LESERINNENBRIEFE :
Die Entscheidung war richtig
■ betr.: „Feigheit vor dem Freund“, taz vom 5. 7. 13
Sehr geehrter Herr Bonse,
Ihre frech formulierte Überschrift hat mein Interesse geweckt.
Sie sprechen vom „in die Knie gehen“ der Europäer vor den Amerikanern, dabei hat das Europäische Parlament in der letzten Woche gegenüber den USA zwei Dinge ganz deutlich gefordert: alle Überwachungsmaßnahmen der NSA gegenüber der Europäischen Union zu stoppen und die bisherige Ausspähung umfassend und schnell aufzuklären. Statt „feigem“ Schweigen also ein klares Statement.
Gleichzeitig entschied das Parlament mehrheitlich, dass die Verhandlungen zu einem gemeinsamen Freihandelsabkommen mit den USA planmäßig am gestrigen Montag beginnen sollen. Diese Entscheidung war richtig. Es kann nicht sein, dass wir als Reaktion auf die NSA-Datenaffäre nun auf stur schalten und, wie Sie es nennen, unseren „Trumpf“ nicht aus der Hand geben. Ein Trumpf ist nur etwas wert, wenn er auch gespielt wird. Und dieser Trumpf bringt Wachstum und Arbeitsplätze in Europa. Das Freihandelsabkommen mit den USA hat ein enormes Potenzial, und ein Zögern zum jetzigen Zeitpunkt wäre zu Lasten der Europäischen Union und ihrer Bürger gegangen.
Die Frage nach dem Schutz unserer Daten ist wichtiger denn je, aber sie fällt in den Bereich des Binnenmarktes und nicht in den des Handels.
Seien Sie optimistisch, Herr Bonse. Die Entschließung des Parlaments erhöht den Druck auf die USA. Bei dem gestrigen Beginn der Verhandlungen haben die USA die besondere Verantwortung, dass Vertrauensverhältnis durch Offenheit und Transparenz zu bekräftigen. Es geht darum, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und eine Freundschaft zu vertiefen, die man nicht zu leichtfertig aufs Spiel setzen sollte. GODELIEVE QUISTHOUDT-ROWOHL, MEP,
EVP-Berichterstatterin für TTIP, Brüssel
Abkommen dient Multis
■ betr.: „Neue Rechte für Konzerne geplant“ u. a., taz vom 9. 7. 13
Das Freihandelsabkommen bedeutet freie Fahrt nach Europa für Genfood, Hormon- und Klonfleisch, Chlorhähnchen, Holzextrakt im Wein etc. Laut US-Gesetz dürfen Lebensmittel bis 0,1 Prozent künstliche Substanzen enthalten und trotzdem als „100 Prozent natural“ verkauft werden. Das bedeutet, Verbrauchertäuschung würde bei uns ganz legal.
Dass durch das Abkommen 400.000 neue Arbeitsplätze entstehen, ist kaum anzunehmen. Wahrscheinlich wird es in Europa ein Bauernsterben geben, wenn die Förderung von Landwirtschaft dann als unerlaubte Subvention gelten würde. Das Abkommen dient hauptsächlich den Multis. Wozu brauchen wir dann eigentlich noch die EU? Wie das Beispiel des Überflugverbots von Präsident Morales zeigt, werden wir schon aus Washington regiert. Die EU tanzt nach der Pfeife der USA. JÜRGEN LOHUIS, Dortmund
Eine gute Show
■ betr.: „Papst wettert gegen Europas Gleichgültigkeit“, taz vom 10. 7. 13
Für eine gute Show war dieser Papst als Kardinal schon bekannt und bei diesem Buß-Tamtam hat er sicher persönlich die Regie übernommen. Er griff den generellen Umgang der reichen Länder mit den Flüchtlingen scharf an. Aber als eines der reichsten Länder der Erde könnte der Vatikanstaat doch mal ein paar „aus purem Gold und mit Edelstein besetzten“ Monstranzen usw. (die man den Urvölkern Lateinamerikas gestohlen hat) springen lassen. Oder als größter Grund- und Immobilienbesitzer Platz und Unterkunft für die Flüchtlinge zur Verfügung stellen.
Wie haben wir auf dem Schulhof gerufen: „Große Fresse – nix dahinter.“ ALEXANDER WINTZEN, Niebüll
Menschen fehlen Alternativen
■ betr.: „Papst wettert gegen Europas Gleichgültigkeit“, taz vom 10. 7. 13
Jeder Konservative, der vor Überfremdung Angst hat, müsste eigentlich die Speerspitze der Unterstützer sein, die sich für faire Rohstoffpreise, Löhne und Handel einsetzen, den Schuldenerlass der Entwicklungsländer unterstützen und gegen Zölle für Waren aus Afrika sein. Niemand verlässt seine Heimat gern, um unter Einsatz des Lebens nach Europa zu kommen.
Den Menschen fehlen die Alternativen, weil wir weiterhin die afrikanischen Länder ausbeuten und nicht bereit sind, für Rohstoffe, Naturerhaltung, Dienstleistungen einen angemessenen Preis zu zahlen. Im Gegenteil, wir machen mit Altkleider- und Elektroschrottexport in diese Länder noch Gewinne oder überschwemmen die Länder mit unserem Lebensmittelüberschuss oder laden unseren Giftmüll dort ab. MARKUS MEISTER, Kassel
Rat an katholische Kirche
■ betr.: „Kritik an Europas Gleichgültigkeit“, taz.de vom 8. 7. 13
Neben dem Rat, dass die katholische Kirche ihre Haltung zur Geburtenkontrolle ändern möge, noch dieser Hinweis: Die homosexuellenfeindliche Haltung der katholischen Kirche trägt gerade in Afrika zur Verfolgung Homosexueller bei. Wie wäre es mit einer Kampagne der katholischen Kirche zugunsten der Rechte Homosexueller, zum Beispiel in Uganda? RATSCHLÄGE, taz.de