LESERINNENBRIEFE :
Ein Zensor ist kein Schirmherr
■ betr.: „Neun gegen Neumann“, taz bremen vom 24. 1. 11
Tut mir leid, aber die OrganisatorInnen, die Herrn Bernd Neumann die Schirmherrschaft über ein Lyrik-Festival angetragen haben, kann ich nicht verstehen. Selbstverständlich trifft zu, dass Neumanns Verbrennungswünsche gegen Gedichte von Erich Fried der Vergangenheit angehören. Aber keine Vergangenheit ist, dass Neumann noch Ende 2009 seine Zensurwünsche nicht im Zaum zu halten vermochte, als er im Historischen Museum eine Tafel zur Asylpolitik der Europäischen Gemeinschaft austauschen ließ: „Die ,Festung Europa‘ soll Flüchtlingen verschlossen bleiben.“ Ein verharmlosend zu nennender Satz, konfrontiert mit dem menschenrechtsfeindlichen Treiben der europäischen Frontex-Flotte: Flüchtlinge werden zurückgeschickt, Schlauchboote zerstochen und billigend in Kauf genommen, dass die Insassen ertrinken, Asylbewerber eingepfercht in griechische Zwischenlager, die PRO ASYL zwangen, Vergleiche anstellen zu müssen mit Lagern aus eben jener Zeit, der wir auch die Erinnerung an die Bücherverbrennungen ,verdanken‘. Wie kann man einem Menschen die Schirmherrschaft antragen über ein Lyrik-Festival, der nicht mal verharmlosende Kritik an der menschenfeindlichen Asylbewerberpolitik ,unseres‘ Europas ertragen kann? HOLDGER PLATTA, Sudershausen
Ein missverständliches Zitat
■ betr.: „Neun gegen Neumann“, taz bremen vom 24. 1. 11
Die Wiedergabe der mir zugeschriebenen Bemerkung „Das ist jetzt dein Projekt“ ist missverständlich. Ich lege Wert auf die Feststellung, dass sich der Satz auf das Banner-Projekt bezog, welches Frau Voigt angeschoben hatte mit dem Ziel, an Häuserwänden in Bremen Fahnen mit Gedichten in zwei Sprachen (eine davon Deutsch) aufzuhängen. Gemeint war: Wenn Frau Voigt an der Fahnen-Idee festhält, möge sie dies tun, ohne die Unterstützung der Gruppe Bremer Autorinnen und Autoren zu beanspruchen. RUDOLPH BAUER, Bremen
Soldaten stiften keinen Frieden
■ betr.: „Afghanistan und wie weiter?“, taz bremen vom 28. 1. 11
Der Bremer SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Sieling hat gegen die Verlängerung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan gestimmt. Das ist lobenswert. Sieling hat die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Es liegt auf der Hand, dass der Konflikt, der nun schon fast so lange dauert wie Erster und Zweiter Weltkrieg zusammen, militärisch nicht zu lösen ist. Soldaten machen die Welt nicht friedlicher. Ganz im Gegenteil. JOACHIM FISCHER, Bremen
Mörderisches Wahlverfahren
■ betr.: „Bitter enttäuscht und wütend“, taz bremen vom 19. 1. 11
Es ist zum Teil verständlich, dass Peter Erlanson und Inga Nitz über Machenschaften der Gruppe um Klaus-Rainer Rupp enttäuscht und wütend sind. Auf der Wahlversammlung erklärte ein Mitglied der Partei, dass es Wahlabsprachen gäbe und wir „keine Moralapostel sein dürften“. Was Erlanson und Nitz bei aller persönlichen Enttäuschung nicht vergessen sollten, ist, dass ihre Kandidatur 2007 auch für sie Neuland war. Daher sollten sie beachten, dass auch andere Mitglieder der Partei die Möglichkeit erhalten sollten, sich wählen zu lassen. Es wäre notwendig gewesen, dass Mitglieder, die im Hartz-IV-Bezug stehen und politisch aktiv sind, auf die Liste gekommen wären. Dies ist verhindert worden! Zudem war das Wahlverfahren inhuman: Die Sitzung dauerte von 10 Uhr morgens bis 4 Uhr am nächsten Tag. 18 Stunden nur mit Wahlen beschäftigt zu sein, ist mörderisch! An diesem traurigen Tag, wo vor 92 Jahren Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet worden waren, wurde ihrer nicht einmal gedacht. Warum wurden ausgerechnet an diesem Gedenktag die Wahlen durchgeführt? BETTINA FENZEL, Bremen
Senatorische Verachtung
■ betr.: „Putzen wie die Straßenbahn“, taz bremen vom 26. 1. 11
Die grüne Senatorin Linnert fordert von den GebäudereinigerInnen im öffentlichen Dienst künftig 25 Prozent ohne Lohnausgleich mehr zu arbeiten. Wie viele Tarifrunden sind das! Sie drückt damit ihre Verachtung gegenüber der Leistung der GebäudereinigerInnen aus. In der gleichen taz finde ich im P.P. Zahl-Nachruf den passenden Kommentar: „Je höher der Affe klettert, desto mehr zeigt er seinen Arsch.“ KNUD ZIEMER, Engeln
Achherje
■ betr.: „Abschied in die Provinz“, taz bremen vom 24. 1. 11
Der Beitrag ist gedanklich erheblich verstolpert, sodass es einiger Mühe bedürfte, ihn wieder auf die Füße zu stellen (und wenn schon „vis-a-vis“ hinten runterfällt, auch Elisabeth Hausmann findet keine Gnade – weil als unerheblich genau erkannt, achherje).
CLAUS HAENSEL, Bremen