LESERINNENBRIEFE :
Tötung, ein legitimes Mittel?
■ betr.: „Laden-Schluss“ zum Tod bin Ladens, taz vom 3. 5. 2011
Ich kann nur meine Verwunderung über eine Welt ausdrücken, in der noch nicht einmal mehr die Frage aufzukommen scheint, ob die Tötung eines Menschen ein legitimes Mittel der Politik ist.
MELANIE HINZKE, Essen
Herumdoktern an der Schrift
■ betr.: „Gekrittel am Gekrakel“, sonntaz vom 30. 4./1. 5. 11
Ich dachte, es habe sich herumgesprochen, dass wir unseren Kindern keinen Gefallen tun, wenn wir ihnen alles mögliche „erleichtern“ und „vereinfachen“, wenn wir ihnen möglichst jede Anstrengung ersparen wollen. Was für einen Sinn sollte sonst dieses verbissene Herumdoktern an der Schrift haben? Schauen wir doch in diesem Zusammenhang mal zu dem großen Rivalen China. Dort müssen die Kinder anstatt 24 Buchstaben einige Tausend Schriftzeichen lernen. Und die Chinesen denken nicht im Traum daran, ihre Schrift „vereinfachen“ zu wollen. Warum wohl? Weil sie ein ideales Gehirntraining ist. CHRISTIANE RATTINGER, Offenburg
Monotones Tun, kreatives Denken
■ betr.: „Stricken gegen Stress und Gedächtnisverlust“, „Nie mehr schönschreiben?“, taz vom 29. 4. u. 30. 4./1. 5. 11
Am Freitag (29. 4.) wird in der taz das Wiederholen feinmotorischer Tätigkeit beim Stricken als blutdrucksenkendes Mittel für Ältere gepriesen und als neueste wissenschaftliche Erkenntnis, dass diese monotone Tätigkeit nebenbei kreatives Denken fördert.
Einen Tag später in der Samstagsausgabe folgt die Ernüchterung für die Kleinen. Was die Alten sollen, dürfen die Kinder nicht: üben. So soll laut Grundschulverband die Aufmerksamkeit durch feinmotorische Abläufe nicht mehr als unbedingt nötig beansprucht werden. In den Reihen des Grundschulverbands scheint bisher niemand auf den recht einfachen Gedanken gekommen zu sein, dass feinmotorische Routinen Aufmerksamkeit erst ermöglichen. Lehrerinnen in unseren Schulen sollen Kinder nicht mehr üben lassen dürfen, weil für das viele „Wissen“ sonst keine Zeit bleibt.
Warum kann ein Grundschulverband Veränderungen in Schulen veranlassen, ohne einmal in ein Fachblatt der Kognitionswissenschaft geschaut zu haben? Immerhin wurden die Befunde des Wissenschaftlerteams Jean-Luc Velay und Marieke Longcamp bereits in der Zeitschrift Gehirn und Geist (2/2007) leicht nachvollziehbar aufbereitet. Inzwischen liegen vielfältige internationale wissenschaftliche Erkenntnisse vor. Ein Mindestmaß an Kenntnis sollte von einem Dachverband für LehrerInnen erwartet werden dürfen, bevor Grundschulkinder als Versuchskandidaten zum Testen von Designerschriften eingesetzt werden. THOMAS SCHINAUER, Kaiserslautern
Kinder sollen was schreiben lernen
■ betr.: „Nie mehr schönschreiben?“, taz vom 30. 4./1. 5. 11
Ich habe 1963 auf der Schiefertafel schreiben müssen. Später in Heften schönschreiben. Meine Kinder lernten das auch auf Papier. Meine Handschrift ist mit der Zeit verschlissen, wirklich lesbar ist sie nur per Tastatur. Einer meiner Söhne hat etwa 1990 Hausaufgaben als Computerausdruck abgeliefert, die wurden als nicht gemacht verworfen. Nun heißt es, Handschrift sei ein charakterliches Merkmal, mag ja sein, man muss den Charakter nicht immer zeigen. Anhand von Aufzeichnungen meiner Urgroßeltern kann ich denen außerordentliche Disziplin und Sorgfalt bescheinigen, gestochen scharfes Sütterlin. Nur lesen kann man’s nicht. Kinder sollen was schreiben lernen, das auch per Hand fix aufs Papier geht. Als Notiz. Vielleicht soll man auf Stenografie als Grundschrift übergehen, denn Wichtiges geht später über die Tastatur oder das Diktierprogramm und wird damit sogar volltextlich durchsuch- und auffindbar. Schreibschrift ist nur ein Zwischenschritt. HUBERT LAMBERTI, Andernach