LESERINNENBRIEFE :
Klartext vom Clown
■ betr.: „Steinbrück verärgert Italiener“, taz vom 28. 2. 13
„Undiplomatisch“ suggeriert, Peer Steinbrück habe eine unliebsame Wahrheit ungeschickt deutlich ausgesprochen. So wie seine Veranstaltung auch mit „Klartext“ übertitelt war. Tatsächlich bringt die Titulierung von Grillo und Berlusconi als Clowns gar nichts auf den Punkt. Das enthielt weder Wahrheit noch Klartext, kaum Sparwitz, eher Gedankenboykott. Frühere Clowns – Hofnarren – hatten auch die Funktion, unliebsame Kritik auszusprechen. Man kann Steinbrück nur wünschen, dass in seinem Hofstaat noch ein Narr verblieben ist, der ihm zuflüstert, was den WählerInnen von solchen Sprüchen im Gedächtnis bleibt: „Steinbrück“ und „Clown“. Eine Kombination, die sicherlich weder Wahrheit noch Klartext ist.
CLEMENS SUERBAUM, München
Wirklich Rot wählen
■ betr.: „Bunga Bunga statt Buße“, taz vom 28. 2. 13
Wird ein Blödmann (taz über SPD-Kandidaten) eher zum Clown oder ein Clown leichter zum Blödmann? Können sich gar Clown und Blödmann in einzelnen Fragen (Banken, Weinpreise über fünf Euro) einigen und mit der Kavallerie (der Cavaliere wird da wohl nicht mitmachen) in die Schweiz einrücken? Das Kürzel PS (Pferdestärken – Peer Steinbrück) hat sich in unserem Sprachgebrauch noch immer gehalten, obwohl KW (Kilowatt – keine Wahl) schon lange die offiziell richtige Bezeichnung ist. Programmatisch gibt es gegen Schwarz-Gelb derzeit nur Rot-Grün als Alternative. Da der Rot-Grün-Kandidat weiter jeden Fettnapf nutzt, bleibt für die Bundestagswahl wohl nur, wirklich Rot zu wählen – möglicherweise sogar ohne zu erröten. ROLF SCHEYER, Köln
Ein Euphemismus
■ betr.: „Steinbrück verärtert Italiener“, taz vom 28. 2. 13
da begibt sich die journalie, wie g. schramm sagt, wieder an die pissrinne. peer s. statement war doch ein euphemismus. besser wäre gewesen, ein clown und ein hurenbock oder ein clown und ein volksverhetzer oder ein clown und ein lügner oder ein clown und ein staatsausbeuter oder … FRANK SIMON, Hürtgenwald
Steinbrück ist kein Clown
■ betr.: „Steinbrück verärgert Italiener“, taz vom 28. 2. 13
Ein Clown ist nämlich ein Künstler, der Menschen zum Lachen bringen kann. Auch diese Kunst kommt vom Können. Und davon kann, in dieser Hinsicht weder bei Peer Steinbrück noch bei Silvio Berlusconi oder Beppe Grillo die Rede sein. Steinbrück mag sich für einen schlagfertigen „Komiker“ halten. Schlagfertigkeit braucht es beim Boxen, wenn Klartext „geredet“ werden muss. Es hat nichts mit Humor zu tun, wenn Steinbrück das unkontrollierte Aufsteigen von Magensäften nicht unterdrücken kann und sich dabei auch noch für geistreich hält. Berlusconi und Grillo sind leider alles andere als komisch, gerade weil sie typische Produkte der italienischen Fernsehgesellschaft sind, welche durch die Vorherrschaft des Unterkörpers bestimmt ist. Im dortigen, von Berlusconi beherrschten Fernsehen wäre Steinbrücks Auslassung wohl auch nicht weiter aus der Rolle gefallen. Benvenuto, Peer Steinbrück, bei Mediaset!
CHRISTOPH OHLY, Brunella, Italien
Wie falsch
■ betr.: „Bunga Bunga statt Buße“, taz vom 28. 2. 13
Aha: Jetzt weiß ich also, dass ich Berlusconi im Grunde nur beneide! Wie falsch: Menschen dieses charakterlichen Zuschnitts können bestenfalls auf mein Mitleid hoffen! ULRICH SEIDEL, Lage
Krumme Vergleiche
■ betr.: „Bunga Bunga statt Buße“ von Deniz Yücel, taz vom 28. 2. 13
Sie haben leider in Ihrem Artikel über die intelligenten Wähler in Italien zum wiederholten Mal Zeugnis davon abgelegt, dass Ihnen zu der Protestbewegung in Stuttgart nichts anderes als Hauptstadtarroganz und völlige Freiheit von Faktenwissen zu Gebote steht. Vielleicht sollten Sie sich einmal im Tiergarten (= Bahnhofsvorplatz) nach ein bisschen Gestrüpp umsehen – zum Beispiel in Gestalt einer 200 Jahre alten Blutbuche. Wenn bei Ihnen immer noch nicht durchgedrungen ist, dass es hier eben nicht „nur um einen Bahnhof“ geht, sondern um ein neoliberales Immobilienprojekt, an dem vor allem die schwäbische CDU-Mafia sich zu bereichern gedenkt, dann sollten Sie wenigstens die Leser der taz von Ihren Weisheiten und krummen Vergleichen verschonen. SUSANNE BOUCHÉ, Stuttgart
Nur eine Umfrage
■ betr.. „Das Volk bleibt oben“, taz vom 25. 2. 13
Wenn eine Regierung oder eine direktdemokratische Entscheidung jedes Mal geändert werden müsste, nur weil eine Umfrage ein anderes Ergebnis hat, dann „gute Nacht“. Ich lehne das Bauvorhaben „Stuttgart 21“ ab. Aber ich glaube, die taz schadet dem Protest gegen das Vorhaben, wenn sie die Kritik nur auf eine Umfrage stützt. Da hat das Ergebnis einer Volksabstimmung deutlich mehr Gewicht.
DAVID BRAUN, Berlin