LESERINNENBRIEFE :
Musik in allen Facetten
■ betr.: „Das lauteste Spießertreffen der Welt“, taz vom 5. 8. 14
Nächstes Jahr fahren wir, meine Frau und ich, wieder nach Wacken, denn es ist für uns die einzige und vielleicht auch beste Möglichkeit, unserer bevorzugten Musik in all ihren Facetten zuzuhören. Es ist das dritte Mal und ich kann die Kritik über den Kommerz nicht teilen. Viele wenig bekannte Bands geben dort ihr Bestes und Wacken bietet Ihnen eine Chance, dass es vielleicht mehr wird als ein einmaliger Auftritt. Ich bin Jahrgang 1956 – also ein Veteran und mit den Anfängen des Metal mehr als vertraut. In diesem Sinne – Long live Rock ’n’ Roll. MICHAEL HOMMERICH, Unkel
Rap ist Selbstermächtigung
■ betr.: „Doppelt marginalisiert mit Gemüseabo“, taz vom 7. 8. 14
Nicklas Baschek argumentiert aus einer sehr mainstreamfixierten Blickrichtung. Man muss gar nicht so genau ins Internet und auf die kleinen und mittleren Bühnen des Landes schauen, um festzustellen, dass da eine Menge Kids aktiv sind, deren persönlicher Tiefpunkt nicht das unbezahlte Praktikum oder das abgebrochene Germanistikstudium darstellt. Sondern solche, die auf Grund ihrer sozialen Herkunft und/oder ihres Migrationshintergrunds tatsächlich marginalisiert werden und sich durch Rap selbstermächtigen oder es zumindest versuchen.
Aber auch der Mainstream kann anders gedeutet werden: Was etwa Haftbefehl und seine Azzlackz mit der deutschen Sprache machen, kann ruhig als emanzipatorischer Akt gesehen werden und sendet ein deutliches „Unser Kanacki ist nicht weniger richtig als euer Feuilleton-Deutsch“ aus. Und ist dabei noch Kunst. Übrigens: Ein Casper und ein Haftbefehl passen nicht unbedingt wegen angeblich austauschbarer Message ins selbe Plattenregal. Sondern vielleicht einfach, weil beides großartige Rapmusik ist. KAI BROKOPF, Berlin
Höhere Löhne, höhere Nachfrage
■ betr.: „Minister auf Wirtschaftskurs“, taz vom 9. 8. 14
In diesem Artikel fällt mehrfach der Begriff Wachstum. Darum müsse sich die Partei verstärkt kümmern. Man müsse auch die Unternehmen und den Mittelstand überzeugen. Sagen die SPD-Spitzen. Wachstum also. Aber Wachstum hat nichts mit Zuwendungen an Unternehmen zu tun. Der Begriff verweist vielmehr von Beginn an auf die Gesamtwirtschaft. Aber hier taucht gleich ein Problem auf, das der Autor nicht aufgreift: Die SPD folgt seit ewigen Zeiten dem ökonomischen Mainstream. Damit hat sie sich auf die „Angebotspolitik“ festgelegt. Sie schließt sich der Politik an, wonach das Wachstum vor allem geringe Kosten brauche (Steuern, Lohnnebenkosten etc.), eben ein Unternehmensstandpunkt. Der Rest, die Nachfrage, komme dann von selbst. Auf dem Kerngebiet des Arbeitsmarkts heißt es auch bei der SPD, dass es der Volkswirtschaft gut gehe, wenn die Löhne moderat ausfallen, alles andere gefährde die Beschäftigung. Dem diente auch die Agenda 2010. Auch die SPD hält das Modell der „schwäbischen Hausfrau“ für die Leitlinie der Haushaltspolitik. Öffentliche Investitionen: Fehlanzeige. Die Schuldenbremse, unter maßgeblicher Mitwirkung der SPD zustande gekommen, unterbindet das ja – ein Fehler mit Folgen auf lange Sicht.
Die Kernfrage der Wachstumspolitik ist die Lohnpolitik. Löhne sind Einkommen und damit Nachfrage, und von der Nachfrage in erster Linie hängen die Investitionen ab. Dafür müsste die SPD aber ihr gesamtes Konzept der Agenda 2010 über Bord werfen, ebenso die Verteidigung der Wettbewerbspolitik. ULRICH BANGE, Essen
Das Ziel ist die Auslöschung Israels
■ betr.: „Da gibt es eine totale Spaltung“, taz vom 1. 8. 14
Das Interview mit Phyllis Bennis hat mich ziemlich geärgert. Wenn Frau Bennis Gaza mit dem Warschauer Ghetto gleichsetzt oder analog sieht, dann finde ich es ein schlimmes Versäumnis, dass Dorothea Hahn da nicht einmal nachfragt, was sie denn meint, wie viele Menschen im Warschauer Ghetto (oder danach in Treblinka) umkamen, nämlich 500.000. Und ob es nicht ein Unterschied ist, ob man Menschen einsperrt, um sie einfacher in ein Vernichtungslager transportieren zu können, oder ob man die Grenzen dicht macht, weil man sich vor Terroranschlägen einer islamistischen Regierung schützen will, deren erklärtes Ziel die Auslöschung Israels ist. Ich finde es unerträglich, dass solche Gleichsetzungen ohne kritische Hinterfragung gedruckt werden. Danach weiß ich nicht, was für ein Weltbild Frau Phyllis überhaupt hat. Sie redet viel von der Macht der Pro-Israel-Lobby in Washington, ohne das irgendwie einzuordnen und zu erwähnen, wie viel mehr Macht andere Lobbys (Öl!) haben, die nicht gerade proisraelisch sind. ALMUT ENGELIEN, Hamburg
Drei Jahre nur Sprüche gemacht
■ betr.: „Roland Koch schmeißt wieder hin“, taz vom 6. 8. 14
Der Abgang bei Bilfinger, nachdem er drei Jahre nur Sprüche machte, passt zu Koch. Wer mir jetzt glaubhaft machen will, dass die Politikergehälter mit den Managern in der freien Wirtschaft gleichziehen müssen, der hat mit seinem Scheitern ein Lehrstück erfahren. Wenn ein Politiker in die freie Wirtschaft wechselt, so handelt es sich in der Regel um Versorgungsposten. Hoffentlich hat Bilfinger nicht noch den brutalstmöglichen Schaden, das wäre übel für das Traditionsunternehmen und die Arbeitsplätzen dort.
Koch ist uns noch die brutalstmögliche Aufklärung aus den jüdischen Vermächtnissen schuldig! PETER A. WALTHER, Günzburg