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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Das Wachstumsfrage ist gestellt

■ betr.: „Von Roosevelt lernen“, taz vom 22. 10. 11

Alle schimpfen auf die Banken. Würden die Banken endlich all die Forderungen, die weltweit auf den Transparenten und in den Netzwerken zu finden sind, erfüllen, wäre das Problem doch eigentlich gelöst. Wirklich? Die Zockerei hätte ein Ende und die Banken wären wieder nur „Gefäße, die das Vermögen der Vermögenden verwalten“. Verwalten? Vermehren! Denn: Anleger mit ihren über Jahrzehnte angehäuften Vermögen würden weiterhin für das Geldverleihen Zinsen kassieren. Die Banken würden diese Geldbestände, auch wie immer schon, als Kredit zur Verfügung stellen, natürlich auch gegen Zinsen, und zwar höhere, denn auch eine Bank muss Gewinne erwirtschaften. Anleger und Bank verdienen also bei diesem Geschäft. Der kleine Unterschied: Die Bank braucht dazu Infrastruktur und muss Arbeitsleistungen erbringen, der Geldverleiher muss nur eines haben: Geld.

Die Vermögenswerte und deren Verteilung innerhalb der Gesellschaft werden regelmäßig publiziert und sind beängstigend, zumindest für Menschen, die eine Vorstellungskraft für Zahlen mit vielen Nullen haben. Die Vermehrung dieser Vermögenswerte findet weiter ungehindert statt, allein durch das Zinseszinssystem. Mit den Grundrechenarten und der Annahme eines Zinssatzes von 5 Prozent kommen wir auf eine Verdopplung des Geldvermögens in nur 17 Jahren (in 34 Jahren eine Vervierfachung, in 68 Jahren eine Verachtfachung). Die Forderung, Reiche mehr zu belasten, ist absolut richtig. Aber die Begründung von vor 80 Jahren und die von heute kann und darf nicht dieselbe sein. Was das so sehr gepriesene Wirtschaftswachstum in diesen 80 Jahren angerichtet hat, kann man als umweltbewusster Mensch in der ganzen Welt beobachten und nur beklagen. Und die Wachstumsfrage ist ja längst gestellt. Dennoch: Eine neue Wachstumsphase würde es tatsächlich möglich machen, für eine bestimmte Zeit ohne neue Schulden wenigstens die Zinsen für die Staatsschulden zu begleichen. Das sehen Kurzsichtige heute tatsächlich als Lösung. Von Tilgung spricht ja sowieso keiner mehr. Aber Staatsschulden und Privatvermögen wachsen bekanntlich exponentiell, und es wäre nur eine Frage der Zeit, dass die Zinsspirale das Wirtschaftswachstum wieder hinter sich lässt. Die Folgen für Klima und Umwelt mag man sich gar nicht vorstellen. Das Wachstumsargument kann man somit vergessen.

Das Grundproblem ist auch ein anderes, gern verschwiegenes: Exponentiell wachsende Vermögen korrelieren in unserem Geldsystem mit exponentiell wachsende Schulden und damit mit exponentiell wachsenden Zinsen. Was Zinslasten für das Volk überschuldeter Staaten bedeuten, ist ja hinlänglich bekannt. Genau diese Zinszahlungen, die nichts anderes bedeuten als die – ebenfalls exponentiell verlaufende – Umverteilung von Arm zu Reich, müssen gestoppt werden. Die Umkehrung dieses zerstörerischen Geldflusses ist die drängendste Aufgabe, vor der wir stehen. Und das geht nur mit einer spürbaren Besteuerung der Vermögen. Wie realitätsfremd klingen da die neuen Forderungen nach Steuersenkungen …

DIETER STOMPE, Erfurt

Die Puste ausgegangen?

■ betr.: „Eine waghalsige Klettertour“, taz vom 22. 10. 11

Nach der „waghalsige Klettertour“ bleibt Rudolf Walther bloß die Aussicht auf eine Erinnerung daran, „dass Freiheit und ‚demokratische Sittlichkeit‘ mehr meinen als Markt, Talkshow und Westerwelle“. Ist dem Rezensenten die Puste ausgegangen, möglicherweise sogar dem Autor dieser „phänomenalen Studie“?

Wie wäre es, nach Erklimmen des Gipfels zu erkunden, wie es sich eigentlich verhält mit dem Rohstoff für „Das Recht der Freiheit“, also mit den deklarierten „Menschenrechten“? Ist denn dieser Rohstoff unbegrenzt verfügbar? UN-Dokumente, Entwicklungshilfekriterien, Begründung für Nato-Einsätze unterstellen dies: Diktatoren weg, Korruption weg, Diskriminierungen aller Art weg – und frei wird der Zugang zu „Menschenrechten“ als einem der Rohstoffe für menschliches Ticken auf dieser Welt? Kann es sein, dass auch dieser Rohstoff nur dem Teil der Menschheit dienen soll, der ihn sich leisten kann? Kann es sein, dass je mehr dieser Teil davon beansprucht, umso weniger für alle zur Verfügung steht?

KLAUS JÜRGEN SCHMIDT, Balge-Dolldorf

Nur noch Frauen-Leibesübungen

■ betr.: „Pulloverparadigmen“, taz zwei vom 17. 10. 11

Beim Lesen dieses Artikels und dem treffenden Begriff „Männerfußball“ fiel mir wieder – wie jede Woche – auf, dass eure/unsere Leibesübungen sich vor allem auf Männersport beschränken. Freue mich als Ex-Eintrachtspielerin (Volleyball) natürlich auch, die Männerergebnisse dieser Liga zu lesen. Wichtiger wären mir allerdings die Ergebnisse der Frauenligen. Lösungsvorschlag: ca. zehn Jahre nur noch Frauenleibesübungen, vielleicht würde das auch Luise Pusch begrüßen? Oder zumindest 50:50 in der Berichterstattung! Das tägliche Lesen der taz würde mir noch besser gefallen! Also zögert nicht mit der Umsetzung! INGRID HERTRICH, WIESLOCH