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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Bluttests seit 70er Jahren

■ betr.: „Medienticker“, „Mein Blut gehört mir“, taz vom 5. 11. 09

Die Vorstellung, der NDR würde „bei BewerberInnen auf Stellen heimlich Bluttests“ durchführen, wie es im „Medienticker“ heißt, ist abwegig. Heimliche Blutabnahmen funktionieren möglicherweise in James-Bond-Filmen. Beim NDR wird eine Bewerberin oder ein Bewerber, nachdem die Wahl für eine Festanstellung auf sie oder ihn gefallen ist, mit einem erläuternden Schreiben zu einer betriebsärztlichen Untersuchung gebeten, bei der auch ein Bluttest stattfindet. Diese Praxis, die sich an Einstellungstests im öffentlichen Dienst orientiert, gibt es seit den siebziger Jahren.

Was taz-Autor Hannes Koch in seinem Kommentar vermutet, ist deshalb so falsch nicht: Die Bluttests werden in vielen Unternehmen gemacht, weil sie immer schon gemacht wurden. Der NDR wird die aktuelle Diskussion zum Anlass nehmen, die Notwendigkeit der Blutuntersuchungen zu überprüfen. MARTIN GARTZKE, NDR-Pressesprecher

Machthabende Unternehmer

■ betr.: „Auch NDR testet Bewerber-Blut“, taz vom 5. 11. 09

Nicht nur aus rechtlicher Sicht ist die Praxis von Unternehmen fragwürdig. Es ergeben sich auch Zweifel angesichts der Beteiligung der Ärzteschaft. Erst die medizinische Vorbereitung über eben diese Bluttests ermöglicht dem machthabenden Unternehmer gezielte Selektion. Ein Bereich, dem auch die Betriebsärzte angesichts ärztlicher Beteiligung an schlimmsten Verbrechen, die wir aus der Geschichte unseres Landes kennen, sensibilisiert gegenüberstehen sollten. Die Musterberufsordnung der Bundesärztekammer befasst sich mit der Ethik in der Durchführung des ärztlichen Berufes. Die Kammer sollte zumindest zu einer Stellungnahme aufgefordert werden. RÜDIGER GAUB, Essen

Ein beredter Glaubenszeuge

■ betr.: „Der Horror von Fort Hood“, taz vom 7. 11. 09

„Wer das Schwert ergreift, wird durch das Schwert umkommen.“ So steht es in dem Buch, welches das fromme Amerika als ideologische Basis seines Freiheits- und Menschenbildes ansieht. Vielleicht sollte man den Amerikanern die Wiederentdeckung einiger biblischer Zusammenhänge dringend empfehlen: Dazu gehören außer der nachhaltigen Sinnlosigkeit staatlich ausgeübter Gewalt insbesondere die Selbstzerstörung, welche Gewalt gegen andere in uns selbst auslöst. Der Psychologe und Arzt, der sich nicht mehr anders helfen konnte, als seinen irrsinnigen seelischen Konflikt mit dem Schießeisen „zu lösen“, ist ein beredter Glaubenszeuge für diesen uralten menschlichen Zusammenhang. JOSEF RIGA, Celle

Prophylaktische Schuldzuweisung

■ betr.: Auf sich allein gestellt“ taz vom 6. 11. 09

In ihrem Kommentar zum Aufbringen eines Schiffs mit Waffen, die vermutlich für die Hizbollah bestimmt waren, versucht Susanne Knaul schon einmal prophylaktisch, Hamas und Hisbollah als Verursacher des nächsten Kriegs darzustellen. Ihre Logik dabei: Haben Hamas und Hisbollah genug Waffen beisammen, ist Israel gezwungen, diese wieder per Krieg zu zerstören usw. Dabei wäre auch eine ganz andere Denkrichtung möglich. Da beide Organisationen als Widerstandsorganisationen gegen die israelische Besatzung entstanden sind (Südlibanon, Westjordanland, Gaza), warum startet man dann nicht den Versuch, sie überflüssig zu machen, indem man die Besatzung aufhebt ? ANDREAS UNGER, Berlin