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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

„Russenlager und Zwangsarbeit“

■ betr.: „Gegen das Vergessen“, sonntaz vom 26. 6. 11

Ich freue mich, dass Eberhard Radczuweit in die engere Auswahl für den Panter-Preis gekommen ist. Schade finde ich es, dass Ihr bislang nicht über die maßgeblich von ihm vorbereitete Ausstellung „Russenlager und Zwangsarbeit“ im Foyer der Humboldt-Universität, Unter den Linden, berichtet habt. Die Ausstellung wurde am 70. Jahrestag des Einmarschs der Deutschen Wehrmacht in der Sowjetunion am 22. Juni 1941 eröffnet (Gastredner u. a. zwei überlebende russische Kriegsgefangene und Georg Schramm) und läuft noch bis zum 20. Juli. Dort werden Portraitfotos von Überlebenden gezeigt und wird die unmenschliche Behandlung der ca. sechs Millionen Kriegsgefangenen dokumentiert, von denen ca. 3,3 Millionen in deutscher Gefangenschaft umkamen.

Besser als diese Ausstellung könnte die Arbeit von Eberhard Radczuweit nicht dokumentiert werden. WOLFGANG LINDER, Bremen

Herrschaftsinteressen verschleiert

■ betr.: „Panzer attackiert“, taz vom 11. 7. 11

Panzerlieferungen an Saudi-Arabien werden hinter verschlossenen Türen ausgemauschelt und uns wird dann noch weisgemacht, dass es der „Stabilisierung“ in der Region diene.

Immer mehr Waffen und Kriegsgerät, mehr Soldaten in aller Welt und mehr Krieg, das soll der „Stabilisierung“ dienen. Wo sonst ganz akribisch unterschieden wird zwischen Diktaturen und Demokratien, wo Schurkenstaaten und Menschenrechtsverletzer ausgemacht werden, da spielt es plötzlich keine Rolle, wenn es ums Geschäft geht bzw. wenn es um die ureigensten Herrschafts-/Machtinteressen in wichtigen Konfliktregionen der Welt geht. Einmal wird uns der Beweis geliefert, wie wir beständig zu einfältigen Opfern von Betrug, Phrasen, Versprechen und Erklärungen gemacht werden, die nur der Verschleierung der wahren Interessen dienen.

ROLAND WINKLER, Remseck

Noch mehr Formulare

■ betr.: „Strenger als Bio, bekannter als Neuland – Tierschutzbund startet ‚Tierwohl‘-Label für Fleisch“, taz vom 8. 7. 11

Oh ja! Bitte noch ein Siegel, noch ein Label! Noch mehr Formulare und Kontrollen auf dem Bauernhof! Das wird all unsere Probleme bezüglich Massentierhaltung und Tierquälerei lösen! Bald hocken wir nur noch da und kontrollieren uns alle gegenseitig! Juchhuh! Schöne neue Welt! BRITTA FLEGEL, Biobäuerin aus Kröte

Die Angst der Unerfahrenen

■ betr.: „Einstein im Rollstuhl? Joblos“, taz vom 9. 7. 11

Gäbe es doch mehr Menschen, die wie Karin Evers-Meyer denken, in der Gesellschaft, aber vor allem in Politik und Bildung!

Dass Behinderte ausgegrenzt werden, hängt mit der Angst der Unerfahrenen zusammen. Wenn in einer Schule, wie zum Beispiel im Schulzentrum Walle in Bremen, auch in der Oberstufe Behinderte mit Gymnasiasten und BerufsschülerInnen kooperieren und im Schulalltag überall dabei sind, dann wird das als Chance und Bereicherung erfahren. Das soziale Miteinander, die gegenseitige Hilfe, die positive Emotionalität, die dabei entstehen, fördert die berühmten Schlüsselqualifikationen in hohem Maße.

Wer den Umgang mit Behinderten schon in der Schule erlebt und geübt hat, kann auch in der Gesellschaft und am Arbeitsort damit umgehen. Eine Studie hat schon vor Jahren festgestellt, dass Arbeitgeber, die als Schüler mit Behinderten zu tun hatten, sich auch nicht fürchten und in hohem Maße bereit sind, Behinderten einen Job zu geben. Die Evaluation der Kooperationsprojekte an der genannten Schule hat jedenfalls ergeben, dass die Zusammenarbeit von Behinderten und Nichtbehinderten eine Win-Win-Situation war.

BARBARA LARISCH, Bremen