piwik no script img

Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Vorbilder disqualifizieren sich

■ betr.: „Autofahrt mit Imageschaden“, taz vom 24. 2. 10

Wasser predigen und Wein trinken ist das Motto von öffentlichen Würdenträgern quer durch alle Organisationen. Leider disqualifizieren sich immer mehr Vorbilder unserer Gesellschaft selbst. Egal ob pädophile Geistliche oder käufliche Politiker bis hin zu unfähigen Managern. Keiner bietet eine Identifikation oder eine Richtung, von einer Lösung der gesellschaftlichen Probleme ganz zu schweigen. Natürlich sind Fehler menschlich und keiner ist frei von Fehltritten, aber eine bloße Entschuldigung oder „wir werden die Vorwürfe rückhaltlos aufklären“ reicht nicht, um das Vertrauen zurückzugewinnen. Auch hier beim Krisenmanagement fehlt leider jegliche Vision oder Vorbildrolle. Ein Amt ist nicht nur ein Titel oder eine Visitenkarte; es ist eine Aufgabe, die angenommen und gelebt werden muss, und zwar so, wie es die Gesellschaft, die Gläubigen oder auch die Wähler von einem erwarten. Wer das nicht kann oder versteht, hat den falschen Beruf oder das falsche Amt. STEPHAN KLÖCKNER, Hamburg

Den Weg der Vergebung vorleben

■ betr.: „Autofahrt mit Imageschaden“, taz vom 24. 2. 10

Margot Käßmann beeindruckt durch ihr authentisches Auftreten und engagiertes Eintreten zu sozialen Fragen, was bitter nötig ist. Sie belebt – nicht nur – die evangelische Kirche wie kein anderer. Ihr streitbarer zeitkritischer Geist dürfte vielen ein Dorn im Auge sein. Da bietet sich ein persönlicher Fehltritt als gefundenes Fressen an. Sie hat als Privatperson einen schweren Fehler begangen, der strafrechtlich auch geahndet wird und dessen Konsequenzen sie tragen muss. Und „Alkohol am Steuer“ wird ihr nicht wieder passieren. Die Glaubwürdigkeit in ihrer Rolle als Landesbischöfin ist beschädigt, kann aber wiedergutgemacht werden, wenn sie als Mensch dazu stehen kann, „ihre Kirche“ hinter ihr steht und die Medien sich ihrer Verantwortung entsprechend lediglich informierend verhalten. Leider ist zu befürchten, dass die Männerbünde innerhalb der Kirche und in Teilen der Medienlandschaft diese Chance schamlos ausnutzen. Wenn Käßmann wegen ihres Fehlers zurücktritt, verliert die Kirche eine Integrationsfigur und verpasst die Chance, modellhaft den Weg der Vergebung vorzuleben. REGINA MEYER, Göttingen

Korken werfen

■ betr.: „Mensch Margot“, Philipp Gessler über die alkoholisierte Bischöfin Käßmann am Steuer, taz vom 24. 2. 10

bin wieder mal richtig froh, dass unsere gemeinde ohne bischof auskommt. ansonsten denke ich wie euer kommentator, es sollte das herrenwort gelten: wer noch nie einen in der krone hatte, werfe den ersten korken. THOMAS BREDY

Schnee von gestern

■ betr.: „Westerwelle legt noch eine Schippe drauf“,taz vom 22. 2. 10

Schade, die guten Ideen von Guido Westerwelle schmelzen dahin wie der Schnee von gestern.

Eine Information für alle, die auch der Anregung von unserem Außenminister nachkommen und Schnee schippen wollen: Es gibt keine Listen, in die man sich eintragen könnte, weder im Auswärtigen Amt noch bei der Landeszentrale der FDP in Düsseldorf und auch nicht bei der FDP in Paderborn, wie ich bedauernd feststellen konnte. Das war wohl doch nur so dahergesagt vom Vorsitzenden der Partei und nicht ernst gemeint, das mit dem Schnee schippen. Sind die anderen Äußerungen und Ankündigungen Westerwelles ähnlich schlecht vorbereitet (keine Listen, keine Schippen, Null-Organisation)? Bei den meisten Problemen jedenfalls kann Westerwelle nicht wie beim Schnee darauf warten, dass sie von selbst schmelzen.

ANTONIUS STRIEWE, Borchen-Dörenhagen