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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Schlecht beraten

■ betr.: „Lieber erst einmal eine Lehre“, taz vom 11. 9. 12

Statistische Verteilungen sollten nicht mit „Chance“ interpretiert werden (soziale Ungerechtigkeit). Ein Gymnasium hat null Chance, ein Kind aus einer bildungsfernen Sicht abzulehnen. Familien, die ihre Kinder anregen, als „elitär“ aufzufassen, bildungsnah, ist ungerecht. Vielleicht hat ein mehr angeregtes Kind mehr Chance als ein weniger angeregtes. Es ist unfair, das Gymnasium in ein negatives Licht zu stellen, denn „positive Anreize bewirken mehr als Strafen“. Wenn Kinder, die an einem „Ungymnasium“ die Hochschulreife erhalten haben, zu wenig studieren, hat das „Ungymnasium“ schlecht beraten. Oder die Studiengebühren können nicht so gut bezahlt werden. GEORG THÖLKING, Bexbach

Der Skandal ist die Erpressbarkeit

■ betr.: „Eine Frage des Risikos“, taz vom 11. 9. 12

Der Skandal ist doch die Erpressbarkeit von Politik und Justiz. Egal was die Richter wirklich als gesetzlich vertretbar ansehen, es spielt wirklich keine Rolle, da die Angst vor Turbulenzen an den Finanzmärkten und Börsen groß ist. Ich weiß nicht, wer am Ende recht hat. Es ist diese Alternativlosigkeit, diese Erpressbarkeit vor der Wirtschaft und den Spekulanten, die einen ohnmächtig wütend machen kann! MARKUS MEISTER, Kassel

Zum Wohle des Kapitalismus

■ betr.: „Karlsruhe genehmigt ESM“, taz.de vom 12. 9. 12

Einmal mehr wird das Grundgesetz zum Wohle des Kapitalismus und seiner Finanzinstitute trefflich strapaziert. Die Finanzmärkte werden sich mit dem daraus möglichen ESM und den sicheren 190 deutschen Milliarden erst mal händereibend zufriedengeben. Wenn das Geld dann nicht reicht, was so sicher ist wie der BER in Berlin, werden sie gewiss irgendeinen Dreh finden, um aus den europäischen Völkern weitere Unsummen herauszupressen. Hauptsache, sie haben den ihnen so lieb und teuren Euro, während sich die kleinen Steuerzahler händeringend mit dem unliebsamen, inflationär gedruckten Teuro abfinden müssen. NORBERT F. SCHAAF, Koblenz

Dilettantismus oder Kalkül?

■ betr.: „Schwirren der großen Zahlen“ u. a., taz vom 13. 9. 12

Junker und die anderen Euroretter wollen den ESM so schnell und flexibel einsetzen wie möglich. Auch auf den Sekundärmarkt. EZB-Draghi will ebenfalls auf den Sekundärmarkt unbegrenzt Staatsanleihen aufkaufen, um klamme EU-Staaten vor den hohen Zinsen der Spekulanten zu retten.

Da meint Ulrike Herrmann, Deutschland habe allein eine Billion für die deutsche Wiedervereinigung gestemmt. Und der Schaden der Eurokrise dürfte ja nur 300 Milliarden betragen. Vielleicht jetzt noch. Was wird sich das ehemalige Spitzenpersonal des Bankensektors noch einfallen lassen, das jetzt an den Schaltstellen der europäischen Politik sitzt? Die Reaktion der Spitzenpolitiker war bisher äußerst begrenzt und für den Otto-Normal-Verbraucher alles andere als erträglich. Aus Dilettantismus (fehlendes Vermögen, sich in Täter hineinzudenken) oder Kalkül (u. a. hohe Parteispenden)?“

FRANZ MAYER, Steindorf-Hofhegnenberg

Ab in die Armutshölle

■ betr.: „SPD und CDU proben Rentenkoalition“, taz vom 10. 9. 12

Schon wie bei Hartz IV werden Beträge, hier 850 Euro, gehandelt, die unterhalb der Armutsgrenze und des Pfändungsfreibetrags liegen. Davon soll ein Mensch menschenwürdig leben und sein Auskommen haben? Ab in die Armutshölle mit Sozial- und Christdemokraten. DIRK ALBRECHT, Lüneburg

Die Rechte des Knaben

■ betr.: Warnung vor Eile bei Beschneidungsgesetz“, taz vom 13. 9. 12

In dieser ganzen Diskussion muss besonders das (Vor-)Urteil beseitigt werden, Knabenbeschneidung sei durch Religionsfreiheit gedeckt; gern wird nämlich die Religionsfreiheit der Eltern mit der des Kindes verwechselt. Hingegen sind die Rechte des Knaben (seine Unversehrtheit, seine Religionsfreiheit) (nur) gegen das elterliche Erziehungsrecht abzuwägen. ACHIM HOHLFELD, Herne