LESERINNENBRIEFE :
Die Anstrengungen sind enorm
■ betr.: „Regierung spart sich die Integration“, taz vom 8. 9. 11
Seit fünf Jahren leite ich Integrationskurse. Während unsere TeilnehmerInnen in den Jahren vor den Integrationskursen (Sprachverbandkurse) über ca. 720 Unterrichtsstunden bis zur Prüfung B1 verfügten, müssen sie nun in 600 Stunden die deutsche Sprache erlernen. Die Anstrengung der Teilnehmer ist enorm, denn laut allen Sprachwissenschaftlern wären 900 Stunden notwendig. Auch die Anstrengung der Dozenten ist enorm, denn sie müssen die Teilnehmer in kurzer Zeit auf dieses Niveau bringen. Das beansprucht enorm viel Vorbereitungszeit, um unter den genannten Bedingungen sinnvoll zu arbeiten. Für die vielen Stunden Vorbereitungszeit werden wir nicht bezahlt. Ein Honorar von 18 Euro reicht nur zum Leben, wenn man ca. 40 Unterrichtsstunden erteilt. Wenn man dies tut, was auf Grund der Jobangebote nicht oft möglich ist, dann fehlt die Vorbereitungszeit. Dies ist aber pädagogisch unerlässlich und wird auch vom BAMF, das ja eine hohe Qualität verlangt, erwartet. Wie ist es möglich, dass eine Regierung sich mit einem Programm wie dem der Integrationskurse rühmt und Träger und Dozenten für ihre Arbeit nicht korrekt bezahlt werden? HÉLÈNE SIEGWARTH, Metzingen
Eine unsinnige Lösung
■ betr.: „Die Datenkrake wird größer“, taz vom 12. 9. 11
Danke, dass Sie vielleicht noch rechtzeitig diese Fehlentwicklung aufgezeigt haben. Leider haben die Verantwortlichen nur im Sinn gehabt, die rechtlichen Randbedingungen an den jetzigen Zustand anzupassen, und die Chance für eine wirkliche Reform bislang verpasst. Wie der Artikel ausführt, ist es zumindest bedenklich, wenn nach dem Grundsatz der informationellen Selbstbestimmung überhaupt zulässig, dass hierfür alle Haushalte der Bundesrepublik erfasst werden müssen, was die Zuordnung der Bewohner einschließt. Es ist deprimierend, wie leichtfertig die Regierungen in der Praxis mit Fragen des Datenschutzes und des Grundgesetzes umgehen, nach dem Motto: Lasst die Bürger doch in ihrer Freizeit die Gerichte anrufen; wir bearbeiten das dann im Dienst. Es wäre schön, wenn in letzter Minute diese unsinnige Lösung zugunsten einer ehrlichen Reform gekippt würde. RAINER GLASCHICK, Paderborn
Vor Ort wird sich nichts ändern
■ betr.: „Der unklare Staat“, taz vom 13. 9. 11
Auch wenn absehbar ist, dass sich nach einer Anerkennung Palästinas vor Ort nichts ändern wird, da Israel auch weiterhin Land beschlagnahmen, siedeln und Wasserresourcen ausbeuten wird, das Flüchtlingsproblem nicht gelöst wird und kein Staat seine Truppen schicken wird, um das Gebiet des neuen Palästinas zu verteidigen, haben weder Westerwelle noch sonst ein Politiker das Recht, Abbas dazu zu drängen, auf den Gang zur UNO zu verzichten, weil angeblich nur Friedensverhandlungen zu einer Lösung des Konflikts führen könnten. Die letzten 20 Jahre haben gezeigt, dass genau das nicht zutrifft und von dem Gebiet, auf dem der Staat entstehen sollte, faktisch nicht viel übrig ist. Und alle haben diese Situation lediglich kritisch „beobachtet“ und sich dadurch zu Komplizen des israelischen Landraubs gemacht. MANUELA KUNKEL, Stuttgart
Macht die Autos kleiner
■ betr.: „Elektroauto bleibt Nischenprodukt“, taz vom 13. 9. 11
Wer sagt eigentlich, es braucht mindestens eine Tonne Auto, um in der Regel nur ein bis zwei Menschen auf oftmals kurzen Wegen zu transportieren? Macht die Autos kleiner und leichter, dann reichen auch die Akkus für einen Großteil der Wege, einige kleine Hersteller machen es schon vor. RALF SCHLÜTER, Aachen
Da muss man sich nicht wundern
■ betr.: „Deutschland hängt ab“ u. a., „Zweckbündnis der Egoisten“, taz vom 14. 9. 11
Da lese ich heute in der taz, dass wir hierzulande nicht genug Experten haben (Talente, Hochqualifizierte u. Fachkräfte, Seite 2). Und an anderer Stelle sprechen Sie von „ausgewiesenen Experten“ (Werner Hoyer, Seite 3, 1. Spalte links unten). Ja, da muss man sich doch nicht wundern! Wenn wir die ausweisen, die Experten, dann haben wir eben irgendwann keine mehr und wir geraten nur noch an Unzuständige, die uns auf ihr Nur-wie’s-dasteht-Angebot hinweisen. Wollen wir das wirklich? PETRA GROSZE-STOLTENBERG, Hattingen