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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Teurer Atomstrom

■ betr.: „Erneuerbare ohne FDP“, taz vom 13. 8. 12

Der interessierte BRD-Bürger müsste sich noch erinnern können: War das Geschrei ähnlich groß, als man begann, teure Atomkraftwerke zu bauen? Oder wurde Atomstrom akzeptiert, weil er billig war und die Luft entlastete? Alle Wahrheiten kamen noch nie auf den Tisch, weder gestern noch heute. Es sollten mal die tatsächlichen Kosten und Subventionen für Kernkraft und Erneuerbare gegenübergestellt werden, um das Geschwätz vom teuren Ökostrom besser einordnen zu können. DIETER STOMPE, Erfurt

Zu viele schwarze Schafe

■ betr.: „Ein ganz windiges Geschäft“, taz vom 9. 8. 12

Vielen Dank für Ihre Beiträge zu den unseriösen Geschäftspraktiken bei Windparkbeteiligungen und zu dem damit verbundenen Regulierungsdefizit im grauen Kapitalmarkt. Leider gibt es in der Tat zu viele schwarze Schafe bei Beteiligungen im Bereich der erneuerbaren Energien, die teilweise auch noch – wie im Fall des Windparks Möbisburg – im „Ökomäntelchen“ daherkommen. In der Realität steht bei diesen Initiatoren die Profitgier im Vordergrund. Chancen und Risiken der Beteiligung sind selten fair verteilt. Erinnert werden darf in diesem Zusammenhang daran, dass die vielen zehntausend Anleger erst das Erstarken der Branche und damit die Energiewende ermöglicht haben. WOLFGANG STRÜBING, Dresden

Lieber klare Zielvorstellungen

■ betr.: „Halbherzige Föderalisten“, taz vom 13. 8. 12

Die SPD rühmt sich gerne damit, dass sie bereits in ihrem Heidelberger Programm von 1925 die „Vereinigten Staaten von Europa“ gefordert habe. Wenn sie sich jetzt wieder aus vermeintlicher Angst vor ihren Wähler(inne)n dazu nicht klar äußern möchte, so fällt sie (wie übrigens auch die CSU) sogar hinter Franz Josef Strauß zurück, der ein Anhänger eines europäischen Bundesstaates gewesen ist. Sicher ist der Weg zu einem europäischen Bundesstaat noch weit. Aber warum sollte nicht endlich jemand den Anfang machen? Viele Wähler(innen) dürften klare Zielvorstellungen mehr honorieren als unklares Wischiwaschi. HEINZ PETER LEMM, Hamburg

Lauter Ruf nach Reichensteuer

■ betr.: „Geld ist genug da!“, taz vom 30. 7. 12

Angesichts der hohen Staatsverschuldung in Deutschland und in der Eurozone wird der Ruf nach einer Reichensteuer verständlicherweise immer lauter. Schließlich sind es die Reichen, die von den beiden Bankenkrisen seit 2007 am meisten profitiert haben. So wuchs die Anzahl der Dollarmillionäre in Deutschland seit 2007 von 826.000 um über 15 Prozent auf 951.200 im Jahr 2011, während die arbeitende Bevölkerung mit realen Lohn- und Renteneinbußen, steigenden Mieten und Mietnebenkosten und u. a. mit steigenden Preisen für Benzin, Strom, Öl, Gas und Lebensmitteln zu kämpfen hatte. Jetzt ist es endlich an der Zeit, dass unsere Superreichen wie einst Batman in der Gestalt des Milliardärs Bruce Wayne die Welt – sprich die Euro-Südstaaten nebst Euro – retten. Denn bereits Dale Carnagey wusste es besser: „Überschüssiger Reichtum ist ein anvertrautes heiliges Pfand, das seinen Besitzer verpflichtet, zu seinen Lebzeiten dem Wohl der Gemeinschaft zu dienen.“ ROLAND KLOSE, Bad Fredeburg

Schade und lobenswert

■ betr.: „Kein Einschnitt im Alltag“, taz vom 15. 8. 12

Eigentlich schade, dass sich nach der Debatte in den Medien für den Rabbiner David Goldberg nichts geändert hat. Hat er nichts davon mitbekommen? Hat bei ihm kein Nachdenken eingesetzt, wie es Daniel Bax in einem früheren Artikel in der taz unterstellt hat: Die Debatte über die Beschneidung sollte innerhalb der Glaubensgemeinschaft geregelt werden? Wirklich schade!

Es ist lobenswert, dass die taz in derselben Ausgabe über den Vatikan, („Der Rabe und der Heilige Geist“), die Mormonen („Trainee im Geiste der Herrn“), den Islam („Islam gehört jetzt zu Hamburg“) und die Juden („Kein Einschnitt im Alltag“) berichtet: Der aufgeklärte kritische Leser kann sich sein eigenes Bild machen. Die Atheisten und die Anhänger einer religionsverbindenden Ethik benötigen kein Zentralorgan, keine Missionierung, kein Schulfrei und keine überholten Riten. NORBERT VOSS, Berlin

Die Freiheit, selbst zu entscheiden

■ betr.: „Kein Einschnitt im Alltag“, taz vom 15. 8. 12

Ich kann das Urteil des Kölner Landgerichts zur Beschneidung nachvollziehen. Befürworter der Beschneidung von Jungen sehen in dem Urteil allerdings einen Eingriff in die Religionsfreiheit. Doch die sollte bedeuten, dass Menschen selbst darüber entscheiden können, ob sie einer Religionsgemeinschaft angehören oder nicht und ob sie folglich beschnitten oder auch getauft werden oder nicht. Noch immer taufen beide großen Kirchen Babys, was im Gegensatz zur jüdischen Beschneidung von Jungs im Babyalter nicht einmal ein biblisches Gebot ist. Die Kirchen sollten nur noch diejenigen taufen, die das möchten. Im Übrigen glaube ich, dass die Liebe Gottes zu uns Menschen unabhängig davon ist, ob jemand beschnitten oder getauft ist oder nicht. JOACHIM FISCHER, Glied der evangelischen Christuskirche Woltmershausen