LESERINNENBRIEFE :
Nicht beim „Jein“ stehen bleiben
■ betr.: „Eine moderate Zwischenposition“, taz vom 13. 10. 14
In dieser existentiellen Frage ist es wichtig, sachliche Argumente zu sammeln, um eine klare Position beziehen zu können und nicht bei einem vagen „jein“ stehen zu bleiben. Hierfür ist das gerade erschienene Buch von Gian Borasio über selbstbestimmtes Sterben hervorragend geeignet. Er findet klare Worte dafür, dass es um viel mehr geht als um die Bestimmung des Todeszeitpunktes, nämlich um die Verhinderung einer ökonomisch motivierten Übertherapie zugunsten einer hörenden Medizin, die ein Leben in Würde bis zum Ende ermöglicht. CAROLINE HEINLE, Deggenhausertal
In zwei Punkten unrealistisch
■ betr.: „Die Wüste lebt noch“, taz vom 15. 10. 14
Der Kommentar stellt sehr genau die Illusionen dar, die damals mit dem Projekt geweckt worden sind, unter anderem auch, um die deutsche Energiewende zu behindern. Nicht verständlich ist für mich, dass in diesem Bericht die Falschbehauptungen von Desertec übernommen werden.
Desertec hat in keiner Weise die Entwicklung alternativer Energien in Nordafrika angestoßen, wie das Beispiel Ägypten zeigt. In Ägypten gibt es seit 1988 einen ersten Versuchswindpark, der seit 2000 um einen kommerziellen Windpark ergänzt wurde. Anfang 2008 waren in Ägypten Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 545 MW in Betrieb und die Regierung hat ihr Planungskonzept für weitere 7.200 MW veröffentlicht. Die Gründung von Desertec erfolgte erst danach und war in mindestens zwei wichtigen Punkten unrealistisch. Wie kann man Strom aus Nordafrika billig nach Nordeuropa bringen, wenn keine Leitungen vorhanden sind und nur die Netzkosten in Deutschland schon ca. 5 Cent/kWh betragen? Wie kann man Strom aus Nordafrika nach Europa bringen, wenn dort ca. 200 Millionen Menschen leben, die einen erheblichen Bedarf an Energie haben und aktuell unter Stromabschaltungen leiden? DIETER FRIES, Hamburg
Naturschützer oder Ideologen?
■ betr.: „Der langsame Weg“, taz vom 14. 10. 14
Der Neubau der A 20 gefährdet angeblich den Bestand der Fledermäuse in den Segeberger Kalkberghöhlen. Schon in der Schule lernten wir, dass Fledermäuse sich durch Echolotung mit Ultraschall orientieren; selbst dünne Fäden erkennen sie durch die Reflexion. Bereits heute führen die A 21 und die Bundesstraßen 206 und 432 an den Kalkberghöhlen beziehungsweise am Travetal vorbei. Der Abstand ist streckenweise geringer als bei der neuen Autobahntrasse. Fledermäuse, die heute die B 206 kreuzen, sind künftig nicht zusätzlich gefährdet. Wie viel tote Fledertiere gibt es denn heute schon auf den genannten Strecken? Zur Durchsetzung eigener Interessen ist dem BUND, dem Nabu und den Grünen kein Argument zu billig. Ginge es nach diesen Gruppierungen, lebten wir bald wieder in Höhlen. WILHELM ZWANDULLA, Wankendorf
Gewichtung zehrt an Nerven
■ betr.: „Der Wert des weißen Lebens“, taz vom 15. 10. 14
Dem ist nichts hinzuzufügen – mir geht diese Gewichtung seit Jahrzehnten an die Nerven. Leider spielen die Medien dabei eine wesentliche Rolle und die taz kann sich trotz gegenteiligen Bemühens auch nicht freisprechen, auf dieser Klaviatur mit zu spielen.
HANS PETER LORENZEN, Münstertal
Nicht so einfach
■ betr.: „Diesel noch dreckiger als gedacht“, taz vom 13. 10. 14
In der von Ihnen referierten Studie wurden zwar – wie Sie berichten – 15 Fahrzeuge mit insgesamt 97 Testfahrten berücksichtigt, allerdings im Gegensatz zu Ihrer Darstellung nur teilweise, nämlich 12 Fahrzeuge mit insgesamt 61 Fahrten mit EURO6-Fahrzeugen in Europa. Von diesen 61 Fahrten entfielen allein 25 auf ein einziges Fahrzeug, dagegen auf weitere 6 Fahrzeuge nur jeweils 1 Fahrt. Da die Messwerte von Fahrzeug zu Fahrzeug, von Fahrt zu Fahrt, und innerhalb einer Fahrt von Sekunde zu Sekunde deutlich variieren, ist eine Verallgemeinerung eines wie immer gewonnenen Durchschnittswertes seriös nicht möglich.
Die dargestellte Studie ist zwar sehr interessant, taugt aber nur zur Begründung der Forderung nach einer belastbaren Untersuchung der Unterschiede zwischen Test- und Realwerten sowie deren Ursachen, kann sie jedoch selbst nicht ersetzen. Tatsächlich sind die Verhältnisse wohl doch nicht so einfach, dass man einem modischen Dieselmotor-Bashing, noch dazu ohne Unterscheidung verbrauchsstarker und verbrauchsarmer Pkw und unter völliger Vernachlässigung des Dieselschwerverkehrs, folgen könnte.
OTTO SCHALLABÖCK, Wandlitz
Veraltetes Weltbild überdenken
■ betr.: „Aufs wirkliche Leben schauen“, taz vom 15. 10. 14
Ein entspannterer Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder Homosexuellen wäre die erste positive Nachricht von der katholischen Kirche seit Langem. Vielleicht bringt Papst Franziskus einen Stein ins Rollen und sämtliche katholische Amts- und Würdenträger überdenken ihr veraltetes Weltbild. Dann geht es auch mit der katholischen Kirche wieder aufwärts. JULIA ENGELS, Elsdorf