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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Deutschland spart nicht

■ betr.: „Kollegen, ihr habt versagt!“ von Robert Misik, taz v. 4. 7. 12

Danke für den wunderbaren Artikel. Der im Zuge der Euro-Krise hochkochende Wirtschaftsnationalismus ist in der Tat ebenso wenig zu ertragen wie die makroökonomische Blödheit der Sparappelle und die Aufforderungen zu harten Einschnitten.

Deutschland hat jedenfalls in den letzten vierzig Jahren nicht einen Cent gespart, sondern kontinuierlich den Schuldenstand erhöht auf nunmehr ca. 2.000 Milliarden Euro. Deutschland hat in diesem Zeitraum auch keinen Cent in dem Sinne zurückgezahlt, dass irgendein Betrag getilgt wurde. Die Rückzahlung erfolgte stets durch die Aufnahme neuer Schulden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland jemals die Schulden tilgt und nicht bloß ersetzt durch neue, ist auch nicht größer als die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland jemals seine Schulden zurückzahlt.

Wer im Übrigen von einem schuldenfreien Deutschland träumt, hat nicht alle Tassen im Schrank. Sollen Versicherungen nur noch in Eigentumswohnungen investieren oder sich an Hedge-Fonds beteiligen? WILFRIED RÄTHER, Kellinghusen

Aufwachen und handeln

■ betr.: „Karlsruhe soll nicht ständig Zäune errichten“, taz v. 4. 7. 12

Gerade eben haben wir die Fußball-EM hinter uns. Ist es ein Zufall, dass in ebendenselben Wochen ein Gesetz verabschiedet werden und in Kraft treten sollte, welches nicht nur – wie bisher geschehen – Griechenland und Spanien 16 beziehungsweise bis zu 100 Milliarden Euro „finanzielle Hilfen“ bereitstellen will, sondern zukünftige „Rettungsschirme“ mit Billionen-Beträgen ermöglicht, und zwar ohne Einspruchsmöglichkeit auf unsere Kosten?

Sollten ESM und Fiskalpakt Realität werden, dann wird die Staatsgewalt hierzulande sicher nicht mehr vom Volke ausgehen, so wie es nach dem Grundgesetz der BRD eigentlich sein muss. Widerstand hat es bereits massenhaft gegeben. Bleibt nur zu hoffen, dass noch viele Bürger aufwachen und handeln.

GERALD KROISS, Neunkirchen

Trainerstab erweitern

■ betr.: „Hymnen schießen keine Tore“, EM-taz vom 3. 7. 12

Nun wissen wir dank der Bild-Zeitung und einiger dieses außerordentliche Medienerzeugnis offensichtlich über einen längeren Zeitraum konsumierende Protagonisten nationalen Gedankenguts, warum wir im Halbfinale der Fußball-EM gescheitert sind. Es lag an der fehlenden Sangeslust unserer Spieler, während unsere Nationalhymne abgespielt wurde. Für die WM 2014 sollte der DFB daraus die zum angestrebten Titelgewinn erforderlichen Lehren ziehen und den bestehenden Trainerstab zwecks Auswahl der Spieler umgehend um Michelle Hunziker, Dieter Bohlen und Thomas Gottschalk erweitern: „Einigkeit und Recht“ … und bum, bum, bum, bum, bum bum Sieg! HELMUT MALMES, Stolberg-Schevenhütte

Ein großes Lob

■ betr.: „In Your Face!“, EM-taz vom 30. 6. 12

Georg Seeßlen hat richtig analysiert und interpretiert, weil er die Wahrheit sehr gut formulierte. Er hat richtig herausgearbeitet, woran so viele vorbeigehen und nur Äußerlichkeiten sehen in Deutschland, Italien und anderswo! Der Rassismus ist nicht nur latent vorhanden – wie auch faschistische Ideen. Ein großes Lob für Georg Seeßlen. KURT KÖPP, Dessau

Fußball ist multikulti

■ betr.: „Spaniens Glanz, deutsches Elend“, taz vom 3. 7. 12

Ich freue mich für den neuen Europameister Spanien. Gerade als Deutsche sollten wir uns auch mit anderen Staaten freuen können, weil wir doch oft genug im Urlaub die Gastfreundschaft dieser Länder genießen und schätzen! Und wie sagte doch der Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni in der Halbzeitpause des Fußballspiels Deutschland gegen Italien am letzten Donnerstag so treffend: „Der Bessere soll siegen!“ Dass viele Fußballfans dieses berühmte Dante-Zitat zum Anlass nahmen, sich zu beschweren, stimmt mich traurig und zornig zugleich. Übertriebenes Nationalbewusstsein sollten wir gerade beim Fußball unterlassen. Auch beim Fußball ist Multikulti schon lange angekommen! THOMAS HENSCHKE, Berlin

Eine große Enttäuschung

■ betr.: EM-Beilage, taz vom Juli 2012

Am Ende also nur noch seitenlange unkommentierte zusammenfassende „Zahlen, Daten und Fakten“ und kurze Statements der Redakteursriege sowie zum Beispiel Berichte darüber, dass der polnische Fußball jetzt Reformen braucht. Es ist auch nichts dagegen zu sagen, etwas über den Kiewer Verein FK Sirka zu schreiben. Aber was ist mit der deutschen Nationalmannschaft? Darüber erfahren wir außer in einen Artikel über die Diskussion um Jogi Löw gar nichts mehr. Eine Kommentierung und Analyse des letzten deutschen Spiels im Halbfinale gegen Italien findet nicht statt. Ein Resümee der Leistung der deutschen Elf im Wettbewerb? Fehlanzeige! Über die vorher so hoch gelobten deutschen Kicker schweigt die Beilage sich jetzt aus. Abschließend betrachtet ist die EM-Beilage doch eine große Enttäuschung. HARTMUT GRAF, Hamburg