LESERINNENBRIEFE :
Geduldiges Israel
■ betr.: „Israelis stürmen Schiffe für Gaza“, taz vom 1. 6. 10
Jedes Land hat das Recht, die Einfuhr von Gütern gesetzlich zu regeln. Israel hat ja nicht die Einfuhr verweigert, sondern die Hamas hat dies getan, als die Hilfsgüter von der UNO am Kontrollposten nach Gaza eingeliefert werden sollten. Auch ist die Sicherheit für Israel im Gaza-Hafen unkontrollierbar, das sieht man bereits an den fast täglichen Raketenschüssen von Gaza nach Israel hinein. Kein Land auf dieser Welt, außer Israel, würde solche dauernden Angriffe auf seine Bevölkerung sich derart geduldig gefallen lassen. In fünf Kriegen seit 1948 hat Israel Land zurückgewonnen, das ihm rechtmäßig zusteht – und große Teile davon unter dem Motto „Land für Frieden“ wieder geräumt. Aber alle Versprechen der Palästinenser wurden nicht eingehalten, weil die Herrschercliquen dort, insbesondere die Hamas, dies verhindern. MANFRED OLSZEWSKI, Kovahl
Tote als Mittel zum Zweck
■ betr.: „Was geschah an Bord“, taz vom 2. 6. 10
Diesmal ein Lob von mir an die taz-Redaktion, bei der sonst meiner Meinung nach propalästinensischen Berichterstattung. Ihr berichtet sehr vorsichtig und differenziert und beleuchtet einige Hintergründe (auch mit dem Artikel „Märtyrer an Bord“ von Doris Akrap, taz vom 4. 6.). Auch vermeidet ihr die einfachen Opfer/Täter-Schemata. Aufschlussreich sind auch die Reaktionen der heimkehrenden türkischen Aktivisten. Die feierliche Stimmung könnte die eigentliche Absicht ihrer Aktion verraten: Nicht den Menschen im Gaza helfen zu wollen – die Hilfsgüter waren nach ihrer Heimkehr noch nicht im Gaza, da die Hamas die Einfuhr blockierte, sondern Israel als militanten, inhumanen und mörderischen Staat zu diskreditieren. Tote könnten dabei als Mittel zum Zweck willkommen geheißen werden. MICHALE KRAMER, Trochtelfingen
Kenntnisreicher Kritiker
■ betr.: „Märtyrer an Bord“, taz vom 4. 6. 10
Der emeritierte Hamburger Professor für Völkerrecht und ehemalige Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke, Norman Paech, ist für Ihre Redakteurin kein objektiver Beobachter, wie sie schreibt. Erfreulicherweise sehen das die Redakteure des konservativen und sehr israelfreundlichen Wall Street Journal, Laura Stevens in Berlin, Alistair Mac Donald in London, Peter Spiegel in Washington und Ashraf Khalil in Kairo, in dem von Joshua Mitnick verantwortlich gezeichneten redaktionellen Beitrag vom 2. Juni 2010 ganz anders. Dort wird Paech ausführlich zitiert.
Doris Akrap hat wohl vergessen, dass die palästinensische Bevölkerung der Hamas in freien, von Europa überwachten Wahlen 2006 eine Parlamentsmehrheit bescherte. Der anschließende Boykott der frei gewählten Hamas-Regierung durch Europa, die USA und natürlich Israel wird von Paech zu Recht für falsch gehalten. Norman Paech ist einer der kenntnisreichsten Kritiker der einseitigen Politik des Westens in Nahost. Deutschland lieferte den Israelis mindestens zwei atomwaffenträgerfähige U-Boote, die jetzt im Persischen Golf die Vorherrschaft Israels in Nahost absichern. Norman Paech ist ein kenntnisreicher Kritiker dieser Militärpolitik, die unser zurückgetretener Bundespräsident, Horst Köhler, in entwaffnender Frische dem deutschen Volk soeben erklärt hat. RÜDIGER VEHOF, Bonn
Hoheit über die Bilder
■ betr.: „Märtyrer an Bord“, taz vom 4. 6. 10
Es gibt eine unbestreitbare Hoheit über die Bilder, die von den Vorgängen auf See veröffentlicht werden. Anstatt diese Mechanismen kritisch zu beleuchten, schließt man sich völlig unreflektiert dem Tenor der „Mainstreammedien“ und den Agenturen an. Ein besseres Beispiel ist der Blog von taz-Autor Karim El-Gawhary (http://blogs.taz.de/arabesken). PETER LEY, Zamalek, Kairo