LESERINNENBRIEFE :
Wer wird der Gewinner sein?
■ betr.: „Freude über Luftangriff“, taz vom 21. 3. 11
Foto auf Seite 1 der taz vom Montag, ein libyscher Rebell, mit erhobenen Armen und gespreizten Fingern als Siegeszeichen. Ich bin skeptisch, wer hier der Gewinner sein wird.
Nun gibt es den UN-Beschluss, der spricht bescheiden von einer Flugverbotszone, der sich in der Realität als ganz profaner Krieg darstellt, in dem Frankreich, die USA, Großbritannien, Italien und weitere Länder ihre Waffen auf libysches Territorium richten, oder sollte ich sagen auf libyschem Territorium ausprobieren? Ich schaue auf Afghanistan, ich schaue auf Irak, ich schaue auf Israel/Palästina, noch nie war Krieg als ein Mittel geeignet, um politische Konflikte zu lösen. Es lügt, wer so tut, als könne man im Krieg zivile Opfer vermeiden. Die französischen/englischen/amerikanischen Flugzeuge, angeblich für Libyens Freiheitskämpfer, lassen meine Frage unbeantwortet, wann die ersten Einschläge über der jemenitischen Hauptstadt Sanaa und in Bahrain zu hören sind, wo doch auch das Volk aufgestanden ist. Die Vereinigten Arabische Emirate haben die siebtgrößten Ölvorkommen der Welt; spricht das bei der UNO für oder gegen den Emir? Was ist mit Syrien, was mit der Elfenbeinküste? Nein, ich wünsche mir für sie keine Flugverbotszone; ich stelle nur die Doppelmoral der Mächtigen fest. Krieg ist kein Mittel zur Lösung der Menschheitsprobleme. Höchstens das allerletzte. WILFRIED MAIER, Berlin
Erklärung bitte!
■ betr.: „Gegen alle Prinzipien“, taz vom 24. 3. 11
Wenn es nur um die Menschenrechte gehen sollte, muss mir mal jemand erklären, warum in Libyen der Krieg am eigenen Volk ein Verbrechen ist und vom Westen zu bekämpfen und dasselbe Morden in Bahrain, mithilfe von saudischen Truppen, ohne jegliche Rüge der UNO toleriert wird!? MARKUS MEISTER, Berlin
Krieg löst keine Probleme
■ betr.: „Gegen alle Prinzipien“, taz vom 24. 3. 11
Prof. Stahl schildert zu Recht die Inkohärenz der außenpolitischen Entscheidungen zur Teilnahme an Kriegen. Gleichwohl muss die Frage erlaubt sein, ob es besser wäre, Deutschland beteilige sich an einem Krieg gegen ein Land, dessen Regierung es noch vor kurzer Zeit mit Waffen beliefert hat: Im Jahr 2009, so schreibt diese Zeitung, habe Deutschland für 53,2 Millionen Euro Waffen an Libyen verkauft.
Das zeigt doch die Verlogenheit der Diskussion. Es ist nicht davon auszugehen, dass Merkel und Westerwelle neue Einsicht gewonnen haben in die perverse Logik auch der Kriege. Ich jedenfalls klage nur halblaut, wenn einmal aus vermutlich innenpolitischen Gründen das Richtige getan wurde: Krieg löst keine Probleme.
MANFRED HARTMANN, Unna
Es gibt viel zu befreien
■ betr.: „Ein bisschen Kriegsbeteiligung“, taz vom 22. 3. 11
In Libyen ist Krieg. Deutschland macht nicht mit. Die taz und die Grünen hätten jedenfalls mitgemacht – zumindest ein bisschen. Wegen der Bündnistreue und besonders natürlich wegen der gerechten Sache. Außerdem ist es ja eigentlich kein Krieg, sondern nur eine Flugverbotszone (hat schon mal jemand eins von Gaddafis Flugzeugen gesehen?), vielleicht sogar ein humanitärer Einsatz.
Ja, Gründe für gerechte Kriege gibt es leider viele: Terror, Massenvernichtungswaffen, Taliban, Achsen des Bösen, Diktatoren, wo man hinschaut. Es gibt viel zu befreien – packen wir’s an. Aber, man kann sich schließlich nicht um alles kümmern.
Le Monde analysiert messerscharf : „… will, ohne sich die Hände schmutzig zu machen, die ersten Früchte der Entschlossenheit der französischen, britischen und US-Alliierten ernten.“ Meinen sie damit die Ölquellen? Vielleicht brauchen wir ja bald kein befreites Öl mehr, weil wir genügend Windräder haben. Na ja, jedenfalls macht Deutschland nicht mit, warum auch immer – und das ist gut so. WOLFGANG RAPP, Bruchweiler