LESERINNENBRIEFE :
Eine ethische Grundsatzfrage
■ betr.: „Proteste gegen Plan von Riesen-Kuhstall“, taz vom 8. 3. 11
Der Umbau eines einstmals landwirtschaftlichen Betriebs in ein riesiges Industrieunternehmen sollte neben berechtigten Protesten der Anwohner und der kleinen Landwirte in der Region auch vor allem Tierschützer auf den Plan rufen.
Haben wir nicht schon genug gelernt, wie die Zustände in einem Massentierhaltungsbetrieb für die Tiere aussehen? Sind wir wirklich immer noch an dem Punkt, dass die EU-Agrarpolitik es fördert, Tiere in Großprojekten unter für Tier und Mensch ungesunden Umständen wie Ware zu behandeln? Das ist längst kein Anliegen radikaler Tierliebhaber mehr, sondern sollte vielmehr eine ethische Grundsatzfrage für unsere alltägliche Ernährung sein, besonders wenn wir in dieser gerne Fleisch und Tierprodukte vorsehen. Damit sollte die Entscheidung des Gemeinderats in Barver eigentlich nur einen Ausgang zulassen. SISSY WYCISK, Hamburg
Schockierende Ergebnisse
■ betr.: „Mehr auf taz.de: Weg mit E10“, taz vom 8. 3. 11
Beim Lesen der Frageoptionen in der Onlineumfrage zum Agrosprit fühlte ich mich ziemlich auf den Arm genommen. Ich habe nichts angeklickt und gleich die Ergebnisse angesehen. Die haben mich einigermaßen geschockt. Ich dachte nicht, dass taz-Onlineleser so uninformiert sein können, es ist doch nur ein kleiner Schritt, sich über das Internet zu informieren. Aber die meisten scheinen nur die eine Sorge zu kennen: einen funktionierenden Motor. War es das, was Sie zeigen wollten?
Hier ein Link für diejenigen, die sich für etwas interessieren, das darüber hinaus mit dem „bio-öko-umweltfreundlichen, aber motorschädlichen“ Sprit verbunden ist: www.greenpeace.de/themen/klima/nachrichten/artikel/agrosprit_wunschdenken_und_wirklichkeit/ ANOMA PREMACHANDRA, Berlin
Mobilität reduzieren ist sinnvoll
■ betr.: „Der große Benzinboykott“, taz vom 7. 3. 11
Abgesehen davon, dass Agrosprit umwelt- und klimapolitisch unsinnig ist: Wie kann man den Anbau von Hafer für Pferde mit dem Anbau von Agrosprit für Autos vergleichen? Unter einer einzigen Motorhaube sitzen heute um die 150 Pferde (PS)! Und sicher legen viele Autos an einem Tag mehr Kilometer zurück als eine Pferdekutsche in einem Jahr. Die Zahl der Autos soll sich übrigens bis 2030 weltweit verdoppeln, der Güterfernverkehr wird laut Verkehrsministerium bis 2015 um 80 Prozent steigen. Nicht die „Verbreiterung der Rohstoffbasis der modernen Mobilität“ ist daher sinnvoll, sondern die Reduktion der modernen Mobilität. ANTJE WAGNER, München
Mündig statt verunsichert
■ betr.: „Der große Benzinboykott“, taz vom 7. 3. 11
Ich bin nicht verunsichert. Ich lehne E10 unter den derzeitigen Bedingungen schlichtweg ab, weil es sich hier keineswegs um Ökosprit handelt! 1. Es gibt keinen nachweisbaren Klimaschutzvorteil. Im Gegenteil! 2. Die Energieffizienz von E10 ist geringer, das heißt, dass man erstens mehr verbraucht und zweitens, dass der Sprit daher keineswegs billiger ist. Das ist mal wieder unausgegorener, politischer Bullshit! Also, mit Verunsicherung hat es bei mir nichts zu tun. Nur mit politischer Mündigkeit. Noch eine Frage: Wie teuer kommt uns Verbraucher dieser unausgegorene Mist denn nun wieder? Einfach dumm! REGINE VOIGT, Wuppertal
E10 kommt mir nicht in den Tank!
■ betr.: „Jetzt kommt der Infosprit“ u. a., taz vom 9. 3. 11
Woher wisst ihr eigentlich, dass die Leute E10 nur deswegen boykottieren, weil sie Angst haben, dass ihr Hätschelbaby diese Kost nicht verträgt? Wenn unsere Regenten das so darstellen, kann ich es ja gut verstehen, aber die taz? Gibt es Umfragen? Traut ihr dem erwachenden Bürger nicht zu, dass er vielleicht auch Zweifel hegt an der Umweltverträglichkeit des „Bio“sprits und dass er nicht schuld sein will an noch mehr Hunger in der Welt? Für mich steht fest: Solange das Sparpotenzial bei Heizöl und Sprit aus Rücksicht auf Auto- und Ölindustrien weiter so halbherzig ausgenutzt wird, solange die Pläne für wirkliche Sparmobile in den Schubladen bleiben und immer mehr dicke Protzautos unsere Innenstädte verstopfen, solange es immer billigere Angebote zu Shoppingwochenenden in London oder New York gibt und solange der Energiepflanzenanbau in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht, kommt mir kein E10 in den Tank!
SABINE MIEHE, Marburg
E10-Kraftstoff fördert Hunger
■ betr.: „Der große Benzinboykott“, taz vom 7. 3. 11
Den Kraftstoff E10 werde ich nie kaufen! Der Treibstoffzusatz E10 ist nicht nur schädlich für meinen Motor und schlecht für die KM-Leistung meines Autos, sondern ich würde mich mit dem Kauf dieses Kraftstoffs auch für den Lebensmittelentzug für die eine Milliarde hungernder Menschen und die Umweltschäden durch die Monokultur des Anbaus von Energiepflanzen auf der Erde schuldig fühlen und mir entsprechend verkommen vorkommen. Ich kann die Menschen nicht verstehen, die E10 trotz all dieser Nachteile befürworten. JÜRGEN SCHULZ, Buchholz