LESERINNENBRIEFE :
Die Weichen stehen auf Ablösung
■ betr.: „NPD verliert zu wenig“, taz vom 5. 9. 11
Angesichts einer Wahlbeteiligung von nur 52 %, einer drohenden weiteren Finanzkrise, einer hohen Arbeitslosigkeit und einer beängstigenden Abwanderung von einem überwältigenden Erfolg der SPD und einem grandiosen, bürgernahen Wahlkampf zu sprechen, das ist schon äußerst dreist. Schließlich ist es Ministerpräsident Sellering nicht gelungen, die allgemeine Politikverdrossenheit trotz großer Sorgen und Nöte der Menschen zu bekämpfen und die NPD aus dem Landtag in MeckPomm herauszuhalten. Die eigentlichen Verlierer der Wahl sind jedoch CDU und FDP. In Merkels Stammland MeckPomm holt die CDU ihr schlechtestes Wahlergebnis, und die erneute Schlappe der „Steuersenkungspartei FDP“ erinnert stark an den Untergang der Titanic. Damit stehen die Weichen für die schwarz-gelbe Koalition im Reichstag auf Ablösung, weil die Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin in 14 Tagen ähnlich ausgehen wird.
ROLAND KLOSE, Bad Fredeburg
Geheimdienste abschaffen
■ betr.: „Gaddafis geheime Helfer“ u. a., taz vom 5. 9. 11
Wo ist die demokratische Kontrolle der Geheimdienste? Die westlichen Geheimdienste arbeiten mit Terroristen wie Gaddafi zusammen und haben selbst Osama bin Laden aufgebaut: Wofür brauchen wir sie?
Ich kenne bisher nur eine Partei, die den Mut hatte, sich für die Abschaffung der Geheimdienste einzusetzen: La Rete (Dt.: das Netz). Zu dieser italienischen Partei gehörten Intellektuelle und Anti-Mafia-Kämpfer wie Leoluca Orlando. Es ist Zeit, dass sich auch deutsche Parteien für die Abschaffung der Geheimdienste stark machen. Ich kann es nicht vertragen, dass mein Land mit Diktaturen zusammenarbeitet, eigene Bürger ausspionieren darf oder in fragwürdige Operationen verwickelt wird, ohne dass ich es erfahren darf, obwohl meine Steuern dafür verwendet werden. DAVIDE BROCCHI, Köln
Lieber FDP retten
■ betr.: „Sollen Reiche mehr Steuern zahlen?“, taz vom 3. 9. 11
Der (natürlich ablehnende) Beitrag von Lasse Becker (FDP) qualifiziert ihn für höhere parteipolitische Gefilde. Er ist mindestens so gescheit wie seine Vorturner in Berlin. Seine Kenntnis über die Höhe und Besteuerung von Facharbeitergehältern zeugt von hohem Sachverstand.
Leider habe ich das Falsche studiert und bin nicht Facharbeiter. Gerne würde ich für 53.000 Euro facharbeitern – auch wenn laut Steuertabelle hierfür ca. 15 % Steuern (inklusive Kirchensteuer und Soli) fällig würden (25 % bei Steuerklasse 1). Die Differenz zum Spitzensteuersatz könnte ich ja immer noch in eine Stiftung einbringen oder der FDP spenden. Ich finde, er sollte seine Fähigkeiten zur Rettung der FDP einsetzen und von der taz zukünftig nicht mehr behelligt werden. SIEGFRIED MEISWINKEL, Meddersheim
Sparsamer Erfolg wünschen
■ betr.: „Normale sind schwer zu diagnostizieren“, Interview mit dem Gerichtsgutachter Hans-Ludwig Kröber, taz vom 3. 9. 11
Manchmal sind es einzelne Sätze, Nebenbemerkungen, die in keinem direkten Zusammenhang mit dem Thema stehen, die hängen bleiben und zum Nachdenken anregen. So einen Satz hat Hans-Ludwig Kröber am Ende des Interviews gesagt: „Mich gruselt es davor, wenn mir jemand einen erfolgreichen Tag wünscht. Das Christentum behandelt den Menschen nicht unter einem Effizienzgesichtspunkt.“ Dieser Satz wirkt in mir nach, und ich frage mich, wie oft ich Herrn Kröber zum Gruseln gebracht hätte, würden wir uns kennen. Mir ging das bisher leicht von den Lippen oder als Gruß in eine Mail: „Viel Erfolg bei …“ Und es war garantiert immer freundlich gemeint und ist hoffentlich auch so angekommen. Trotzdem, zukünftig werde ich wohl sparsamer damit umgehen und mir diesen Wunsch für wirklich Wichtiges aufheben. ELISABETH VOSS, Berlin
Das Herumeiern der UN
■ betr.: „Ankara bleibt bei hartem Kurs gegen Israel“, taz v. 5. 9. 11
Vor einem Jahr wurde die Gaza-Blockade insgesamt von der UN für nicht rechtmäßig gehalten. Im Juni 2010 forderte der UN Generalsekretär Ban Ki Moon Israel dazu auf, die Gaza-Blockade mit sofortiger Wirkung aufzuheben. Sie sei kontraproduktiv, nicht nachhaltig und Unrecht. Auch die Europäische Union hat Israel zur Beendigung der Gaza-Blockade aufgefordert und dabei keinen Unterschied zwischen See, Land und Luftraum gemacht. Nun wird auf einmal die Seeblockade als rechtmäßig hingestellt und auch nicht berücksichtigt, dass die israelische Marine die Flotille in internationalen Gewässern angegriffen hat. Dieses Herumeiern der UN trägt nicht besonders zu ihrer Glaubwürdigkeit bei. Daher ist es sicher eine gute Idee von der Türkei, die Blockade vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag überprüfen zu lassen. MANUELA KUNKEL, Stuttgart
Was VerbraucherInnen tun können
■ betr.: „Die Quälerei geht weiter“, taz vom 2. 9. 11
Was kann ich als Verbraucher tun? Nur noch Neulandfleisch kaufen. In Restaurants, Döner- und Pommesbuden oder Kantinen niemals mehr Geflügel essen. HANNES KÜPER, Werne