LESERINNENBRIEFE :
Opposition falsch beschrieben
■ betr.: „Das Gespenst Schwarz-Grün“, taz vom 14. 1. 13
Unsere bayerische Landesvorsitzende beschreibt die Aufgabe der Opposition im demokratischen System falsch: Sie ist konstitutiv im parlamentarischen System und hat mit „Schmollecke“ nichts zu tun. Schwarz-Grün vor den Wahlen ablehnen, um keine Grünen-Wählerinnen und Wähler zu vergraulen und dann doch zu machen, hieße für mich, Abschied von der Partei zu nehmen. Denn ich habe die Hoffnung immer noch noch nicht aufgegeben, dass ein Wahlkampf auch redlich sein kann und nicht primär von den Machtbedürfnissen seiner Protagonisten geleitet sein muss. Ich könnte ein Zusammengehen mit den Schwarzen schlicht und einfach öffentlich nicht vertreten. MANFRED HARTMANN, Mitglied der Grünen, Unna
Debatte geht nach hinten los
■ betr.: „Das Gespenst Schwarz-Grün“, taz vom 14. 1. 13
Es ist doch völlig klar, dass, wenn es für Rot-Grün nicht reichen wird, alle miteinander reden werden. Nicht nur Schwarz mit Grün, sondern vor allem auch Schwarz mit SPD-Rot. Vermutlich sogar Rot-Grün mit der FDP, sollte sie wieder reinkommen, was die Wählerin bitte verhindern möge. Oder mit der Linken. Alle demokratischen Parteien reden normalerweise miteinander nach Wahlen über mögliche Koalitionen. Das ist eine Binsenwahrheit. Die Frage ist nur: Wieso muss der Janecek das ausgerechnet diese Woche lostreten, wo er doch genau wissen muss, dass das eine Debatte ist, die für uns Grüne immer nur nach hinten losgehen kann? Was will der Realofürst aus Bayern damit erreichen – und mit wem hat er seinen Vorstoß abgesprochen? JÖRG RUPP, Malsch
Da wähle ich die gar nicht erst
■ betr.: „Das Gespenst Schwarz-Grün“, taz vom 14. 1. 13
Die Grünen fangen jetzt also doch an, über eine Koalition mit der CDU/CSU zu spekulieren. Finde ich gut, wenn ich das schon vor der Wahl weiß; dann wähle ich die doch gar nicht erst!
WERNER HUTH, Ascheberg
Macht mal was Vernünftiges
■ betr.: „Das Gespenst Schwarz-Grün“, taz vom 14. 1. 13
Ich will kein Schwarz oder Gelb, aber was soll ich wählen? Denn selbst wenn es keine Mehrheit für Schwarz-Gelb gibt, kriege ich ziemlich wahrscheinlich Schwarz, wenn ich Rot oder Grün wähle. Beide suchen offenbar lieber Bequemlichkeit als unwichtige Juniorpartner statt alternativer Politik. Was nützen (wichtige) grüne Randthemen, wenn in Wirtschafts- und Finanzpolitik alles so bleibt? Also, liebe Grüne: direkt CDU wählen? Oder soll ich es so machen wie die meisten Frustrierten: gar nicht hingehen? Oder macht ihr mal was Vernünftiges und denkt über alternative Mehrheiten zur Not auch mit Linken oder Piraten nach? THOMAS KELLER, Königswinter
Puh, ihr lieben Grünen!
■ betr.: „Das Gespenst Schwarz-Grün“, taz vom 14. 1.13
Die Grünenwähler haben ein richtiges Problem. Merkel will man nicht mehr, Steinbrück aber will man ja noch viel weniger, schließlich verkörpert er genau das, was ein Spitzenkandidat der FDP so braucht. Doch Renate Künast sagt auf die Frage, was sie von Peer Steinbrück hält, sie könne sich keinen Besseren vorstellen. Puh, ihr lieben Grünen! Wie wäre es, wenn ihr den Wählern endlich eine Alternative bieten würdet, anstatt den SPDlern von gestern hinterherzulaufen. Und in Anbetracht dessen gibt es auf die Frage nach dem besten Kandidaten nur eine Antwort: Katrin Göring-Eckardt.
MICHAEL ROLF, Nürnberg
Warum nicht mit der Linken?
■ betr.: „Aufruhr wegen Schwarz-Grün“, taz vom 15. 1. 13
Schön, dass Göring-Eckardt die Programmatik zum Prüfstein für mögliche Koalitionen machen will, auch wenn ich im Blick auf das Wahlprogramm nur mäßige Hoffnungen hege. Für eine offene und öffentliche Debatte innerhalb der gesamten Partei zu den wirklichen Zielen grüner Wahlkampfmühen wäre es höchste Zeit: Wollen wir mehr Macht für unser Personal oder für unsere Argumente?
Dabei würde auch die Frage gestellt, warum eigentlich die Linke immer noch wie ein Paria behandelt wird – obwohl echte Kritik am Wachstumsdogma und alternative Gesellschaftsentwürfe mit ihr eher zu machen sein würden als mit der CDU. Ein weiterer Vorteil: Die Linke ist, was lobbyistische Einflüsse angeht, relativ unverdächtig: Zu radikal sind manche Positionen, als dass man sie geschickt umformulieren könnte. Und innerhalb einer rot-rot-grünen Koalition wären sie der Junior-Juniorpartner. Wer angesichts dieser Sachlage bei den Grünen trotzdem zuerst über Schwarz-Grün nachdenkt, der hat vielleicht zu wenig Zutrauen in die eigene programmatische Stärke. Man könnte auch sagen: Auf dem Weg zur vermeintlichen Volkspartei ist das Anlehnungsbedürfnis grüner Parteistrategen an eine „große“ Partei und deren vermeintliche Wirtschaftskompetenz (und die Nähe zum großen Geld) doch immer noch ernüchternd stark. Und damit könnte der gesellschaftlich notwendige Diskurs darüber, wie unser Wohlstandsmodell ökologisch nachhaltig global und lokal reformiert werden muss, auf der Strecke bleiben.
MICHAH WEISSINGER, Essen