LESERINNENBRIEFE :
Ideen werden gebraucht
■ betr.: „Die Logik des Konventionellen“, taz bremen vom 2. 5. 2011
Der ehemalige grüne Bausenator Ralf Fücks hat für den Bahnhofsvorplatz ein Symbol gefordert. Die derzeit grünen Befürworter der Bebauung wie Loske und Bücking, aber auch der Stadtbaudirektor scheinen in Ihrer Ideenwelt über ein Büro- und Geschäftshaus nicht hinauszukommen. Dabei weiß jedes obdachlose Kind, wie sensibel Bahnhofsgegenden sind! Hier geht es nicht um eine geduldete Fassadenkosmetik, hier geht es um bahnhofsverträgliche Nutzungen. Die Industrie- und Handelskammer bläst ebenso zum Durchmarsch. Leider auch hier keine Ideenträger, die auf dem Bahnhofsvorplatz eine Vision für eine Auto-, Raumfahrt-, Wissens- oder meinetwegen Bierstadt haben. Statt über Länge und Breite einer Investorenarchitektur zu diskutieren, wäre ein Ideenwettbewerb nötig. Derzeit werden nur Ideen gebraucht! CARSTEN SCHNOOR, BREMEN
Allgemeine Wählerverachtung
■ betr.: „Bierdeckel + Bierdeckel“, taz bremen vom 4. 5. 2011
Der Wähler ist dumm, scheinen die meisten Parteien zu glauben, wenn man sich ihre Wahlplakate ansieht. Beispiele: Eine Partei, die sich sonst als Lobby für Hoteliers hervorgetan hat, wirbt jetzt für die Milchwirtschaft: „Butter bei die Fische“, verlangt eine Frau Meyer. „Jetzt das richtige tun“ – aber was kann das sein? Mit frisch gebügelter Bluse an der Weser spazieren gehen? Eine Partei, die als Juniorpartner bereits an der Macht ist, sagt unverhohlen „Wir bleiben dran“ – offenbar an den Fleischtöpfen. Andere wollen erst dahin und fragen ratlos oder mit enormer Selbstüberschätzung: „Wen sonst?“ Und eine Wählergemeinschaft, die eine Namensgleichheit mit einer Kondensmilch aufweist, aber an Wähleranteil wohl nicht deren Fettgehalt erreichen wird, kommt nicht nur im Schriftbild eher altertümlich daher. An die Wimmelbilder für kleine Kinder dagegen erinnern die lustigen Bilderreihen unserer langjährigen Regierungspartei, es fehlt nur die Frage „Wo ist Walter?“, die jetzt natürlich heißen müsste: „Wo ist Jens?“. Antwort: inmitten seiner Getreuen, die zu zwei Dritteln ein dunkles Sakko tragen. KARL BROMKE, BREMEN
Nur ein Fall von Miteinander
■ betr.: „Bierdeckel + Bierdeckel“, taz bremen vom 4. 5. 2011
Der Artikel war die intensivste Beschäftigung mit der Wahl, die die taz bislang zustande gebracht hat. Man staunt, dass Sie einen Vierspalter über Bierdeckel nahezu ohne Humor schreiben können. Und ob die Gewichtung über jeden Zweifel erhaben ist? Sei’s drum. Nur das Prädikat „Funktionsmissbrauch“ möchte ich als übertrieben beanstanden, wo es doch eher um einen Fall von bremischem Miteinander geht: Wenn Grünen-Politikerinnen Linnert und Sokol seit Wochen den Rechnungshofbericht nicht ’rausgeben, weil sie die Reaktion vorm 22. 5. fürchten, könnte hier das F-Wort angemessen sein.
FRITZ DOPATKA, B+B-Bürgerschaftskandidat, BREMEN