber auch in Deutschland. Immer mehr Ländern droht nun aber die Staatspleite, und man versucht, durch Rettungsschirme die Schuldenlast gleichmäßiger zu verteilen. Und man verordnet den Staaten das Sparen. Doch das verschärft die sozialen Gegensätze und verursacht wegen der einbrechenden Nachfrage mehr Pleiten und mehr Arbeitslosigkeit.

Richtig wäre es, die Staaten würden ihren Haushalt nicht durch Sparen ausgleichen, sondern durch höhere Steuern für die Reichen. Von denen bekommen sie das Geld ja bisher auch, aber nur anders: durch Verschuldung. Macht man so weiter, wächst entweder die Verschuldung oder die Krise kommt immer näher oder beides. Und wenn dann die überschuldeten Staaten eine Wirtschaftskrise nicht mehr abfangen können (durch Abwrackprämien, Kurzarbeitergeld, Rettung von Banken u. ä.), bricht das Chaos aus. Haben wir dann die grenzenlose Freiheit, bar jeder Ordnung, das FDP-Paradies?

HANS OETTE, Neuenstadt