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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Stadt der Vielfalt

■ betr.: Wir sind viele. Verschiedene“, taz vom 18. 11. 13

Ein zutreffender Titel. München definiert sich aus grüner (Regierungspartei!) Perspektive als Stadt der Vielfalt (was u. a. verschiedene Glaubensrichtungen umfasst). Es gibt eine enorme Fülle von Initiativen und Projekten, die sich mit den unterschiedlichsten Aspekten von Migration und Integration befassen. Engagierte BürgerInnen haben diese Projekte aufgebaut und bauen sie weiter auf und aus. Da wäre viel Platz und Gelegenheit für „die jungen Muslime“, sich in den Bereichen zu engagieren, die sie aktiv mitgestalten wollen. So eingebettet werden sie den „radikalen Rattenfängern“ nicht ins Netz gehen. Geärgert hat mich, dass Dunja Ramadan ihre differenzierte Perspektive in dem Artikel aufgibt: Wer ist „man“, der andere wegen der Religionszugehörigkeit vor den Kopf stößt? Welcher „man“ nimmt das „leichtsinnig in Kauf“? Wer ist gemeint mit dem unbekannten Wesen, das „solchen Aktionen so viel Platz einräumt?“ Was wäre denn die Antwort auf die widerlichen Auftritte der Freiheit? Ich bewundere all die Jugendlichen, die eine permanente Präsenz bei den Auftritten zeigen.

Bei Dunja Ramadan klingt es so, als sei „die Stadt“ verantwortlich: „Wenn eine Stadt wie München ein Klima voller Hass und Provokation zulässt.“ Ein solches Klima gibt es in München nicht. „Die Stadt“ unterstützt – im Vergleich zu anderen Städten – traumhaft viele Projekte. Natürlich gibt es Provokateure, Dummköpfe, Rassisten … Verantwortlich für ein offenes, freies Leben sind auch wir BürgerInnen, „die jungen Muslime“ eingeschlossen! Da sehe ich durchaus ein Defizit in deren politischem Engagement. Und wer nicht weiß, wie das gehen soll: Auch da ist gerade in München ein politisches Bildungsprojekt, self_starter, gestartet – für Jugendliche, die zwischen 16 und 26 Jahre alt sind und eine Migrationsgeschichte aufweisen, http://jugendarbeit.initiativgruppe.de/

Das geplante Zentrum für Islam in Europa_München (ZIEM) wird vom Stadtrat unterstützt (2010 von den vier großen Parteien, also auch der Opposition). Damit es Realität wird, müssen wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten, und unsere Energien nicht an (gut organisierte) Provokateure verschwenden. HERRAD MEESE,

Vereinsrätin IG / Initiativgruppe interkulturelle Begegnung und Bildung e.V., München

Ein sicheres Zuhause

■ betr.: „Die Grenze des Wohlstands“, taz vom 16. 11. 13

Sehr geehrte Frau Unsleber: Ihre Oma ist nicht ansatzweise arm. Jemand, der mit etwa 75 Jahren mit kleiner Rente im eigenen selbst erbauten Haus auf vermutlich gar nicht kleinem Grundstück leben kann, kann nicht arm sein. Das kann sich nur leisten, wer sein Haus und Grundstück schon bezahlt hat. Die Oma verfügt zwar über kein Barvermögen, aber offensichtlich doch über ganz beträchtliche Sachwerte. Dass die Oma dann zufrieden ist, verwundert nicht. Die wohlhabende Oma in den Kontext von Menschen zu stellen, die um ihre Existenz fürchten, ist frech. Ein Schlag ins Gesicht all derer, die auf Hilfe angewiesen sind.

Dass die Wohnung ein nicht substituierbares Gut darstellt, weiß man schon lange, auch schon vor Ihrer Oma („Eigner Herd ist Goldes wert“). Man weiß auch schon ewig, wie belastend es für Menschen ist, wenn die Grundvoraussetzungen für das bloße Überleben immer wieder in Frage gestellt werden. Es ist bekannt, welchen Stress es bedeutet, wenn man der stetigen Bedrohung ausgesetzt ist, dass man sein Wohnraum, sein Zuhause ganz schnell verlieren kann. Und genau dass beobachten Sie auch: Ihrer Oma geht es gut, nicht wegen Gottesdienst und Maibaum, nein Ihre Oma hat ein sicheres Zuhause! LEIF RUFFMANN, Aukrug

Das Potenzial, Unheil anzurichten

■ betr.: „Europa ist ausgeliefert“, Interview mit Staatstheoretiker Herfried Münkler, taz vom 19. 11. 13

Es wäre auch Herrn Münkler zu wünschen, dass einmal ein unachtsames Wort von ihm in der U-Bahn abgehört und aufgezeichnet wird. Und ebendiese Aussage darf dann gerne später gegen ihn verwandt werden, um seine Glaubwürdigkeit vor der Öffentlichkeit oder einem eventuellen Arbeitgeber zu untergraben. Vielleicht erkennt dann auch er, dass auch Gespräche, die als „banal, überflüssig und Zeitverschwendung“ bezeichnet werden, immer noch das Potenzial haben, später Unheil anzurichten.

BERNHARD HERMANNSEDER, Aldersbach

Bei der Fifa vorstellig werden

■ betr.: „verboten“, taz vom 19. 11. 13

Da kann man „Verboten“ nur zustimmen. Amnesty soll bloß unseren Kaiser in Frieden lassen. Der hat, wie man sieht, genug mit sich selbst zu kämpfen. Die sollten sich mal eher bei der Fifa beschweren. Fußball scheint, obgleich es mit den Füßen gespielt wird, ein Spiel zu sein, das wesentliche Teile des Gehirns in Mitleidenschaft zieht. Kinder halten sich manchmal die Augen zu und glauben, dass sie dadurch unsichtbar werden. Bei Erwachsenen treten solche Irritationen nur auf Grund von starken Läsionen des Gehirns auf, zum Beispiel als Folge von schweren Erschütterungen. Hier sollte Amnesty vielleicht bei der Fifa vorstellig werden, um den Gebrauch des Kopfes bei der Weiterleitung des Balles vollständig einzuschränken. Das hilft zwar nicht mehr unserem Kaiser Franz. Vielleicht aber wird dadurch späteren Generationen von Fußballern auch im Alter eine wesentlich bessere Einschätzung der Wirklichkeit zuteil.

HANS ENDREJAT, Neuenbürg