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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Es geht!

■ betr.: „Unser Bauch weiß alles“, taz vom 13. 3. 13

Mir kommt dieser Bericht ein wenig vor wie eine Packung (Pferde-) Lasagne: Drin ist nicht, was außen draufsteht. Mich stört vor allem, dass Manfred Kriener, dessen Berichterstattung ich meist schätze, eine Behauptung aufstellt, die ich so nicht stehen lassen will: es sei „selbst ‚Hardcore-Ökologen‘ unmöglich, den Teller stets korrekt zu füllen …“. Das stimmt nicht, es geht! Seit mehr als 40 Jahren lebe ich mit meiner Freundin 1. vegetarisch, und 2. heute zu 99,5 Prozent bio mit Eigenanteil. Und in gleichem Umfang kann ich moralische, umweltpolitische und gesundheitliche Aspekte berücksichtigen. Apropos „Hardcore-Ökologen“: Meint er das so ähnlich wie „Hardcore-Porno“? Igitt, das ist ja dann wirklich eklig. Dass die dann dauerhaft mit schlechten Gefühlen einkaufen, ist ja logisch.

MANFRED BAUER, Pforzheim

In den Medien totgeschwiegen

■ betr.: „Getrieben vom Gewissen“, taz vom 14. 3. 13

Unglaublich. Tatsächlich mal wieder ein Artikel über Bradley Manning! Es ist schon enorm, wie dieser Mann in den Medien totgeschwiegen wird. Seit über zwei Jahren rechtswidrig in Militärgefängnissen, Isolationshaft, Schikanen, Diffamierung, Zermürbung, Angriff auf die Persönlichkeit, Geheimhaltung und und und. Sein Verbrechen: eklatante Missstände, inhumane Praxis und Menschenrechtsverstöße beim amerikanischen Militär öffentlich zu machen. Der größte Fehler von Bradley Manning ist wohl, dass er kein Chinese ist – dann wäre der Aufschrei in der Welt und den westlichen Medien groß, und der Friedensnobelpreis wäre ihm gewiss.

B. J. ANTONY, Lohra

Ein gutes Geschäft

■ betr.: „Hat sich der Irakkrieg gelohnt?“, sonntaz vom 16. 3. 13

Was für eine seltsame Frage. Zehntausende starben durch diesen Krieg … natürlich. Es gibt keine sauberen Kriege, auch wenn man die Toten charmant als Kollateralschaden bezeichnet.

Hussein wurde nicht über Nacht plötzlich zu einem Monster. Er wurde jahrzehntelang hofiert, mit rotem Teppich empfangen und mit Waffen und Geld versorgt. Und zwar von seinen Geschäftspartnern, die dann „über Nacht“ zu seinen Gegnern wurden. Und zwar aus ganz eigenen Gründen. Das Mitleid mit den armen Menschen stand wohl nicht im Vordergrund, das war ja jahrzehntelang auch kein Thema. Und jetzt geht es um andere „Monster“ (auch lange genug hofiert und beliefert), um andere Länder und um andere „arme Menschen“, die zu retten sind. Ein lohnendes Geschäft!

Das Rezept ist immer dasselbe: Verdiene gutes Geld, indem du Diktatoren aufbaust und belieferst, und wenn die Zeit reif ist, empöre dich und überziehe das Land mit Krieg. Auch ein gutes Geschäft. Und wenn alles zerstört ist, baue ein bisschen auf, auch ein gutes Geschäft. Danach bedauere, dass das Volk nicht reif ist für Demokratie und Menschenrechte. Wie denn auch? Die Menschheit scheint sich noch nicht sehr vom Neandertaler zu unterscheiden. Die Feststellung von Herrn Osten-Sacken „ohne Militärinvasion (damit ist Krieg gemeint) wäre Hussein weiter an der Macht“, ist so gesehen richtig. Diktatoren sind so lange „an der Macht“, solange sie hofiert und mit Waffen beliefert werden. Und die ganze Welt schaut zu. Als gäbe es nur diese beiden Möglichkeiten: Diktatoren unterstützen und Geschäfte mit ihnen machen, oder Krieg gegen sie zu führen, also wieder Geschäfte machen. Solange sich die Menschen weigern, ihr Gehirn einzuschalten, und den „Oberen“ erlauben, diese grausamen Spiele zu betreiben und uns mit solchen Sprüchen zu verblöden, wird sich daran nichts ändern. ELKE GRÖZINGER, Wunstorf

Kriegerischer Unsinn

■ betr.: „Waffen für Syrien“ von Dominik Johnson, taz vom 16. 3. 12

Johnsons These vom „Nichtstun“ Europas gegenüber dem Assad-Regime in Syrien stimmt ja nicht. Die Gegenthese hat viel mehr Faktizität: Selten wurde ein so totaler Versuch der Destabilisierung eines souveränen Staates durch den Westen und seine „Freunde“ unternommen. Kriegsstrategie war diesmal nicht direkte Intervention wie im Irak oder in Libyen, sondern ein finanziell und militärisch massiv von außen unterstützter Abnutzungskrieg. Diese Rechnung ist bisher nicht aufgegangen, weil sich der Westen in der Unterstützung eines Großteils der Syrer für das Assad-Regime verschätzt hat. Jetzt ruft Johnson in seinem Kommentar wie William Hague und Fabius nach Bewaffnung der säkularen Rebellen. Damit es zwischen Assad-Armee und Rebellen ein militärisches „Gleichgewicht“ gibt. Damit die säkularen Rebellen nicht vollends von der Terrorgruppe Nusra zur Seite gedrängt werden. Was für ein kriegerischer Unsinn, als ob es nicht noch ganz andere Eskalationsstufen gäbe. Was für ein Durcheinander, wenn gleichzeitig die USA erwägen, die Nusra-Rebellen mit Drohnen zu beschießen. Eine politische Lösung scheint Johnson gar nicht mehr in Erwägung zu ziehen, wenn er Assad als „mörderischsten Diktator der Welt“ verteufelt. Vergessen, dass John Kerry ihn Anfang 2011 noch als „meinen Freund“ bezeichnete? Dass Assad den „Damaszener Frühling“ anstieß? Dass Assad die Anhänger seines Onkels, des „Schlächters von Hama“, ins Gefängnis warf? Dass Assad nach den Toten von Daara den Bürgermeister absetzte und den Familien der Getöteten kondolierte? Dass er nach Auskunft von Experten als „Taube“ in Syrien gilt? An einem politischen Dialog mit Assad führt kein Weg vorbei. Schlüssel zu einer politischen Lösung ist aber, dass der Westen mit Saudi-Arabien und Katar, den Exporteuren des militanten Islam, Tacheles redet. GEORGE RAYMOND, Bremen