LESERINNENBRIEFE :
Nachtflugverbot erkämpfen
■ betr.: „Das Recht auf Ruhe“, taz vom 14. 10. 11
Fünf Stunden Nachtruhe für Kinder reichen aus. Erst um Mitternacht dürfen sie ins Bett? Grotesk. Weit über 100.000 Menschen werden durch Schönefeld verlärmt. Niemand kann vernünftig erklären, warum es in Tegel ein ausgedehnteres Nachtflugverbot gibt! Wowereit und Platzeck brauchen den beständigen, fantasievollen Widerstand der Bevölkerung im Nacken. Die Bürgerinitiativen müssen selbst das Nachtflugverbot erkämpfen durch massive Proteste und Blockaden. Nur so kann man der Überheblichkeit ostzonaler Politik Grenzen setzen. Schönefeld bleibt der falsche Standort. Wie kann es sein, dass durch Subventionen die Billigfliegerei so ausgeweitet wurde in Berlin, dass sich innerhalb von zehn Jahren der Flugverkehr verdoppelt? Eine solche Politik torpediert Klimaschutzziele. Ohnehin steht zur Debatte, dass der Tag kommt, an dem die Fliegerei drastisch eingeschränkt werden muss, sollte man die Absicht haben, auf diesem Planeten überleben zu wollen. MARKO FERST, Gosen
Anderes Schauspiel
■ betr.: „So weiblich wird der DAX“, „Nur wer brennt, kann ausbrennen“, taz vom 18. 10. 11
Die ganze Inszenierung ist schon deshalb fragwürdig, weil diese „Vereinbarung“ per se nur sehr wenigen im Beruf stehenden Frauen zugutekommen kann und weil die Arbeitswelt entweder bisher durch Wegsehen der Politik oder durch die einzig mit dem Ziel der möglichst weitgehenden Absenkung der Arbeitslosenzahlen bestimmte Politik sich in den letzten Jahren so verändert hat und ändert, dass die Berufstätigkeit für Frauen und Männer ohne Zweifel immer stressiger und seelisch belastender wird.
Ein anderes „Schauspiel“ müsste eigentlich auf dem Spielplan stehen, das aber seit Jahrzehnten – von wem wohl? – immer wieder verhindert und merkwürdigerweise von den Betroffenen auch nur hier und da mal bekannt gemacht wird. Es geht um „Verdienstunterschiede von Frauen und Männern“. Laut dem Statistischen Bundesamt verdienen für gleiche Arbeit Frauen in den neuen Bundesländern 6 % weniger und in den alten Bundesländern 25 % weniger als Männer. Hier wäre wirklich eine solide und gut vorbereitete Inszenierung seitens der Politik angebracht, da diese unfaire Behandlung sehr viele Frauen und damit auch viele Familien, Single-Haushalte usw. betrifft. Hier könnte Frau Ministerin Schröder auch wieder eine „Wette“ anbieten. Zum Beispiel: Steigen oder fallen die Verdienstunterschiede im nächsten Jahr? Info dazu: Der Unterschied betrug 2007 in den alten Bundesländern immerhin „nur“ 24 %. Im Artikel 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland steht im Absatz 2: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Das klingt wie eine ständige Verpflichtung für alle. Und was unternimmt die Politik? HARTMUT HAUTZEL, Köln
Frauenquote per Gesetz
■ betr.: „Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel“, taz vom 19. 10. 11
Bei der Frage nach der Frauenquote für DAX-Vorstände und -Aufsichtsräte sind unverbindliche Versprechungen abzulehnen. Eine umfangreiche gesetzliche Regelung gemäß der Forderung von Frau Ursula von der Leyen (Arbeitsministerium) muss her. Das dabei natürlich auch zu berücksichtigende Problem der Intersexualität könnte entsprechend den jahrelangen Vorarbeiten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gelöst werden: Ein beglaubigter, aktueller Bluttest auf Testosteron gehört in die Bewerbungsunterlagen. JÖRG WIEHMEYER, Regensburg
Auf Sex reduziert
■ betr.: „Love me Ständer“, tazzwei vom 14. 10. 11
Also, feministische Pornos, das wär’s. Bloß, gibt es die überhaupt?
Ich glaube, es kann sie gar nicht geben. Feminismus heißt, die gleichen Rechte für Männer und Frauen zu fordern und durchzusetzen und Frauen zu achten. Pornos sind Geschichten, Fotos, Filme, in denen Frauen auf Sex reduziert werden. Also Porno ohne Frauenverachtung geht nicht. Und auch nicht ohne Männerverachtung. Man denke an das unsägliche Zeug, das Darsteller und Darstellerinnen bei der Herstellung von visuellen Pornos tun müssen.
CORNELIA KELLERER, Boos
Traumatisierte Soldaten
■ betr.: „Wulff stärkt Soldaten den Rücken“, taz vom 18. 10. 11
Unser Bundespräsident Wulff ist wirklich immer darauf bedacht, alles richtig zu machen. Nun weilte er, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Köhler, sogar zu einem Staatsbesuch in Afghanistan. Nur einer allerdings fehlte bei diesem großen Staatsbesuch: Johannes B. Kerner. Diesmal also keine Talkshow und Frontberichterstattung für die Zuschauer in der Heimat. Dafür der Austausch von protokollarischen Artigkeiten und überflüssigen Reden und eine etwas nebulöse Versicherung des Bundespräsidenten, dass man auch nach dem Abzug der Soldaten im Jahre 2014 Afghanistan nicht im Stich lassen werde. Man sollte sich viel mehr um die aus dem Kriegsgebiet zurückgekehrten traumatisierten Soldaten kümmern, die nach abgeleisteter Dienstzeit vom Staat schamlos im Stich gelassen werden! Hier sollte der Bundespräsident mal seine Stimme erheben und ein Machtwort sprechen! THOMAS HENSCHKE, Berlin