LESERINNENBRIEFE :
Gutes Klima für Borkum
■ betr.: „Kohlekraftwerk in Dörpen gestoppt“, taz vom 11. 12. 09
Glückwunsch! Nach dem Kohlekraftwerk in Emden ist im Nordwesten nun auch das in Dörpen gescheitert. Die Einwohner der Nordseeinsel Borkum hoffen noch immer, dass dies auch mit dem geplanten Kohlekraftwerk im niederländischen Eemshaven passieren wird. Sollte dies gebaut werden, so ist von einer grenzenlosen Verantwortungslosigkeit des investierenden Konzerns RWE und befürwortenden Politikern zu sprechen: In 13 Kilometer Entfernung zu einem Kohlekraftwerk kommen dann Gäste zum Urlaub und zur Kur, die insbesondere wegen Atemwegserkrankungen das bisherige Reinluftgebiet und Nordseeheilbad Borkum aufsuchen. Wir auf Borkum appellieren an alle betroffenen Verantwortungsträger, ihre Entscheidung über Investitionen im Eemshaven zu korrigieren, damit dies so bleibt! Darüber hinaus plädieren wir dafür, sich auf die Ausnutzung der vielfältigen Möglichkeiten erneuerbarer Energien im Nordwesten zu fokussieren: Wellenkraft, Gezeitenströmungen, Windkraft, Sonnenkraft und Biogas durch Trockenfermentierung von organischen Reststoffen. JENS ALBRECHT, Borkum
Geld durch Vermögensteuer
■ betr.: „Wir Professoren müssen nachsitzen“, taz vom 11. 12. 09
Es ist sicher notwendig, mehr in die Universitätsbildung zu investieren, wie Herr Prof. Daxner schon sagt. Allerdings wäre es ein großer Fehler, das Geld dafür – wie er vorschlägt – ausgerechnet von den Sozialbudgets abzuzweigen. Er kritisiert, dass es „jede Menge Zulassungsbeschränkungen in Deutschland gibt“. Richtig! Diese Zulassungsbeschränkungen resultieren für viele SchülerInnen – und damit eben potenzielle Studienberechtigte – aber bereits aus ihrer finanziellen Situation und somit aus ihrer sozialen Herkunft; gerade sie sind auf jene Sozialbudgets angewiesen, zumal in einem Schulsystem, dessen Dreigliedrigkeit soziale Auslese fördert. Zudem dienen Sozialausgaben ganz allgemein der Stabilisierung der Gesellschaft und dem sozialen Frieden – Bedingungen, die auch dem Betrieb der Universitäten förderlich sind. Das Geld sollte von dort genommen werden, wo es auch ist, zum Beispiel durch Vermögensteuer. BERND-MICHAEL KABIOLL, Berlin
Gibt er den Advocatus Diaboli?
■ betr.: „Zu viel Rummel um das Klima?“, taz vom 12. 12. 09
Als ich den Kommentar von Ivo Bozic gelesen habe, war ich ziemlich erstaunt. Ich fragte mich: Gibt er hier den Advocatus Diaboli oder meint er das ernst? Meint er es ernst, so wirft der Beitrag ein schlechtes Licht auf Herrn Bozic, als Redakteur der jungle world derart schlecht informiert zu sein. Als Geologe bin ich gerne bereit, Herrn Bozic den Unterschied zwischen den verschiedenen Klimaphasen der Erde und deren Bedeutung für den Menschen zu erklären. Als Südafrikaner, der den Klimawandel aus eigener Anschauung kennt, bin ich über seine bornierte Haltung und seinen Zynismus schockiert. JENS KLUMP, Berlin
Unmenschlicher Gesichtspunkt
■ betr.: „Zu viel Rummel um das Klima?“, taz vom 12. 12. 09
hoffentlich hat Ivo Bosic seine „argumentation“ als sarkastische überspitzung oder als „paradoxe intervention“ gemeint. andererseits lässt die platzierung den verdacht aufkommen, dass dieser text als ernsthafter diskussionsbeitrag gelesen werden soll.
der gesichtspunkt, unter dem Bozic die sich anbahnende klimakatastrophe betrachtet, ist der einer überzeitlichen (fiktiven) intelligenz … und damit ist er unmenschlich im buchstäblichen sinne. es mag ja sein, dass die erwärmung der erdatmosphäre, die gletscherschmelze, das ansteigen des wasserspiegels der weltmeere usw. im rahmen der jahrmillionen umfassenden erdgeschichte alles andere als singuläre ereignisse sind, aber die welt ist doch für uns nur insofern relevant, als wir menschen darin leben und leben können! gewiss: die dinosaurier und das mammut sind ausgestorben, möglicherweise deshalb, weil sie sich nicht „anpassen“ konnten an veränderte umweltbedingungen. aber wir als menschen können doch nicht mit einem achselzucken das immerhin vorstellbare verschwinden der lebensform homo sapiens als genauso „naturgegeben“ hinnehmen, zumal dann nicht, wenn die klimaänderungen zum größten teil auf menschliche aktivitäten zurückzuführen sind. Wir müssen daran festhalten, dass wir als menschen eine verantwortung für die lebensmöglichkeit unserer mitmenschen – auch der zukünftigen – haben, und dafür einstehen, dass diese verantwortung auch umgesetzt wird. WINFRIED SCHUMACHER, Köln