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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Brandstifter

■ betr.: „Heinz Buschkowsky tritt ab: Tschüs, Großmäulchen!“, taz.de vom 27. 1. 15

Wenn ich den Namen Buschkowsky höre, muss ich immer an „Biedermann und die Brandstifter“ des Schweizer Schriftstellers Max Frisch denken. HEINZ GÜNTER GRUSE, taz.de

Heiliger Körper

■ betr.: „Kolumne: Immer bereit. Genau andersrum als beim Vögeln“, taz.de vom 25. 1. 15

Die Griechen haben gewählt. Mögliche Panikreaktionen ihrer konservativen Hörer ernst nehmend (wer Elite ist in diesem Land, hat schließlich Dutzende von „Snoozel-Ecken“), hat D-Radio Kultur um Viertel vor acht keinen Politologen gebeten, den Wahlausgang zu kommentieren, sondern einen Philosophen.

Ich habe nicht das ganze Interview gehört. In den paar Sätzen aber, die ich gehört hab, hat der Mann sich dreimal entschuldigt bei seinem werten Publikum. Dafür, dass er ihm so früh schon philosophisch kommt. Der Moderator hat sich dann von ihm verabschiedet mit der Bemerkung er müsse das Gehörte nun erst einmal „sacken lassen“. Dabei hatte doch der Radiophilosoph nichts weiter kundgetan als dies: Das Menschenhirn ist durchaus in der Lage, Rationalität und Irrationalität gleichzusetzen – wenn es (und das ist jetzt von mir) die beiden Seiten seiner Gleichung mit unterschiedlichen Variablen multipliziert. Der Moderator weiß wohl was er sagt. Seine Hörer essen nämlich jeden Morgen Müsli und sind vorm Dienstbeginn auch schon gejoggt, ihr Gehirn haben sie aber vor dem Mittag- beziehungsweise Abendessen nicht benutzt.

Manchmal denke ich, die Griechen hatten einfach Pech. Nach ihnen kamen Römer. Weswegen sich der deutsche Durchschnitts-Elitäre bis heute eher als Gladiator sieht denn als Teil von Demos. Sein Körper ist ihm heilig wie sonst nichts. Sein Gehirn ist eher eine Last. Das ist zwar völlig irrational, rational betrachtet allerdings auch sehr vernünftig. Mit einem richtig leistungsfähigen Gehirn macht man sich heutzutage wenig Freunde. Mit einem fitten Körper kann man besser punkten. Beim Vögeln ist das anders? Nein!

MOWGLI, taz.de

Kein Nachtreten

■ betr.: „Berliner Kitastudie: Nachtreten gegen Nußbaum“, taz.de vom 22. 1. 15

Da weder Abgeordnete noch Regierungen dem „Souverän“ auch nur irgendeine Bilanz ihrer Tätigkeit, eine Saldierung vorher/nachher schulden oder wenigstens vorlegen, da mit dem Wechsel von einem Posten auf den nächsten die vorher schon nicht feststellbare „Verantwortung“ (insbesondere im Sinne von Haftung) gänzlich aufgegeben wird, würde ich vorliegend nicht von „Nachtreten“ sprechen, ohne mich selbst der willkürlichen Wertung zugunsten Herrn Nussbaums zu zeihen.

Wird es denn auch ein „Nachtritt“ sein, wenn erst selbst die Spatzen von allen maroden Dächern über die zerbröselten Straßen pfeifen, dass Herrn Nussbaums schwarze Null nicht einmal eine rote Null ist? Und geht der „Verantwortliche“ dann in Haftung, wenigstens so weit, wie ein Baggerführer für ein angerissenes Kabel?

MUCK, taz.de

Sozialstaatsgebot

■ betr.: „Der Riesen-Gemüseauflauf“, taz.de vom 24. 1. 15

„Die Arbeit von June-Marie und Co ist zweifelsohne eine wichtige. Doch drängt sich die Frage auf, ob das, was diese jungen Menschen leisten, nicht eigentlich Aufgabe des Staates ist. Ist es nicht Aufgabe des Wohlfahrtsstaats, Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben und sie mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen?“, schreibt Fanny Lüskow in ihrem Artikel.

Ja, ist es, schon allein aufgrund unseres im Grundgesetz verankerten Sozialstaatsgebotes, ganz ohne Wenn und Aber! Deshalb ist, wie von den parteipolitisch unabhängigen Wohlfahrtsverbänden und DGB-Gewerkschaften schon seit Jahren gefordert, eine deutliche Anpassung der Regelsätze im SGB II und SGB XII an die heutigen realen Lebenshaltungskosten ebenso unabdingbar wie Mietobergrenzen, die sich am realen Wohnungsmarkt und somit nicht an der aktuellen Lage der Staatskasse orientieren.

Denn die Staatskasse kann jederzeit durch überfällige Steuererhöhungen und -einführungen (Spitzensteuersatz, Erbschaftssteuer, verfassungskonforme Wiedereinführung der Vermögenssteuer, Finanztransaktionssteuer etc.), die unter anderem der Finanzierung dieser Sozialleistungen dienen, aufgebessert werden.

JESSICA, taz.de

Etwas für andere tun

■ betr.: „Der Riesen-Gemüseauflauf“, taz.de vom 24. 1. 15

Ganz sicher wäre das Aufgabe des Staates. Andererseits wäre es schade, wenn es diese Kochevents nicht mehr geben würde – das fröhliche Beisammensein, das Gerne-etwas-für-andere-Tun, und vor allem eine große Zahl an Menschen, die gute Lebensmittel verarbeiten, die ansonsten weggeschmissen würden. NURMALSO, taz.de