piwik no script img

Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Fundierte Kritik ausgeblendet

■ betr.: „Wir sind keine Kolonialherren“, taz vom 14. 11. 11

Wie so oft, wenn es um Entwicklungshilfe geht, nimmt auch im Interview mit Minister Niebel die Selbstverpflichtung Deutschlands, 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung für diesen Bereich auszugeben, einen breiten Raum ein. Sicher ist es nicht falsch, einer Regierung ihre einmal gemachten Versprechungen vorzuhalten. Letztendlich wird dadurch jedoch die immer noch weit verbreitete Ansicht bekräftigt, viel Geld bedeute viel Hilfe. Ausgeblendet bleibt die fundierte Kritik an der Entwicklungshilfe. Den meisten KritikerInnen geht es nicht darum, Entwicklungshilfe pauschal abzuschaffen oder sie unter dem besser klingenden Begriff „Entwicklungszusammenarbeit“ zu verstecken, sondern um die Frage, welche Voraussetzungen bei der Partnerseite gegeben sein müssen, damit deutsche Steuergelder nicht der Stabilisierung korrupter Regime dienen, sondern tatsächlich zur nachhaltigen Verbesserung der Lebenslage der Menschen in den betreffenden Ländern beitragen können. Diese Frage wurde dem Minister leider nicht gestellt. Eine ehrliche Antwort hätte deutlich gemacht, dass es in der Entwicklungszusammenarbeit eben nicht nur darum geht, den „Armen“ zu helfen, wie landläufig angenommen wird, sondern dass außenpolitische, wirtschaftliche und strategische Aspekte eine Rolle spielen – wie immer man das auch bewerten mag. BRIGITTE REINHARDT, Bad Honnef

Ablenkungsmanöver

■ betr.: „Aktenzeichen NS ungelöst“, taz vom 15. 11. 11

Jetzt kommen die schlimmsten Mordserien eines „Nationalsozialistischen Untergrunds“ ans Tageslicht, und den Politikern fällt nichts anderes ein, als wieder einmal das Verbot der NPD zu fordern. Wann ist endlich Schluss mit solchen Ablenkungsmanövern? Es geht nicht um ein NPD-Verbot, das im Übrigen überhaupt nichts bringen würde, sondern es geht um die konsequente Bekämpfung des mörderischen Rechtsterrorismus mit allen Mitteln, die einem Rechtsstaat zur Verfügung stehen, und um die Klärung der Frage, ob und inwieweit staatliche Geheimdienste mit drinstecken in diesem braunen Gewaltsumpf. ERHARD JÖST, Heilbronn

Allerunterstes Niveau

■ betr.: „verboten“, taz vom 14. 11. 11

Den Text dieser Kolumne finde ich so was von daneben, dass ich zum ersten Mal seit meiner bestimmt schon 20-jährigen taz-Zeit einen wütenden Brief loswerden muss. Erstens wird ein bescheuertes Klischee bedient („hochschlafen“) und dann süffisant infrage gestellt, ob der Erkrankte denn überhaupt noch einen hochkriegt. Das ist allerunterstes Niveau, und ich will so etwas nie wieder in der taz lesen! RUTH MANDERA, Neuwied

Unterste Schublade

■ betr.: „verboten“, taz vom 14. 11. 11

Personen des öffentlichen Lebens kann und sollte man ihren Handlungen entsprechend vorführen, auch lächerlich machen, soweit ihr Tun oder Nichttun für die Öffentlichkeit von Belang ist. Aber einen „Witz“ zu konstruieren zwischen einer hoffentlich überstandenen gefährlichen Krankheit und dem üblen Ausdruck „hochschlafen müssen“ ist Stammtischniveau der untersten Schublade (falls man dabei überhaupt von irgendeinem Niveau sprechen kann). Die Arbeit von PolitikerInnen muss kritisch, auch satirisch, betrachtet und bewertet werden, aber hier handelt es sich um eine Privatangelegenheit, die man gut oder weniger gut finden kann, aber nicht zu bewerten hat. Dann noch diese Unterstellung, gegenüber Frauen, die weiterkommen – ich kann es nicht fassen. ROLF MÖRSCHBACHER, Köln

Das Problem ist unlösbar

■ betr.: „In sieben Schritten zum Endlager“, taz vom 12. 11. 11

Weltweit gibt es kein „Endlager“ für hochradioaktiven Müll. Alle Staaten, die Atommüll produzieren, geben vor, sie seien auf der Suche nach einem geeigneten „Endlagerstandort“. Ich setze „Endlager“ in Anführungsstriche, weil es keins geben kann. Das Problem ist nicht ungelöst, sondern es ist unlösbar. In unverantwortlicher Weise belasten wir unsere Kinder und Enkelkinder, nein, tausende von nachfolgenden Generationen, mit diesem lebensbedrohenden Relikt unserer verfehlten Energiepolitik – ein Generationsverbrechen. WINFRIED EISENBERG, Herford