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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Bloß Scheinargumente

■ betr.: „Und heute... geht eine Fregatte auf ihre letzte Fahrt“, taz.nord vom 16. 7. 14

Die Fregatte „Niedersachsen“ geht auf ihre letzte große Fahrt und soll am Einsatz „Active Endeavour“ teilnehmen, der, wie es im Artikel heißt, gegen den internationalen Terrorismus gerichtet sei. Ich kann es nicht mehr lesen und hören, wie mit diesem Scheinargument weltweite Bundeswehreinsätze begründet werden. Diese zielen doch in erster Linie auf die „Aufrechterhaltung des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt“ ab, wie es in den Verteidigungspolitischen Richtlinien des Verteidigungsministeriums 1992 wörtlich und in späteren Fassungen etwas verklausulierter hieß. Es geht bei internationalen Einsätzen der Bundeswehr primär um deutsche Macht und Wirtschaftsinteressen. Ginge es nämlich wirklich um den Frieden, müsste Deutschland unter anderem erst einmal seine Rüstungsexporte stoppen, die Bundeswehr abschaffen, seine Rüstungsproduktion auf die Herstellung ziviler Güter umstellen und den fairen Welthandel fördern. JOACHIM FISCHER, Bremen

Historische Schuld

■ betr.: „Eine lebenslange Bestrafung“, taz.nord vom 21. 7. 14

Einmal mehr zeigt sich, welche Folgen totalitäres Vorgehen der Staatlichkeit hat. Der Absolutheitsanspruch der Apologetinnen der freiheitlich demokratischen Grundordnung, die erklärten, mit ihrer Interpretation des Grundgesetzes dazu berechtigt zu sein, unter staatsgewaltlicher Zuhilfenahme des Staatsschutzes und des Inlandsgeheimdienstes entscheiden zu dürfen, wer auf dem Boden der Verfassung steht und wer nicht, ist bei den Berufsverboten der 1970er Jahre nach einem ähnlichen Muster vorgegangen wie bei KPD-Verbot und Kommunistinnenverfolgung in der 1950er und 1960er Jahren. Um dies nicht infrage zu stellen, haben SPD und Grüne (und später die CDU) die Berufsverbote-Opfer nur klammheimlich wieder eingestellt. Bloß keine Kritik des deutschen Staates! Dabei stiehlt sich die SPD aus der historischen Schuld, den „Radikalenerlass“ eingeführt zu haben. Der betraf radikale Linke aller Couleur, vom antistaatlichen, spontaneistischen, libertärkommunistischen bis hin zum autoritär-realsozialistischen Spektrum. FIETE STRANDLÄUFER, taz.de

Viel Unheil angerichtet

■ betr.: „Eine lebenslange Bestrafung“, taz.nord vom 21. 7. 14

Ich kenne Herrn Wietzer nicht und kann mir deshalb kein Urteil über ihn erlauben. Allerdings kenne ich genügend MSB Spartacus und DKP-Mitglieder, die in den 1980er Jahren vehement den „demokratischen Sozialismus“ der DDR verteidigten. Viele der mir bekannten Mitglieder des MSB müssten begriffen haben, dass sie ein totalitäres System unterstützten. Mit dem Radikalenerlass wurde viel Unheil angerichtet und vielen guten Leuten nur wegen Kontakten zu DKP-nahen Organisationen Leid angetan. Dennoch bleibe ich bei meiner Überzeugung, dass Personen die totalitäre Systeme unterstützen, nicht Beamte sein sollten. KLAUS VOLLMER, taz.de

Wissenschaft, die Mörder schafft

■ betr.: „Die Früchte jahrelanger Debatten“, taz.nord vom 18. 7. 14

Sowohl das Museum für Hamburgische Geschichte als auch das Museum für Völkerkunde in Hamburg versuchen seit Jahren, dem Publikum einen kritischen Blick auf die lokale Kolonialgeschichte zu vermitteln. Ich kann nur jedem empfehlen, diese Museen aufzusuchen. Unlängst wurde auch in einem Fernsehbeitrag die unselige Rolle damaliger anthropologischer Institute nicht nur in Hamburg thematisiert. Es gibt hier Keller voll mit Herero-Skeletten und Schädeln von australischen Aborigines etc. und es gibt unmissverständliche Hinweise darauf, dass diese teilweise im Auftrag der „Wissenschaft“ gegen Geld gejagt wurden. Die Aufträge zum Mord kamen vielfach direkt von den Instituten, die mit aller Gewalt die „Minderwertigkeit“ bestimmter Rassen anhand ihres Knochenbaus nachweisen wollten. Nicht zum ersten Mal stößt man auf eine „Wissenschaft“, die nicht Wissen schaffte, sondern Mörder.  RAINER B., taz.de