LESERINNENBRIEFE :
Geschwängerte Kühe, viele Kälber
■ betr.: „Tschüss, Tierisches“, sonntaz vom 27./28. 3. 10
Schade, dass Meike Laaff keine Veganerin bleiben will. Gut, „dass viele andere schwärmen, dies sei die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen“. Sie dachten sicher an ihre Gesundheit, an die Tiere, ans Klima und überhaupt an die Umwelt.
Erfreulich, dass bei Meike Laaff wenigstens hängen geblieben ist: „Vom Fisch lässt sie immer noch die Finger.“ Die Omega-3-Fettsäuren kann sie sich ja auch über pflanzliche Öle wie Lein-, Raps-, Walnuss- oder Sojaöl zuführen.
Beim Bauern will sie „nachschauen, ob es den Kühen auch gut geht“. Was sie dabei allerdings nicht zu sehen kriegt: dass die Kühe jedes Jahr geschwängert werden, um Milch produzieren zu können, dass der Bauer viele Kälber zum Metzger transportiert und dass es den Müttern bei konventioneller Haltung nach fünf, bei Biohaltung nach acht Jahren auch an den Kragen geht. Eine irische Kuh, die das Gnadenbrot erhielt, wurde 49 Jahre alt. HERBERT WIEDMANN, Grafenberg
Strafmaßnahmen gegen Fleischesser
■ betr.: „Tschüss, Tierisches“, sonntaz vom 27./28. 3. 10
Der Erfahrungsbericht ihrer Autorin Meike Laaff über ihren Veganismus-Versuch hat mir an mehreren Stellen den Ausruf: „Ja, genau!“ entlockt, zum Beispiel wenn es um das Quälende des Neinsagens und Sich-Erklären-Müssens beim Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel in Gesellschaft anderer geht.
Allerdings ist bei mir die Situation eine etwas andere: Aufgrund von zahlreichen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten bin ich gezwungen, auf viele Lebensmittel zu verzichten, so auf Milchprodukte, aber auch auf die meisten Getreidesorten.
Nachdem ich schon zuvor lange Zeit Vegetarierin gewesen bin, habe ich schließlich vor einem halben Jahr wieder begonnen, Fleisch zu essen, um meinen Speiseplan zumindest etwas zu erweitern, um die totale Abmagerung zu verhindern.
Den in letzter Zeit in der taz häufiger auftauchenden Beiträgen zum Thema fleisch- bzw. tierloser Ernährung stehe ich deshalb mit Ambivalenz gegenüber: Aus ethischer und ökologischer Sicht sollte der Verzicht auf Fleisch oder Tierisches im Allgemeinen für die westlichen Industrieländer heute sicher ein Desiderat sein.
Etwas mulmig wird mir jedoch, wenn von einer Fleischsteuer oder ähnlichen regelrechten „Strafmaßnahmen“ gegen Fleischesser die Rede ist. Als Studentin, die sich die Preise für Biofleisch – denn: ja, Biofleisch muss es schon sein – nur gerade eben so leisten kann, auf Fleisch aber nicht vollständig verzichten kann, mag ich mir die Folgen solcher Maßnahmen zumindest für mich persönlich lieber nicht vorstellen.
Und auch wenn ich jedem, der auf Fleisch oder Tierisches insgesamt verzichtet, meinen Respekt aussprechen möchte, so kann ich doch auch nicht umhin, zu denken: Glücklich der, der sich den freiwillig■ en Verzicht leisten kann.
Denn mir geht es, im Gegensatz zu anderen taz-Lesern nicht so, dass der Verzicht sich schließlich zur „schönsten Harmonie“ einpendelt. Im Gegenteil: Sobald der Verzicht nicht gewollt ist, ist er ein täglicher Kampf mit gelegentlichen Momenten von echter Verzweiflung.
ELISABETH SCHRÖDER, Münster
In der veganen Parallelwelt
■ betr.: „Tschüss, Tierisches“, sonntaz vom 27./28. 3. 10
Ich lobe Meike Laafs Idee, sich ihren Vorurteilen entgegenzustellen und sich für kurze Zeit ins unbekannte Land der Veganer zu begeben.
Was sie erlebt und was sie aus ihren Erlebnissen und Erfahrungen lernt und erkennt, sagt mir, dass Menschen neben uns in einer anderen, einer Parallelwelt leben. Nur eine Kleinigkeit am Rande in dem Bericht wirkt irritierend: Eine Kursusteilnehmerin bringt „ihren“ Hund mit. Hat sich der Hund für diese Veganerin entschieden? Nimmt der Hund Rücksicht auf die Weltsicht seines Frauchens? Hat er ihr zuliebe seine Ernährungsweise umgestellt? Genießt er etwa wegen seiner noblen Abstammung besondere Privilegien?
GERT GROPP, Gangelt
Kochbuch für die Fleischersfrau
■ betr.: „Brat mir den Osterhasen!“, taz vom 27./28. 3. 10
Liebe tazler, nun seid ihr auch auf den Spuren von Alfredissimo oder Lifer-Lafer-Lecker! Und das neben dem Artikel der Veganerin!
Ich habe vor meinem geistigen Auge die komplizierte Zubereitung durchgespielt. Und kam zum Ergebnis: für einen Einpersonenhaushalt eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Leute, werdet wesentlich! Wie einfach sind doch Rouladen à la Dithmarschen! Oder Hamburger Labskaus à la Ohnesorge.
Und wenn das nicht reicht, empfehle ich die Lektüre von Henriette Davidis: Kochbuch für die bürgerliche Küche, oder das Kochbuch für die deutsche Fleischersfrau.
Alles praktikabel!
Frohe Ostern! UWE WOLFF, Berlin