LESERINNENBRIEFE :
Welke ist der Pausenclown
■ betr.: „Gefährdet dieser Mann die Demokratie?“, taz vom 22. 3. 14
Gute Frage: „Reicht es, wenn sich Oliver Welke über alles lustig macht?“ Ja, es reicht zum mehrfachen Comedy-Preis. Es ist aber keine politische Satiresendung. Den Kabarettpreis erhielten bisher gottlob politische Kabarettisten, die diesen auch verdienten.
Welkes infantiler Klamauk kann dem kritischen Kabarett eines Urban Priol oder Georg Schramm nicht die Hand reichen. Diese Klamaukshow sagt nichts über den Zustand des politischen Humors in Deutschland aus – aber viel über den Zustand unserer Gesellschaft. Mutti macht die Arbeit, Steffen Seibert hübscht sie auf fürs Schaufenster und Welke ist der Pausenclown. Konsequenterweise sollte er in dieser Funktion zum Staatssekretär berufen werden.
ANDREAS HÖRMANN, Frankfurt am Main
Finnland wäre ein Beispiel
■ betr.: „Drohen und bedroht werden in der Krimkrise“, taz vom 21. 3. 14
Solange in der EU und ihren Mitgliedsstaaten keiner die Größe aufbringt, den ersten Schritt auf die russische Führung zu zu tun und emotionslos festzustellen, dass man bei den Assoziierungsverhandlungen mit der Ukraine die wirtschaftliche und finanzielle Bedeutung Russlands für die Ukraine außer Acht gelassen hat, genauso wie die Bedeutung der Ukraine für Russlands Sicherheitsbedürfnis, so lange wird sich keine Gesprächsbasis für eine baldige Lösung des Konfliktes ergeben. Russland wird in seiner, das Nationalbewusstsein betonenden Haltung verharren. Sanktionen werden dieses Nationalgefühl, das nach dem Empfinden vieler Russen durch die EU und den Westen gedemütigt wurde, nur verstärken und auch die Leidensbereitschaft im Volk sowie die Unterstützung Wladimir Putins und seines Kurses erhöhen.
Die EU hat durch die Vernachlässigung der russischen Interessenlage und durch die Nichteinbeziehung Russlands in die Assoziierungsgespräche eine Situation des „entweder zum Westen oder zu Russland“ in der Ukraine geschaffen und dadurch den schon bestehenden Konflikt mit den russischstämmigen ukrainischen Mitbürgern verschärft, der in der Krim durch das Referendum für Russland seinen vorläufigen Höhepunkt fand.
Bis zu den Neuwahlen im Mai in der Ukraine sollte zwischen der EU, der Ukraine und Russland ein absolutes Stillhalteabkommen getroffen werden, um dann gemeinsam mit einer gewählten ukrainischen Regierung Wege zu finden, wie die Interessen der Ukraine mit den Interessen Russlands und der EU auf einen Nenner gebracht werden können. Finnland wäre dafür ein Beispiel.
Die USA und die Nato sollten sich in jeder Phase mit scharfmacherischen Parolen zurückhalten, es handelt sich hier um ein politisches europäisches Problem und keinen Konflikt, für den die Nato und schon gar nicht die USA zuständig wären. DIRK BRAUN, Tangstedt
Es geht um ein Experiment
■ betr.: „Wer Atomkraft kritisiert, hat weniger Chancen“, taz vom 21. 3. 14
Desinformation, „Gehirnwäsche“ und Unterdrückung kritischer Wissenschaftler – das dürfte uns alles noch sehr bekannt vorkommen. In Japan nach Fukushima geht es um den Umgang mit den technischen, wirtschaftlichen, ökologischen und humanitären Folgen des Super-GAUs.
Es geht aber wohl auch um ein Experiment, nämlich ob die interessierten Kreise dort und anderswo ihre Propaganda zugunsten der Atomenergie erweitern können. Es fängt ja schon jetzt damit an („Was in Fukushima wirklich geschah“), dass die Katastrophe vermeidbar gewesen wäre, und zwar nicht präventiv durch Tepco und die Regierung, sondern am 11. März 2011 durch ein paar Techniker im Kontrollraum. In ein paar Jahren hofft man, der vergesslichen Öffentlichkeit weismachen zu können: Selbst den Super-GAU, das ltimative Argument gegen die Atomenergienutzung, haben wir bewältigt.
Die Berichterstattung über Fukushima ist inzwischen sehr sporadisch und wird in meinen Augen immer ungenauer. Ich fände es gut, wenn wenigstens die taz am Thema dranbliebe.
ECKART BEHM, Bremen
Weltfremde Zustände
■ betr.: „Modellprojekte gegen Heroin und Crystal Meth vor dem Aus“, taz vom 18. 3. 14
Die Drogenbeauftragte, Marlene Mortler, müsste ja nur begreifen, dass mit den zig Millionen Euro, die jährlich für die Verfolgung von „THC-Verbrechen“ ausgegeben werden, weitaus Besseres anzustellen ist. Der harmlose Kiffer wird gnadenlos gejagt, überwacht und eingesperrt.
Vor allem im von ihrer Partei, der CSU, regierten Bayern sind die Zustände mehr als weltfremd. Wegen ein paar hundert Gramm Haschisch werden zigtausend Euro zum Fenster hinausgeworfen. Dieses Geld würde locker für Prävention gegen wirklich gefährliche Substanzen reichen.
Aber man muss ja den schwer Alkoholkranken, der morgens zwei Flaschen Korn in sich hineinzittert, mit dem Gourmet, der abends ein Glas guten Rotwein trinkt, gleichsetzen. Um es einmal in einem bildlichen Beispiel darzustellen.
Es wäre Frau Mortler wirklich zu wünschen, dass sie und ihre Partei endlich im 21. Jahrhundert ankommen. UWE VEDDER, Ansbach